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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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war.
    Alarmiert lauschte er in die Stille.
    Er wagte keinen Muskel zu rühren, aus Angst, dass der Eindringling mit blanker Klinge über ihn herfallen könnte. Mea hatte nichts bemerkt. In tiefen Schlaf versunken, atmete sie weiterhin ruhig ein und aus.
    Nicht der geringste Lufthauch drang durch die Fenster. Die dunkle Armada schirmte nicht bloß das Himmelszelt mit all seinen Lichtern ab, sondern auch die kühlen Winde, die für gewöhnlich von den Bergen herab über die umliegenden Ebenen strichen.
    Ein im Hof brennender Feuerkorb sandte einen blassrötlichen Schein herauf, der plötzlich unförmige Schatten auf die Wand warf. Dem Magnus stockte der Atem. Heftig mit den Augen blinzelnd, versuchte er seine Sicht zu klären, doch das sich ständig verändernde Schattenspiel blieb bestehen. Irgendetwas flatterte hinter dem Vorhang umher, etwas Unförmiges, schwer Fassbares, das sich deutlich von den Umrissen eines aufgeregten Falken unterschied.
    Nispe spürte, wie sich seine Kehle verengte. Mühsam unterdrückte er den Wunsch, laut nach Luft zu schnappen. Wie gern hätte er einen Dolch in Händen gehalten, aber die einzigen Waffen, die ihm zur Verfügung standen, steckten in der Gürteltasche, die auf einem Schemel neben dem Bett lag.
    Sollte er um Hilfe rufen? Nispe wusste, dass Yako vor der Tür Wache hielt. Wenn er schrie, würde sie sofort zu ihnen eilen, aber falls ihm seine überreizten Sinne nur einen Streich spielten, machte er sich damit natürlich lächerlich. Und hatte er recht, und es befand sich doch jemand mit ihnen im Raum, starb er vermutlich, bevor die Phaa einen Fuß über die Türschwelle setzen konnte.
    Ein leises, kaum wahrnehmbares Summen drang an Nispes Ohr.
    Schweiß perlte ihm auf der Stirn, als ihm klar wurde, dass er gerade ein Geräusch hörte, das es innerhalb der Burgmauern nicht geben durfte: den steten Flügelschlag eines oder mehrerer Insekten!
    Nispes Körper verkrampfte vor Furcht, doch er war ein Magnus, der gelernt hatte, sich zu beherrschen. Sich selbst und die unsichtbaren Kräfte, die sie alle umgaben.
    Blitzschnell wirbelte er herum und sprang aus dem Bett. Im Fallen stieß er – wie geplant – gegen den Holzschemel, auf dem seine Kleider lagen. Mit der Sicherheit seiner erweiterten Sinne bekam er die Gürteltasche zu fassen, prallte zu Boden und rollte um die eigene Achse, bis er mit der Schulter gegen eine schwere Holztruhe stieß, in der Mea ihre persönliche Habe aufbewahrte.
    Noch im Liegen öffnete er die Schnalle der schmalen Gürteltasche. Die vor ihm lastende Dunkelheit geriet in Bewegung, während er mit fliegenden Fingern eine der in engen Schlaufen steckenden Kristallphiolen hervorzog.
    »Was ist denn los?«, erklang es verschlafen vom Bett.
    Statt zu antworten, zerschmetterte Nispe einen der zerbrechlichen Flakons vor sich auf dem Boden. Eine grellrote Stichflamme spaltete die Dunkelheit, und was er im Licht der züngelnden Flammen zu sehen bekam, war entsetzlich.
    In dem kurzen Moment, in dem die Kammer ausgeleuchtet wurde, trat eine pechschwarz in der Luft wogende Masse hervor. Dort, wo die Flammen an ihr emporzüngelten, glühten helle Punkte auf, die zumeist in engen Spiralen zu Boden trudelten. Andere jagte quer durch die Kammer. Bei ihnen war zu erkennen, dass es sich um mit Stacheln bewehrte Insekten handelte, deren Flügel verbrannten.
    Ihre grotesken Körper waren weitaus widerstandsfähiger. Dem Feuer trotzend, hagelten sie zu Boden, orientierten sich kurz und liefen rasch aufeinander zu, um neue Einheiten zu bilden. Gemessen an dem in der Luft verbliebenen Gewimmel, waren diese Verluste lächerlich gering.
    Mea schrie bei ihrem Anblick auf, während das Feuer, das auf dem nackten Steinboden keine Nahrung fand, langsam in sich zusammensank. Gnädige Dunkelheit breitete sich aus. Doch was nutzte es, den Feind nicht mehr zu sehen, wenn er weiterhin zugegen war?
    Eilig langte Nispe nach einer weiteren Phiole mit flüssigem Feuer, in der festen Absicht, sie diesmal so zu schleudern, dass der vor ihm wogende Schwarm mehr als nur ein paar hundert Verluste erlitt. Seine Finger tasteten bereits über den kühlen Kristall, als er aus dem Verborgenen heraus attackiert wurde.
    Etwas Großes, Hartes traf ihn mit solcher Wucht vor der Brust, dass es ihm die Luft aus den Lungen trieb. Ein weiterer Schlag prellte Nispe die Gürteltasche aus der Hand. Gleichzeitig wurde er von mehreren Seiten umschlungen und in die Höhe gerissen. Dort, wo die Stränge ihn packten,

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