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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Macht vertrauend, sprang Rorn in die Grube.
    Das Gezücht, das unablässig über die gefangenen Leiber krabbelte, beachtete ihn nicht; es hatte Besseres zu tun. Rasch kniete Rorn zwischen zwei in der Mitte liegende Gestalten nieder und führte Grimmschnitters Flammenklinge dicht über ihre Gesichter hinweg. Mehrere Chitinkörper zerplatzten unter dem blauweißen Gezüngel, die übrigen Käfer wichen vor der Macht des Bannschwerts zurück. Dadurch legte Rorn zunächst das Antlitz eines alten Greises frei, danach folgten Ruppels wohlbekannte Züge. Beide Männer waren am Leben, schliefen aber tief und fest. Noch während Rorn überlegte, ob er den Großmeister wecken sollte, verschwand das faltige Greisengesicht unter den zurückflutenden Käfermassen.
    Rorn setzte die Flickenmaske ab, dann verscheuchte er die Tiere erneut. Diesmal ging er gründlicher vor. Als der nackte Greis bis zum Brustkorb frei lag, schlug Rorn ihm mehrmals mit der flachen Hand ins Gesicht. Zunächst hatte es den Anschein, als ließe sich der Alte durch nichts aus seinem magischen Schlummer wecken, doch dann klappten seine Augenlider in die Höhe. »Der Bannkrieger!«, flüsterte er mit schwerem iskandischem Akzent.
    »Du weißt, wer ich bin?«, wunderte sich Rorn.
    »Die Abgesandten des Zehrers kennen dich!«, antwortete der weißhaarige Greis. »Und da ich viele Monde mit ihnen eins war …«
    Erschrocken verstummte er mitten im Satz, als bräche plötzlich alles über ihn herein, was er in der Zeit unter dem Kokon erlebt hatte. Wild nach Atem ringend, schnellte sein Oberkörper in die Höhe.
    »Die zehrenden Ströme!«, rief er erschauernd. »Sie sind in alte, längst vergessene Bahnen zurückgekehrt! Sie haben mit …« Erneut ins Stocken geraten, stammelte er nur noch zusammenhanglos vor sich hin. »Das Volk der Iskander … das große Verderben …«
    Legionen von Käfern strömten die nackte Brust empor und versuchten den Greis erneut zu umschließen. Rorn wischte die Tiere zurück in die Tiefe.
    »Wer bist du?«, fragte er.
    Der Alte starrte ihn an. Schlohweiße Strähnen klebten in seinem Gesicht.
    »Ich bin Aar!«, antwortete er mit dem typischen Stolz seiner Zunft. »Höchster aller iskandischen Schamanen.«
    Rorn hatte keine andere Antwort erwartet. Die beiden höchsten Geistlichen der verfeindeten Heere waren durch Doppelgänger ersetzt worden, besser ließ sich kein Sturm der Vernichtung entfachen.
    »Befrei dich von dem Geschmeiß, das dich umschließen will!«, befahl er dem Hohepriester, bevor er sich Ruppel zuwandte. Auch bei ihm wich das Geschmeiß vor Grimmschnitters Macht zurück, aber nur so weit, wie es gerade musste, um nicht unter dem Frostfeuer zu vergehen.
    Erst einmal erwacht, war der Großmeister sofort Herr seiner Sinne. »Barbarischer Hund!«, beschimpfte er Aar. »Deine Unvernunft stürzt uns alle ins Unglück!«
    Obwohl ihn dichte Käferschleier wie ein zerrissenes Gewand umhüllten, versuchte er sich tatsächlich auf den Alten zu stürzen.
    Aar, der körperlich unterlegen wirkte, ließ sich davon nicht beeindrucken. »Halt dich besser zurück, Großmaul! Eure Bannzauberei beruht auf den Verirrungen der Greifen, nur deshalb konnten sich die alten Kräfte an unseren Beschwörungen laben!«
    Wäre Rorn nicht mit gezückter Klinge dazwischengetreten, wären sich die beiden tatsächlich gegenseitig an die Gurgel gegangen. »Reißt euch zusammen!«, fuhr er die verfeindeten Priester an. »Eure Heere stehen am Rande des Abgrunds! Ihr müsst euren Zwist begraben, bevor es für alle zu spät ist!«
    Seine Forderung löste solche Verblüffung aus, dass ihn der hagere Aar und der wohlgenährte Ruppel beide aus weit aufgerissenen Augen anstarrten.
    »Rorn! Eile ist geboten!«, meldete sich da eine weibliche Stimme in seinem Rücken. Es war die Phaa, die besorgt zu ihm hinabsah und erklärte: »Mea geht es nicht gut. Nispe will so schnell wie möglich den Nebelzauber wirken. Nimm die beiden Streithähne da mit, wenn sie dir so wichtig sind!«
    Tatsächlich waren Aar und Ruppel schon wieder aneinandergeraten und rangen auf dem nackten Felsgrund. Aar schlug sich dabei besser, als zu erwarten gewesen wäre. Er hatte den Hals des Großmeisters mit einem Arm umschlungen und drückte dessen Gesicht auf eine scharfe Felskante. Das war sicher auch der Grund, warum Yako ihren Herrn nicht erkannte.
    Rorn starrte ratlos auf die beiden Priester, die sich von ganzem Herzen hassten. Der Zorn, der zwischen ihnen wallte, brachte das Gezücht

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