Bannkrieger

ihr Kriegsgeschrei von den Felsen zurück, und der vor ihr umhertorkelnde Gegner platzte auseinander. Auch einem auf sie zukriechenden Arm wurde das mürbe Fleisch vom Knochen gerissen.
    Dieser stimmgewaltigen Attacke hatte das krabbelnde Gezücht nichts entgegenzusetzen. Eilig versuchten die Käfer dem sicheren Ende zu entkommen, indem sie die Leichen verließen. Doch auch in der Luft schüttelte sie Yakos Stimme so lange durch, bis sie zerplatzten.
    Rorn war froh, die Leibwächterin an seiner Seite zu wissen. Das Kriegsgeschrei der Phaa war die ideale Waffe gegen das magische Gezücht.
    Doch es machte Yako keineswegs unverwundbar. Rorn spürte deutlich, dass eine neue Gefahr drohte, als der Jadesplitter erste Frostflammen über Grimmschnitters Klinge schickte, und wie aus dem Boden gewachsen, stand plötzlich ein Lederhäuter neben Yako, der sie von hinten am Kopf packte und zur Seite schleuderte, wobei ihre Flickenmaske zwischen seinen Fingern hängen blieb.
    Geschmeidig fing Yako den Sturz auf und federte sofort wieder in die Höhe, doch das gegnerische Schwert war schneller.
    Nur durch eine rasche Körperdrehung verhinderte sie, dass es ihr zwischen die Schulterblätter drang, trotzdem stöhnte sie vor Schmerz auf. Auf Höhe der Rippenbogen klaffte ihr Wams auseinander, darunter quoll Blut hervor.
    Der Schmerz raubte Yako den Atem für einen neuen Kriegsschrei. Sie presste eine Hand auf die Wunde und stolperte zurück.
    Siegesgewiss wollte sie der Lederhäuter niederstrecken, da war Rorn heran. Fauchend fuhr Grimmschnitter durch die Luft, und die blauweiß umflirrte Klinge drang tief in die Hüfte des unheimlichen Kriegers ein. Der mit unbändiger Wut ausgeführte Hieb zerteilte ihn beinahe in zwei Hälften.
    Der Lederhäuter wollte herumwirbeln, doch des stützenden Haltes der tief eingeschnittenen Hülle beraubt, geriet er ins Wanken. »Du!«, schrie er aufgebracht, während ihm Grimmschnitter in einem flirrenden Halbkreis durch Brustkorb und Bauch fuhr. »Schon wieder du!«
    Die Stimme des Unheimlichen schreckte die vier am Ende des Talkessels postierten Toten aus ihrer Lethargie auf. Unartikulierte Laute ausstoßend, eilten sie ihrem Herrn zu Hilfe.
    Ihre unbeholfene Art der Bewegung verschaffte Rorn eine letzte Gnadenfrist. Ohne auch nur einen Atemzug lang innezuhalten, wirbelte er Grimmschnitter durch die Luft, entschlossen, den Lederhäuter niederzumachen, bevor die Wiedergänger zur Verstärkung anrückten. Indem er den Schwertarm des Gegners am Ellenbogen durchtrennte, entwaffnete er ihn. Danach war es ein Leichtes, alles Leben aus der Spottgestalt herauszuschlagen, wobei ihn Yako mit gezielten Schreien unterstützte.
    Wann immer die geflügelte Armada dem Biss des Frostfeuers entkam, wurde sie dafür von der vernichtenden Kraft der Schallwellen zermalmt, und im gleichen Maße, wie der Lederhäuter unter den Hieben verging, löste sich auch das Nebelnest auf dem Felsvorsprung auf.
    Meas Schreie verebbten. Verwirrt drehte sie sich auf dem schmalen Plateau herum. Ihre Wangen wirkten hohl, und die Augen schienen tief in die Höhlen gesunken; in ihrem unsteten Blick glühte ein seltsames Leuchten.
    Trotz ihrer Verletzung rannte Yako auf die steile Felswand zu und kletterte zu ihrer Herrin empor.
    »Zu früh«, knisterte es unter der Maske des Lederhäuters hervor. »Das wirst du uns büßen, Bannkrieger.«
    Rorn sah auf die zusammengesunkene Gestalt herab. Verächtlich setzte er Grimmschnitter auf die zuckenden Lederflicken, und die Frostflammen merzten die letzten bösen Regungen aus.
    »Sind wir auch jetzt nur noch zu fünft«, flüsterte das sich zersetzende Geschmeiß, »so sind wir schon bald wieder viele. Denn nichts ist so verlässlich wie der Neid, die Niedertracht und die Arglist der Menschen.«
    Statt dem leise verklingenden Geschwätz zu lauschen, stellte sich Rorn den verbliebenen Wächtern entgegen, die keine Gegner für Grimmschnitter waren. Mit raschen Hieben streckte er die Untoten nieder. Diesmal sorgten die kalten Flammen dafür, dass sich auch die abgetrennten Glieder nicht mehr rührten.
    Während Nispe dabei half, die Jadeträgerin aus ihrem luftigen Gefängnis zu befreien, trat Rorn an die große Felsgrube inmitten des Talkessels. Als sein Blick auf fünf schwarze Kokons fiel, die dort am Boden lagen, wusste er, von welchen fünf der Lederhäuter gesprochen hatte. Hier sah er die Gegenstücke zu den Wechselgängern, von denen er einen in Dornhain getötet hatte.
    Auf Grimmschnitters