Bannkrieger
und ihn mit den stumpfen Enden ihrer Hellebarden traktierten.
Trotzdem schmerzte ihn nichts so sehr wie der Gedanke, dass all jene, mit denen er seit Okdor Seite an Seite gekämpft hatte, gerade ums Leben gekommen waren.
Alvin wurde zur Treppe geführt, musste aber noch einmal zurücktreten, weil erst die Toten und Verletzten abtransportiert werden sollten. Zu denen, die man zum Feldscher trug, gehörte auch der Posten vom Dach, der ein über und über blutverschmiertes Gesicht zu einem überraschend sauberen Waffenrock trug.
Als Alvin den nur noch schwach Atmenden genauer fixierte, fiel ihm auf, dass dessen Uniform ein wenig zu eng saß und der Helm nicht richtig auf den kahl rasierten Kopf passte.
Die Lippen des Bleichen zuckten in die Höhe.
Bornus! Dieser elende Hundesohn wusste wirklich, wie man dem Tod von der Schippe sprang.
31
Das Ende der Unschuld
Im Verlies
Verglichen mit anderen Kerkern hatte ein Gefangener in Greifenstein nicht viel auszustehen. Es gab keine Ratten, die am täglichen Brotkanten nagten, oder Schaben, die über den halb vollen Holzteller hinwegliefen. Nicht einmal Spinnen trieben sich dort herum, weil sie mangels Beute verhungert wären.
Ein großes Kohlebecken, das inmitten des hohen, aus dem natürlichen Felsgrund geschlagenen Gewölbes brannte, kämpfte sogar gegen die allgegenwärtige Kälte an.
Mehrere daran befestigte Brenneisen und Folterzangen machten allerdings deutlich, dass es jederzeit ungemütlich werden konnte. Auch eine in Sichtweite befindliche Streckbank diente dazu, die Delinquenten durch ihre bloße Anwesenheit einzuschüchtern.
Für viele, die hier unten landeten, reichten bereits zwei durchwachte Nächte in Gegenwart der Daumenschrauben und Nagelbretter, um beim Anblick des ersten Folterknechts in tränenreiches Geschrei auszubrechen und alles zu gestehen, was ihnen vorgeworfen wurde.
Nispe drohte eher ein anderes, nicht minder grausames Schicksal. Nämlich eine unabsehbar andauernde, wenn nicht gar immerwährende Gefangenschaft, bis zu dem Tag, an dem er lebendig zu verschimmeln begann.
»Draußen scheint also wieder die Sonne?« Bei dieser Frage wirkte er noch ein wenig bedrückter als zuvor. Zu wissen, dass es für alle anderen in der Stadt genauso düster war wie für ihn, hatte seine Gefangenschaft ein wenig erträglicher gemacht.
Doch schon gleich darauf besann er sich eines Besseren. Geschmeidig erhob er sich von seinem Strohlager und ging auf Yako zu. Seine mit der Wand verbundene Kette rasselte über den nackten Felsboden. Er war der einzige Gefangene, trotzdem senkte er die Stimme zu einem Flüstern herab.
»Wie steht es um Mea?«, wollte er wissen. »Wird man nach ihr suchen, jetzt, da die unmittelbare Gefahr vorüber ist?«
Die Phaa schwieg, anstatt zu antworten, und das nicht nur, weil ihr Hals immer noch schmerzte.
Seufzend sah Nispe zu Boden.
»Ruppel hat Meas Geschmeide dem König übergeben, um den Schwingenschild zu stärken«, erklärte sie heiser. »Das hat Dagomar sicher ihren Verlust versüßt. Außerdem weiß niemand, wo wir suchen sollen. Keine der Wachen hat die Geschmeißwolke, die sie entführt hat, verschwinden sehen. Vielleicht ruhen ihre Knochen bereits auf dem schlammigen Grund der Uchte.«
Nispe erschauderte bei der Vorstellung, seine Geliebte könnte tatsächlich bei lebendigem Leibe aufgefressen worden sein. Angesichts der Vernichtungswut, die dem Angriff der magischen Kreaturen innegewohnt hatte, war der Gedanke aber alles andere als abwegig.
»Ich wollte, ich könnte etwas für Mea tun«, beteuerte die Leibwächterin. »Aber Dagomar hat zu den Waffen gerufen. Er wird noch heute an der Spitze der Greifensteiner ausrücken, um sie unter dem Schwingenschild zum Sieg zu führen.«
»Will er die Stadt tatsächlich ungeschützt zurücklassen?« Nispe konnte es kaum glauben.
»Ihm bleibt gar nichts anderes übrig«, antwortete Yako düster. »Greifenstein kann keiner langen Belagerung mehr standhalten. Das gleiche Geschmeiß, das Mea angegriffen hat, ist auch in die königlichen Kornspeicher gedrungen. Alles Getreide, das dort eingelagert war, ist über Nacht verrottet. Und in den Vorratskammern der Gilden sieht es genauso aus.«
»Bei dem EINEN!«, stieß Nispe fassungslos hervor. »Wie ist das möglich? Bislang konnte keine noch so starke Magie den Schutz des Schwingenschilds durchdringen!«
Yako zuckte mit den Schultern. »Das wissen nicht einmal die Jademeister. Aber wenigstens konnten die Wachen
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