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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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hervor, verstummte aber abrupt, als er einen widerlich großen Käfer vor seinem Gesicht auf- und niederschweben sah.
    Obwohl der Wallach unvermindert schnell dahintrabte, hielt der pechschwarze Vierflügler exakt zwei Handlängen Abstand zu Ulfgars Nasenspitze, beinahe so, als wollte er dem Magnus Auge in Auge gegenüberstehen.
    Seine halbmondförmig gebogenen Vorderläufe glänzten feucht.
    Es war Ulfgars Blut, das an ihnen klebte, das war dem Magnus sofort klar. Er wollte das lästige Insekt schon mit einem harten Schlag zur Seite wischen, um sich für seine Verletzung zu rächen, als er eine bedrohliche Veränderung am Rande seines Sichtfeldes bemerkte.
    Keuchend verfolgte er, wie sich der Waldboden links und rechts des Weges zu zwei kniehohen schwarzen Wellen aufwarf, die rasend schnell aufeinander zuliefen. Instinktiv rammte Ulfgar dem Wallach die Absätze in die Flanken, aber noch ehe das Tier reagieren konnte, jagten die Bodenwellen über den staubigen Pfad hinweg und prallten in der Wegesmitte aufeinander. Im gleichen Moment schien es, als würde sich die Erde spalten.
    Überall knickten die Pferde mit den Vorderläufen ein.
    Ulfgar wurde kopfüber aus dem Sattel geschleudert. Sein Aufprall fiel weicher aus als erwartet, doch dem ersten Gefühl der Erleichterung folgte ein scharfes Brennen am ganzen Körper, das ihn in die Höhe fahren ließ. Erdkrumen spritzten auf, hafteten an seinem Umhang und rieselten in jeden Kleidungsspalt.
    Er taumelte, denn der Boden unter seinen Sohlen war so nachgiebig wie Treibsand. Wie durch ein Wunder gelang es ihm, sich aufrecht zu halten. Ganz im Gegensatz zu einigen anderen, die schreiend und um sich schlagend auf die Knie sanken und innerhalb weniger Herzschläge von emporschießenden Erdmassen überzogen wurden.
    Unmenschliches Kreischen erfüllte die kalte Luft.
    Ulfgar stieß ebenfalls eine Reihe spitzer Schreie aus, und der allgegenwärtige Schmerz trübte seinen Verstand. Jeder Fingerbreit seines Körpers brannte wie Feuer. Erst als er die Schattenjade an seinem Finger glänzen sah, begriff er, dass sie das Opfer einer magischen Attacke waren.
    Hinfort! , befahl er mit dem letzten klaren Gedanken, zu dem er noch fähig war, und für einen kurzen Moment trat tatsächlich Linderung ein. Gerade lange genug, um zu erkennen, dass es keineswegs umherwirbelnder Staub war, der ihm unter die Kleidung drang, sondern gefräßige Insekten unterschiedlichster Größe, die sich zielstrebig zwischen den Stofffalten vorarbeiteten und sie sogar zerschnitten, um bis zu seiner nackten Haut vorzudringen.
    »Hinfort mit euch, widerliches Geschmeiß!«, forderte Ulfgar laut und spürte dabei, wie eine heiße Woge von seinem Ringfinger ausging, die sich durch seinen ganzen Körper fortpflanzte.
    Zischend vergingen zahlreiche Insekten, die ihm das Fleisch vom Körper schnitten. Ihre aufglühenden Leiber, die inmitten der Wunden zerplatzten, verursachten zusätzliche Pein, trotzdem stieg Triumph in ihm auf. Von neuer Hoffnung durchflutet, sammelte Ulfgar seine Gedanken, um einen noch mächtigeren und wirkungsvolleren Bann zu wirken.
    Es wurde auch höchste Zeit. Neben ihm stolperten bereits Männer mit leeren Augenhöhlen und blutüberströmten Gesichtern umher. Wenn nicht rasch etwas geschah, hatte ihnen das fliegende Geschmeiß bald alles Fleisch von den Knochen geschält. Nicht einmal die Pferde wurden verschont. Ulfgars Wallach lag bereits, über und über mit flirrenden Flügeln bedeckt, am Boden und zuckte kaum noch merklich mit den Hinterläufen.
    Statt Mitleid verspürte der Magnus ein Brennen im Nacken. Wütend krallte er seine Linke in das dort wimmelnde Geschmeiß und fegte es fort, endlich dazu bereit, all die Kraft, die in dem ihm anvertrauten Ring schlummerte, auf einen Schlag freizusetzen.
    Ehe er das erste Wort seines Bannes aussprechen konnte, platzte jedoch die Rinde von den umstehenden Bäumen und regnete auf ihn herab. Entsetzt begriff er, dass es sich bei dem Holz in Wirklichkeit um weitere Insekten handelte, die zuvor die Äste und Stämme überzogen hatten.
    Myriaden von Tieren bevölkerten die Luft.
    Mit angelegten Flügeln jagten sie geradewegs auf Ulfgar hinab, eine schiere Flut. Mit scharfen Hornzangen und spitzen Stacheln bearbeiteten sie seinen Hals, drangen in seine Mundhöhle und die Nasenlöcher ein und bedeckten die Hand mit dem Ring in mehreren dichten Schichten.
    Hustend und nach Atem ringend schlug Ulfgar um sich, verzweifelt darum bemüht, seinen Bann in

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