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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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nordwestlicher Richtung, dort, wo die Iskander lagerten, wurden zahlreiche Pfade von Postenketten gesäumt, und dies umso mehr, je näher es an das erleuchtete Tal ging. Selbst mit den Ledermasken würde es irgendwann schwierig für sie werden, unerkannt bis zu Aar vorzustoßen.
    Kurz bevor die Nacht ihr verlorenes Terrain zurückeroberte, wehte der verzweifelte Schrei einer Frau zu ihnen herüber. Rorn glaubte die Stimme zu erkennen, und Yakos Reaktion zeigte ihm, dass er mit seiner Vermutung richtiglag.
    »Mea!«, drang es leise unter ihrer Maske hervor, während sie näher an Rorn heranrückte. Instinktiv legte er einen Arm um ihre Schultern – und hätte ihn am liebsten sofort wieder zurückgerissen, als er sie unter seiner Berührung erbeben spürte, so wie einst Neele unter seinen Händen erzittert war. Während er in der Richtung, aus der Meas Schreie kamen, einige Krieger in seltsamer, unnatürlicher Haltung entdeckte, wurde ihm klar, was die Phaa wirklich in ihm sah und suchte: einen Gefährten und keinen Waffenbruder.
    In die vor ihm liegende Finsternis starrend, erinnerte er sich wieder an den verletzten Gesichtsausdruck der Bergkriegerin, als er mit Neele dem Bannspruch der Jadeträgerin gelauscht hatte. Darum also hatte Yako das geschenkte Schwert zurückgelassen. Er musste wirklich mit Blindheit geschlagen gewesen sein, dass er ihre Eifersucht nicht erkannt hatte.
    Obwohl die Erinnerung an Neele wie eine aufgerissene Wunde schmerzte, wagte Rorn es nicht, den Arm von Yakos Schultern zu nehmen. Wenn sie sich nun, tief im Feindesland, ein zweites Mal zurückgestoßen fühlte, mochte das für alle tödliche Folgen haben.
    Ein zweiter Schlag des Schwingenschilds entband ihn zum Glück von seinen Gewissensnöten.
    Wieder jagte ein Strahl aus der Ferne heran, doch statt nur die Nacht zu spalten, beschrieb er plötzlich einen perfekten Bogen; er endete in einer der Felsspitzen, die sich vor dem rötlichen Himmel des iskandischen Lagers abzeichneten, und so, wie der Schwingenschild schon Burgtürme und schweres Belagerungsgerät zerschmettert hatte, entfaltete er auch diesmal seine zerstörerische Kraft.
    Wie der Blitz in eine Baumkrone, so fuhr der Strahl tief in den Fels hinein und sprengte ihn von innen heraus auseinander. Ein Hagel aus faustgroßen und scharfkantigen Steinsplittern breitete sich nach allen Seiten hin aus, auch nach Westen hin, wo die Streitmacht lagerte.
    Schreie von Getroffenen, aber vor allem Wutgeheul klangen in der Ferne auf. Yako zuckte in die Höhe, und so wie sie verfolgten auch alle anderen gebannt, was sich in dem taghellen Flackern abspielte. Nur Rorns Blick wurde geradezu magisch von etwas anderem angezogen. Zuerst war es nur ein vertrauter Schemen, den er in den Augenwinkeln bemerkt hatte, aber als er den Kopf wandte, wurde sein instinktiver Verdacht zur Gewissheit.
    Nur knapp zweitausend Königsschritte entfernt, aber durch tiefe Schluchten von ihm getrennt, stand sie, auf einen schweren Eichenstecken gestützt: Hatra, die Hexe.
    Wie sie es, ihrem Alter zum Trotz, auf den schmalen Grat des Bergrückens hinaufgeschafft hatte, war ein Mysterium für sich. Heftige Böen zerrten an ihr und ihrem flatternden Gewand. Trotzdem schwankte sie kein bisschen, während sie an ihre Kehle fasste und zwei Finger in die Höhe hielt, bevor sie mit ihrem dürren Zeigefinger auf das Lager der Iskander deutete. Danach hielt sie drei Finger in die Luft, zeigte auf den Felskessel, aus dem Meas Klagen hallte, und fasste sich erneut an den Hals.
    Jeder andere hätte mit diesen Gesten nicht viel anzufangen gewusst, doch Rorn wusste sofort, was ihm die Hexe mitteilen wollte. Vielleicht, weil sie gleichzeitig einen Zauber wirkte, der seinen Verstand beeinflusste; er wusste es nicht.
    Er hätte Hatra gern danach gefragt. Und auch nach vielen anderen Dingen. Doch im nächsten Moment wurde sie von der zurückkehrenden Dunkelheit verschluckt.
    Vergeblich wartete Rorn auf einen weiteren Schlag des Schwingenschilds. Doch die von Steinstaub umwölkte Bergkuppe war wohl nur eine Warnung und ein Versprechen auf das, was in der Schlacht noch kommen sollte.
    »Ihr müsst so schnell wie möglich mit Aar sprechen«, verlangte Rorn von den Iskandern. »Sonst sind beide Völker dem Untergang geweiht, obwohl die Vorräte, um die gekämpft wird, längst verdorben sind.«
    Alvin und Bornus stimmten ihm zu, obwohl sie sicher keine großen Redner waren, die eine aufgeputschte Masse leicht zu überzeugen wussten.
    »Nehmt

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