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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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krabbelndem Geschmeiß!«, rief Aar verächtlich. »Hat schon einer jemals solchen Unsinn gehört?«
    Die Zustimmung unter den Zuschauern wäre sicher deutlich größer ausgefallen, wären seine Gesichtszüge bei diesen Worten nicht schwarz angelaufen. Selbst Alvin glaubte zunächst, von einem plötzlichen Schattenwurf oder purem Wunschdenken getäuscht zu werden, aber dann wiederholte sich der Vorgang, der diesmal sogar auf den Brustbereich übergriff.
    Der sonst so ruhige Hohepriester wandte sich zu dem Götzenbild um, um die Veränderung zu verheimlichen. Hektisch sah er an sich hinunter, die brüchigen Gesichtszüge vor Anstrengung verzerrt. Obwohl es ihm mehrmals gelang, das Phänomen zurückzudrängen, sah es doch immer wieder so aus, als würden ganze Käferscharen unter seiner Haut hervorbrechen.
    »Was ist mit dir?«, rief Alvin triumphierend. »Hat Zerbe dich mit seiner Krankheit angesteckt? Oder bist du gar einer dieser Wechselgänger, von denen man sich landauf, landab in Baros erzählt?«
    »Er verbreitet Gerüchte des Feindes!«, schrie Aar so aufgebracht, dass ihm die Unterlippe in kleine schwarze Brocken zerfiel. »Das ist der Beweis, dass er für Dagomar arbeitet! Wachen, ergreift ihn!«
    Statt dem Befehl nachzukommen, drehten sich die Männer in dem Halbkreis um, weil sie einfach nicht glauben konnten, was sich in ihrer unmittelbaren Nähe abspielte. Aar hatte die Arme emporgerissen und wand sich, als ringe er mit einem unsichtbaren Gegner. Seine Gesichtsfarbe wechselte unablässig zwischen schwarz und krebsrot, bis er das Kreuz durchdrückte und jede Kontrolle über sein Äußeres verlor.
    Auf einen Schlag zerfiel seine Gestalt in Myriaden durcheinanderwimmelnder Insekten, die vergeblich versuchten, die menschliche Gestalt aufrecht zu halten. Der Arm, der den Machtstecken hielt, konnte das Gewicht nicht mehr halten. Mit einem hellen Klang schlug die Bronze zu Boden.
    Immer weiter rutschten die Tiere auseinander, bis unter dem weißen Gewand eine amorphe Form wogte, die nur noch grob schemenhaft über Kopf, Torso und Gliedmaßen verfügte.
    Also deshalb waren die Flickenhüllen so wichtig. Weil es sonst am nötigen Halt fehlte.
    Die wartenden Krieger stöhnten gepeinigt auf. Niemand von ihnen hätte jemals damit gerechnet, dass Aar nicht der war, für den er sich ausgab. Selbst Alvin war verblüfft, doch er erholte sich schneller als die anderen von seiner Überraschung.
    »Was ist los, Aar?«, rief er dem wogenden Gebilde zu. »Hast du deine wahre Hülle verloren?«
    Mehrere Leibwächter wichen zur Seite, als die Flickenmaske in Richtung des Wechselgängers flog. Das verschaffte Alvin den notwendigen Raum. Er bückte sich nach dem scharfkantigen Stein zu seinen Füßen, hob ihn auf und schleuderte ihn nach der Spottgestalt in dem weißen Gewand.
    Aufstäubende Käfer markierten die Stelle, wo er traf.
    Sofort folgten einige Leibwächter Alvins Beispiel, nicht nur mit weiteren Steinen, sondern auch mit ihren Wurfspießen. Immer mehr Geschosse hagelten auf die Gestalt ein, die einmal der Hohepriester gewesen war, bis die Geschmeißansammlung auseinanderstob und in den Himmel davonzog.
    Nun war auch für den Letzten im Feldlager zu sehen, dass sie einem bösen Geist in den Krieg gefolgt waren. Betretenes Schweigen breitete sich aus. Niemand wusste, wie es weitergehen sollte. Niemand außer Alvin, der entschlossenen Schrittes auf das Götzenbild zumarschierte, das bei näherer Betrachtung unangenehme Ähnlichkeit mit den steinernen Greifenstatuen in den Katakomben hatte, um es mit einem kräftigen Fußtritt zu Fall zu bringen.
    »Die Zeit der Verblendung ist vorüber!«, schrie er. »Wir Iskander lassen uns nicht vor einen fremden Karren spannen!«

In der Grube
     
    »Wohl getan!«, verkündete der Großmeister, während er Aar beim Sterben zusah. »Diese Großtat soll belohnt werden. Sobald du mich sicher zu Dagomars Truppe gebracht hast, werde ich beim König ein gutes Wort für dich einlegen.«
    Ruppel begriff nicht, dass er ebenso sterben musste wie der Iskander. Bis Grimmschnitter auch ihm ins Herz fuhr!
    »Aber … warum?«, röchelte er verblüfft. »Ich dachte … du wärst … einer von uns …«
    »Weil du genauso gefährlich bist wie dieser Aar«, knurrte Rorn, bevor er Yakos unablässigen Rufen folgte und sich aus der Grube schwang. Keinen Augenblick zu früh. Dem Magnus stiegen bereits die ersten Nebelfäden aus der Faust.
    Während Rorn auf Nispe, Yako und die zwischen ihnen auf dem

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