Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
vielleicht für ein am Fels klebendes Insektennest gehalten.
    In der Mitte des eingefassten Runds senkte sich der Fels zu einer tiefen Grube ab, in der etwas schwarz Glänzendes wimmelte, doch der einfallende Mondschein reichte nicht aus, um Genaueres erkennen zu können. Im Westen versperrten vier Wächter den natürlichen Felseinschnitt; jeder von ihnen stand in einer seltsam unnatürlichen Haltung, die unbequem und auf groteske Weise falsch wirkte.
    Die Silhouetten kamen Rorn merkwürdig vertraut vor. Ihm war, als hätte er die Männer schon einmal gesehen, doch an einen Einarmigen, dem die zersplitterte Elle aus dem Fleisch ragte, konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern. Auch die anderen standen da, als wäre ihnen jeder Knochen im Leib gebrochen worden. Bei einigen lag sogar der Kopf auf der Schulter, als wäre ihnen der Hals gebrochen.
    Welch dunklem Zauber war wohl zu verdanken, dass sie trotz dieser Verletzungen aufrecht standen?
    »Du wartest hier, bis Yako und ich das Terrain gesäubert haben«, flüsterte Rorn dem Magnus zu. »Niemandem ist gedient, wenn du bei der Befreiung verletzt wirst.«
    Yako unterstrich den Befehl mit einem zustimmenden Nicken.
    Danach glitten die beiden Krieger aus ihrem Versteck und kletterten über ein paar Vorsprünge in die Tiefe. Rorns Mantelschöße schleiften lauter über das Gestein, als ihm lieb war, aber Meas Geschrei übertönte alle verdächtigen Geräusche.
    Die Postenkette drehte ihnen weiterhin den Rücken zu, darum waren sie guten Mutes, unbemerkt bis zur Jadeträgerin vordringen zu können — bis sich vor ihnen einige Gestalten aus dem Dunkel schälten, die mit trägen Bewegungen den Schatten des Steilhangs verließen.
    Rorn blieb wie angewurzelt stehen.
    Diese Krieger, die mit erhobenen Waffen näher wankten, waren grässlich verstümmelt. Tiefe, von gewaltigen Schnäbeln und Krallen zugefügte Verletzungen bedeckten ihre Körper, doch das Blut an den Wundrändern war längst geronnen.
    Es handelte sich um die Iskander, die in den Katakomben unter Greifenstein gefallen waren.
    Zu Rorns Entsetzten starrte er direkt in das Gesicht eines Mannes, der eigentlich seinen Kopf verloren hatte. Trotzdem saß das Haupt mit dem langen Zopf wieder auf den Schultern, fast so, als wäre nichts gewesen. Dort, wo der Hals durchtrennt worden war, verlief eine von unregelmäßigen Hautfetzen gesäumte Linie. Käfer hatten ihre langen Beine in das tote Fleisch geschlagen und hielten es gewaltsam zusammen.
    Selbst in den Augenhöhlen wimmelten pechschwarze Parasiten, die den ganzen Leib durchzogen und ihn auf diese Weise zu widernatürlichem Leben erweckten.
    Im Gegensatz zu den iskandischen Patrouillen ließen sich die Untoten nicht von ihren Flickenmasken täuschen und hoben die Klingen.
    Die Phaa erholte sich schneller von ihrer Überraschung, darum war sie die Erste, die dem stummen Feind entgegensprang. Ein Tritt vor den Brustkorb schleuderte den ersten Wiedergänger zurück, während ihr Schwert bereits den nächsten in Stücke hieb.
    Durch ihr Beispiel angetrieben, begann auch Grimmschnitter zu kreisen.
    Unter normalen Umständen wäre ein so armseliges Häuflein kein Problem für Rorn und Yako gewesen, aber die Untoten setzten ihren Kampf selbst mit abgeschlagenen Gliedmaßen fort. Und nicht nur das – auch die zu Boden gegangenen Arme und Beine griffen weiterhin in den Kampf ein.
    Wütend stach Rorn nach einer Hand, die sein Fußgelenk umklammerte, ohne etwas zu erreichen; auch ohne Unterarm drückten die Finger mit der Kraft eines Fangeisens zu. Grimmschnitter trennte den Schädel des Zopfträgers ein zweites Mal vom Torso, aber auch das hinderte den noch festsitzenden Schwertarm nicht daran, auf ihn einzuschlagen.
    Jeder Körperteil hatte Dutzende von Augen und Ohren, sodass die Angriffe weiter zielgenau erfolgten. Zum Glück wurde der Schwertstreich des Geköpften etwas ungelenk ausgeführt. Rorn wich behände zur Seite und ließ die gegnerische Klinge an der Breitseite seines Schwerts abgleiten. Mit einer raschen Drehung aus dem Handgelenk versuchte er den Kopflosen zu entwaffnen. Ein Lebender hätte auch losgelassen, ehe das überdehnte Handgelenk brach, doch der Tote umklammerte den Schwertgriff auch nach dem Bersten des Knochens.
    So blieb Rorn nichts anderes übrig, als den Stahl immer wieder in den Gegner zu versenken, bis nicht mehr genug von dessen Körper übrig war, um sich aufrecht halten zu können.
    Yako legte jede Zurückhaltung ab. Laut prallte

Weitere Kostenlose Bücher