Bannkrieger
Besonderes sei, das sich nicht mit normalen Maßstäben messen lässt.«
»Ich habe sie vor dem Lederhäuter gerettet«, antwortete Rorn, ins Leere blickend. »Sie hat mich dafür geschlagen und beschimpft. «
Yako schien zu überlegen, ob sie ihre Worte wiederholen sollte, entschied sich dann aber anders.
»Ich weiß«, sagte sie überraschend sanft. »Und ganz tief in ihrem Inneren weiß Mea sicher auch, dass sie ungerecht zu dir war. Aber sie wurde dazu erzogen, ihre wahren Gefühle zu verbergen. «
Rorn verstand nicht, was ihm die Phaa damit sagen wollte, vermutlich, weil ihn das auch nicht interessierte. Äußerlich wirkte er vollkommen ruhig, doch in seinem Inneren tobte ein Sturm unbändiger Wut, der seinen Brustkorb zu sprengen drohte.
Yako stand einen Moment lang schweigend da, scheinbar unschlüssig, ob sie noch etwas hinzufügen sollte, aber als Leibwächterin war ihr Platz an der Seite der Jadeträgerin. Der Magnus machte das auch deutlich, indem er mehrmals verärgert ihren Namen rief. So bedankte sie sich ganz einfach bei Rorn für seine Hilfe und bat ihn gleich darauf, sie ins nächste Dorf zu führen.
Er versprach es, obwohl er nicht die geringste Lust dazu verspürte.
Sobald Yako gegangen war, ballte er die zitternden Hände zu Fäusten. Er verspürte nicht übel Lust, auf den vor ihm liegenden Tierkadaver einzuschlagen. Mühsam bezähmte er den brodelnden Zorn, der in seinem Körper wallte. Seine Fingernägel gruben sich tief in die Handballen. Kurz bevor Blut aus den Einkerbungen hervorgesickert wäre, erregte ein leises Rascheln seine Aufmerksamkeit.
Als er sich umdrehte, sah er Hatra mühsam durch den Dornentunnel schlurfen. Der Nebelzauber hatte die Alte sichtlich geschwächt. Die Geschmeidigkeit, mit der sie noch kurz zuvor umhergeschlichen war, war gänzlich von ihr abgefallen. Sie bewegte sich so klapprig wie das alte Weib, das sie war. Der Kräuterkorb, den sie mit beiden Händen umklammerte, krümmte ihre Gestalt zusätzlich.
Rorn eilte ihr entgegen, um sie zu stützen.
»Bin halt nicht mehr die Jüngste«, seufzte die Hexe, während sie sich bei ihm unterhakte. »Vor zweihundert Wintern wäre mir das nicht passiert. Da habe ich noch ganz andere Magie gewirkt, ohne deshalb aus der Puste zu geraten.«
Rorn wusste nicht, was er von diesem Gerede halten sollte. Hatra war alt, ohne Frage, aber dass sie wirklich schon über zweihundert sein sollte, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Zum Glück wusste er, dass sie gern seltsam daherredete.
Als sie seine Überraschung bemerkte, begann sie auch prompt zu kichern, ganz so, als wäre er ihr auf den Leim gegangen.
Aber das war nur die halbe Wahrheit. Rorn spürte deutlich, dass sie das wahre Ausmaß ihrer Schwäche zu verbergen suchte. Hatra war wirklich sehr wacklig auf den Beinen.
Doch kaum, dass sie den aufgewühlten Kampfplatz erreichten, an dem Zerbes Handschuh im Gras lag, straffte sie ihre Gestalt.
»Hast etwa du dem Unhold die Hand abgeschlagen?«, fragte sie mit leiser Bewunderung.
»Es ging nicht anders.« Rorns Stimme klang belegt. Er musste sich erst räuspern, bevor er hinzufügen konnte: »Zerbe wollte die Jadeträgerin mit sich in den Nebel zerren.«
Die Sumpfhexe beugte sich vor, um das mit dicken Nähten übersäte Leder aufzuheben, zog ihre Hand aber erschrocken zurück, beinahe so, wie ein Mensch zurückzuckte, wenn er versehentlich einem Feuer zu nahe kam.
»Bist wirklich ein tapferer Kerl, junger Schmied«, sagte sie, während sie ihre schmerzenden Finger massierte. Gleichzeitig sah sie ihm so tief in die Augen, dass Rorn der Eindruck beschlich, sie würde bis auf den Grund seiner Seele blicken.
Schwindelgefühl stieg in ihm auf. Einen unangenehmen Augenblick lang kam es ihm vor, als stülpe sich sein Innerstes nach außen, sodass Hatra seine geheimsten Gefühle und Gedanken erkennen konnte.
Sicherlich war das völliger Unsinn, den er sich da zusammenspann. Die Benommenheit verflog auch genauso schnell, wie sie aufgetreten war, trotzdem nickte Hatra bedächtig, als wäre sie mit dem zufrieden, was sie gesehen hatte.
»Tapferkeit ist ein zweischneidiges Schwert«, erklärte sie plötzlich. »Nur zu leicht führt sie zur Tollkühnheit, die rasch im Verderben endet. Besonders, wenn du auf das Böse selbst triffst. Den Weltenzehrer, der seine giftigen Krallen in alles schlägt, was ihm zu nahe kommt.«
»Den Weltenzehrer?«, wiederholte er verwirrt. »Wer ist das? Eine Art Dämon?«
Rorn kannte
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