Bannkrieger
Von einem Atemzug auf den anderen gab es nur noch einige dünne Schwaden, die sich ebenfalls rasch auflösten.
Von den Iskandern, die im Inneren der Nebelbank gefangen gewesen waren, fehlte jede Spur. Nicht mal ein Hufeisen war zurückgeblieben, nur die tiefen Breschen, die sie ins Dickicht geschlagen hatten. Mit ihnen und der Nebelglocke verflog auch die unangenehme Kälte, die während der ganzen Zeit über der Lichtung gelastet hatte.
Unter dem Einfluss der Sonne wurde es rasch wieder wärmer.
Rorn hatte einen so starken Zauber wie diesen noch nie miterlebt. Er versuchte zu sprechen, brachte aber kein einziges Wort hervor. Seine Erstarrung fiel erst von ihm ab, als sich die Jadeträgerin neben ihm in die Höhe kämpfte. Ihr Gesicht und die Kleidung waren verschmutzt, ansonsten wirkte sie unversehrt.
»Beim heiligen Amboss«, keuchte er. »Erlebst du solche Dinge öfter?«
Statt einer Antwort erhielt er einen Schlag ins Gesicht. Nur mit der flachen Hand, aber doch so fest, dass seine Wange wie Feuer brannte und er jeden Finger der Jadeträgerin einzeln spürte.
»Du Schwein!«, keifte sie ihn an. »Du hast mich durch deine Berührung entehrt und besudelt!«
Eine neue Flickenhand
An der Grenze zu Baros
Verdammte Kälte! Alvin fror immer noch, obwohl der Nebel längst verflogen war. Wütend rieb er sich über die Arme, um das klamme Gefühl aus den Gliedern zu vertreiben. Aus dem gleichen Grunde stampfte sein Brauner immer wieder mit den Vorderläufen auf. Im Großen und Ganzen verhielten sich die Pferde aber sehr ruhig, vermutlich froh darüber, mit dem Leben davongekommen zu sein.
Alvin ließ seinen Gaul ein wenig traben, bis er in der Ferne einen vertraut wirkenden Gebirgszug entdeckte. Die fünf gleichförmigen Gipfel, die wie die Zacken eines Sägeblatts in den Himmel ragten, waren unverkennbar. Natürlich, das waren sie – die großen Wolkenspalter.
Es hatte sie tatsächlich bis zurück nach Iskan verschlagen.
Bitterkeit stieg in ihm auf. Mit solch hartem Widerstand, mit einem Nebel, der sie durch Berg und Tal davontrug, hatte keiner von ihnen gerechnet. Nicht mal der dunkle Recke an ihrer Seite, den sie Zerbe nannten.
Alvin fühlte sich unendlich müde, viel älter und ausgelaugter, als er an Jahren zählte. Viele gute Männer waren an diesem Tag gefallen. Kameraden, die er seit langem kannte und mit denen er schon oft Seite an Seite gefochten hatte. Je älter er wurde, desto stärker schmerzten ihn solche Verluste.
Und wozu das Ganze?
Eine Niederlage auf ganzer Linie – anders ließ sich der Angriff auf den Tross der verhassten Priesterschaft kaum beschreiben, wenn er sich das kleine Häuflein Überlebender an seiner Seite ansah. Acht Männer, mehr waren Alvin nicht geblieben. Acht Männer und der Streiter in der Lederhaut, der ihnen von Tag zu Tag unheimlicher wurde.
Gut, Hormuk und seine Getreuen, die am Tross zurückgeblieben waren, um auch die letzte Gegenwehr der Ketzer zu ersticken, hatten sicher ebenfalls überlebt. Wenn sie klug waren, hatten sie sich längst zerstreut und eilten inzwischen dem verabredeten Treffpunkt zu, der nur zwei Tagesritte von diesem Ort entfernt lag.
Aber was half das schon, selbst wenn sich ihre beiden Gruppen wieder zusammenschlossen. Die günstige Gelegenheit, die kostbare Schattenjade im Handstreich zu rauben, war unwiederbringlich vertan. Von nun an würden die Jademeister doppelt und dreifach so wachsam sein, ganz zu schweigen von König Dagomar, der über genügend Gardisten verfügte, um die Trägerin der Macht notfalls mit einem stählernen Wall aus Waffen und gepanzerten Leibwächtern zu umgeben.
Alvins Kameraden hingen den gleichen Gedanken nach, das konnte er in ihren Gesichtern sehen. Selbst den Jüngsten unter ihnen standen Tränen in den Augen, dabei hatten sie ihr Leben noch vor sich, ihnen lief die Zeit nicht davon wie den Veteranen. Verdammt noch eins! Alvin hatte sich auf diesen gewagten Raubzug in den Tiefen des Nachbarlands nur eingelassen, weil er endlich Veränderungen sehen wollte: iskandische Kinder, die mit vollen Bäuchen aufwuchsen, und junge Mütter, die ein Lachen auf den Lippen, keine dunklen Ringe unter den Augen trugen.
Dazu brauchten sie nun einmal das Gold der Iskander.
»Schlagt ein Lager auf!«, befahl er seinen Männern, damit sie etwas zu tun bekamen. »Versorgt eure Wunden und die Pferde, aber hört auf, Trübsal zu blasen.«
Sie murrten leise, obwohl sie wussten, dass Alvin sie nur aus ihrer Lethargie
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