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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Korridor. Vielleicht war das der Grund, warum das Geschmeiß Yako und Nispe nicht endgültig erledigte, vielleicht waren dessen Reihen aber auch so stark gelichtet worden, dass es sich lieber auf den eigentlichen Grund seines Angriffs konzentrierte: auf die Jadeträgerin.
    Noch immer benommen am Boden kniend, musste Nispe hilflos mit ansehen, wie sich der verbliebene Schwarm auf Mea stürzte, sie von Kopf bis Fuß umhüllte und durch die Luft davontrug, als wäre sie eine Feder im Wind, die von einer Bö zum Fenster hinausgewirbelt wurde …

30
     

Das Gold der Iskander
     
    Unke blickte mitleidig auf den Burschen mit den weißblonden Haaren herab, der auf der Felldecke lag. Außer Schrammen und blauen Flecken hatte er keine äußeren Verletzungen, trotzdem war nur am sanften Heben und Senken seines Brustkorbs zu erkennen, dass er noch lebte.
    »Wer ist das?«, wollte sie wissen. »Ein unschuldiger Knabe«, antwortete ihr Bruder. »Zumindest war er das, bevor wir das Verderben in sein Dorf brachten!«
    Unke sah auf, fragte Alvin aber nicht, was er damit meinte. Sie kannte ihren Bruder gut genug, um zu wissen, dass man ihn nicht zum Sprechen drängen durfte, weil er sonst noch verschlossener wurde, als er ohnehin schon war.
    In einer verlegenen Geste nestelte Alvin an dem zerschlissenen Kapuzenmantel herum, den er unter dem geborstenen Greifen hervorgezogen hatte. Seltsamerweise klebte kein einziger Blutstropfen an dem weichen Leder.
    Ehe er erklären konnte, was es mit Rorn auf sich hatte, wurden unten im Schankraum aufgeregte Stimmen laut. Unter all den Kriegern, die dort versammelt waren, hörte er deutlich Bornus heraus, der laut nach ihm rief und verlangte, dass er hinunterkommen solle.
    Rasch schlang Alvin den Mantel um Rorns Schwert und schob beides tief unter das Eichenbett des Bewusstlosen, gleich neben die beiden Schwerter und den falkenköpfigen Streithammer, die Bornus und Rogge erbeutet hatten. »Lass uns nachsehen, was da los ist.«
    Der Tumult hatte sich inzwischen gelegt, trotzdem beeilten sie sich, die steile Treppe hinabzusteigen.
    Kurz bevor sie den schmalen Durchgang erreichten, ergriff er Unkes Hand. »Falls wir gleich Gardisten sehen, setz ich dir die Klinge an den Hals«, raunte er ihr zu. »Dann werden sie glauben, dass wir euch gezwungen haben, uns zu helfen. «
    Seine Schwester nickte verstehend, doch als sie die Türschwelle passierten, war keine einzige Uniform zu sehen, sondern eine von Kopf bis Fuß in Flickenleder gehüllte Gestalt, die Unke unwillkürlich zusammenzucken ließ.
    Zerbe!
    Schon die undurchdringliche Schwärze in den Augenhöhlen bewies, dass es tatsächlich der Urkrieger war und nicht irgendein dahergelaufener Spaßvogel, der die abgelegte Kluft auf dem Fuhrwerk gefunden und übergestreift hatte.
    Um den Lederhäuter hatten sich jene Krieger aus Iskan, Nekal und Thyrm geschart, die in der Stadt für Unruhe gesorgt hatten, während Alvins und Hormuks Mannen in die Höhle des Zyklopenschlächters gestiegen waren.
    Unkes Knechte hatten sich wohlweislich verzogen, denn die Stimmung im Schankraum war gereizt.
    Bornus und Rogge starrten den Lederhäuter ebenso feindselig an wie die anderen. Mehrere Männer hatten die Hand am Schwertgriff, obwohl sie alle wussten, dass Zerbe nicht durch blanken Stahl zu besiegen war. Darum spielte Bornus auch lieber mit einer der vielen Pechlampen herum, die den Raum in schummriges Zwielicht tauchten. Alvin hoffte inständig, dass der Waffenbruder nicht mit ihr nach Zerbe warf. Seine Schwester würde es ihm nie verzeihen, wenn einer seiner Männer die Wolfsgrube abfackelte.
    »Keine Sorge, das ist ein Verbündeter«, sagte er zu Unke, obwohl ihn die gleichen Zweifel wie die anderen quälten.
    »Verbündeter?«, wiederholte Rogge mit angewidertem Gesicht. »Was ist das wohl für ein Verbündeter , der seine Waffenbrüder ins offene Messer laufen lässt?«
    Zustimmendes Gemurmel wurde laut.
    »Ich spüre eine gewisse Unzufriedenheit«, übte sich Zerbe in der Kunst der Untertreibung. »Was ist geschehen? Bisher weiß ich nur, dass ihr euren Auftrag zu meiner allergrößten Zufriedenheit ausgeführt habt. Der Weg ins Herz des Feindes steht offen.« Theatralisch drehte er seine leeren Handflächen nach oben und hob sie auf Schulterhöhe an. »Seht her«, forderte er, langsam in die Runde blickend. »Ich stehe vor euch, obwohl sich Greifenstein weiterhin unter der Macht des Schwingenschilds verschanzt. Nun können wir Dagomar das Gold abnehmen, das

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