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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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ansonsten blieb seine Rückkehr unbemerkt. Hinter einem entwurzelten Baumstumpf würfelten drei Männer um ein paar Kupfermünzen, die Übrigen hatten sich tief in ihre Felle gewühlt und versuchten die morgendliche Niederlage zu vergessen. Statt sie aus ihrer Lethargie zu reißen und sie mit dem Häuten und Braten des Hirsches zu beschäftigen, ließ Alvin seine Beute vorsichtig zu Boden gleiten und stahl sich heimlich davon.
    Der Wachposten auf dem Baum wandte ihm den Rücken zu, und auch sonst bemerkte niemand, dass er zu dem kleinen Lederzelt schlich, das ein wenig abseits des Lagerplatzes stand. Alvins Herz schlug einen Moment lang schneller, beruhigte sich aber wieder, als er den Schutz mehrerer Sträucher erreichte.
    Zerbes Meditationszelt lag nur noch wenige Schritte von ihm entfernt. Das Wolfsfell, das den Eingang verschloss, zog Alvin geradezu magisch an. Er wusste nicht, was er zu sehen bekommen würde, wenn er es zur Seite schob und einen kurzen Blick ins Innere riskierte. Doch sein Entschluss stand fest, er würde herausbekommen, was Zerbe vor ihnen zu verheimlichen suchte.
    Und selbst wenn ihn der Maskenträger beim Spionieren ertappte, was sollte er schon tun? Ihn umbringen? Nein, das würde der Hund nicht wagen. Schließlich war Zerbe hier, um für Iskan zu kämpfen, und nicht, um dem Land und seinen Menschen noch größeren Schaden zuzufügen.
    Alvin spürte ein unangenehmes Prickeln im Nacken, trotzdem ging er weiter. Nicht geduckt, das wäre verdächtig gewesen, sondern gerade so, als gäbe es einen guten Grund für seine Anwesenheit.
    Auf einmal ließ ihn ein leises Rascheln zusammenfahren. Verdammt, das war ganz in der Nähe gewesen!
    Alarmiert wirbelte er herum – und stand einer hageren, beinahe asketisch wirkenden Gestalt gegenüber, die zwei große Forellen über der linken Schulter trug. Keine drei Armlängen entfernt stand sie da, wie aus dem Boden gewachsen und ebenso mitten in der Bewegung erstarrt wie er selbst.
    Alvin wusste nicht, ob er aufatmen durfte, als er Bornus erkannte, einen Kriegsknecht aus Tarba, einem benachbarten Fürstentum, das mit dem seinen traditionell verfeindet war. In der Vergangenheit hatten sich die beiden schon mehrmals mit dem Schwert in der Hand gegenübergestanden, trotzdem verband sie nun, da sie Seite an Seite ritten, ein unsichtbares Band, das auf Achtung und gegenseitigem Respekt beruhte. Bornus und Alvin vertrauten einander mehr als manchem Jüngeren aus der eigenen Mark, vermutlich weil sie sich in vielem sehr ähnlich waren und Erinnerungen an gemeinsame Schlachten und Scharmützel teilten, die jüngere Kameraden nur aus Erzählungen kannten. Auch wenn die beiden Veteranen damals auf verschiedenen Seiten gestanden hatten.
    Bornus fand als Erster die Sprache wieder.
    »Schätze, wir sind aus dem gleichen Grund hier, oder?«, fragte er lauernd.
    »Gut möglich«, antwortete Alvin vorsichtig, während er den Reflex, nach seinem Messer zu langen, zu unterdrücken versuchte. »Was verschlägt dich denn hierher?«
    Beide sprachen mit gedämpfter Stimme, um Zerbe nicht unnötig auf sie aufmerksam zu machen. Das ließ einiges erahnen, trotzdem wollte keiner von ihnen zuerst die Deckung fallen lassen. Egal, wer als Erster offen bekannte, dass er dem Ledernen nachspionieren wollte, gab dem anderen damit die Möglichkeit, den Empörten zu mimen.
    Eine Weile standen sich die beiden schweigend gegenüber und taxierten einander mit forschenden Blicken, bis Bornus mit seinem kantigen Kinn auffordernd in Richtung des Zeltes wies, um ein stummes Übereinkommen zu schließen. Alvin ging darauf ein, denn je länger sie tatenlos herumstanden, desto stärker wuchs die Gefahr, dass andere sie entdeckten.
    Sich innerlich verfluchend, machte er den ersten Schritt. Zum Glück schloss sich Bornus sofort an. Seite an Seite schlichen sie auf den Eingang zu, offensichtlich beide von der gleichen Neugier getrieben. Und so streckten sie auch gemeinsam den Arm aus, um das Wolfsfell zur Seite zu drücken.
    Alvins Hand begann im letzten Moment zu zittern, doch für eine Umkehr war es zu spät. Für die kurze Spanne eines Fingerschnippens plagte ihn die unangenehme Vision, Zerbe würde bereits auf sie lauern, doch statt in seine pechschwarzen Augenhöhlen sahen sie ins Leere, als das Fell zur Seite schwang.
    Bornus schlüpfte ein leiser Fluch über die Lippen, aber auch das brachte den Urkrieger nicht zum Vorschein. An der Rückwand machte er nur einige abgelegte Rüstungsteile aus. Wie

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