Bannkrieger
Bannspruchs aufgehalten hatten, als sich Rorn endlich dazu durchrang, die Greifensteiner aufzusuchen.
Immerhin hatten sie gemeinsam gegen die Iskander und den Lederhäuter gekämpft, da konnte er doch wohl ein offenes Wort verlangen.
Aber Rorn hatte zu lange gezögert. Bevor er sich in Bewegung setzte, wurden fremde Reiterscharen gemeldet.
Mit Gosar an der Spitze ritten sie ein. Fagonische Gardisten mit grimmigen Mienen, die so heftig auf den Marktplatz sprengten, dass sich die Menschen eilig zwischen ihre Häuser zurückziehen mussten. Mit gesenkten Lanzen oder den Händen an den Schwertgriffen fragten sie nach dem Aufenthaltsort der Jadeträgerin, und nachdem sie Auskunft erhalten hatten, riegelten sie das Badehaus weiträumig ab.
Auch Rorn wurde auf Abstand gehalten. So konnte er nur von Weitem beobachten, wie Nispe und der Hauptmann der Gardisten aufgeregt miteinander sprachen. Was sie genau beredeten, war nicht zu verstehen, aber es ging um etwas Unangenehmes, das war deutlich zu erkennen. Vor allem, als sich der Offizier, nach seiner ersten fassungslosen Überraschung, immer herrischer gebärdete und Nispe im gleichen Maße kleinlauter wurde.
»Ich musste gar nicht bis nach Fagon reiten«, erzählte Gosar inzwischen jedem, der es hören wollte. »Die Gardisten waren längst auf der Suche nach der Jadeträgerin. Sie hatten bereits die Überreste des Trosses entdeckt und waren natürlich froh, als sie von mir hörten, dass es der Schutzheiligen gutgeht!«
Vermutlich hatte der alte Aufschneider den Soldaten sogar erzählt, dass er die Jadeträgerin vor ihren Verfolgern gerettet hatte, aber das sollte Rorn ausnahmsweise egal sein. Im Moment interessierte ihn vielmehr, was es mit der Aufregung am Badehaus auf sich hatte.
Allen Regeln der Höflichkeit zum Trotz erklärte der fagonische Hauptmann ohne Umschweife, dass er mit der Jadeträgerin sofort nach Fagon aufbrechen wollte. Gut, dass er erst so spät gekommen war. Vermutlich hätte er nicht mal davor zurückgeschreckt, den Bannzauber zu unterbrechen, nur um sich vor seinen Vorgesetzten wegen besonders eifriger Pflichterfüllung hervorzutun.
Als Rorn begriff, dass höchste Eile geboten war, rannte er sofort zur Schmiede, um das Schwert für Yako zu holen.
Auf dem Weg dorthin kamen ihm einige Soldaten mit den vier Pferden aus der Greifensteiner Zucht entgegen.
»He, eins davon gehört jetzt mir!«, wagte er zu protestieren.
»Vorsicht, Bauerntrampel!«, lautete die Antwort eines hakennasigen Gardisten. »Sonst bekommst du mein Schwert so lange zu schmecken, bis du satt und zufrieden am Boden liegst!«
Rorn wusste, dass es keinen Zweck hatte, mit solchen Strohköpfen zu streiten. Dieser Kerl würde erst nachgeben, wenn es ihm die Jadeträgerin befahl, deshalb verschwendete er keine Zeit mit ihm, sondern rannte durch das offene Tor in die Schmiede und machte sich an der großen Eichentruhe zu schaffen.
Mit dem verhüllten Schwert in der Hand kehrte Rorn zurück auf den Marktplatz, auf dem sich die Lanzenreiter bereits aufs Abrücken vorbereiteten. Yako, der Magnus und ihre Herrin saßen ebenfalls auf ihren Pferden und wurden durch eine Doppelreihe berittener Gardisten abgeschirmt.
Obwohl der Braune, den sie Rorn versprochen hatten, von einem Schwertknecht am Zügel geführt wurde, machte keiner von ihnen Anstalten, sich für seinen Besitz einzusetzen. Alle drei schienen plötzlich vollauf mit sich selbst beschäftigt zu sein.
Mehr noch als der Verlust des Pferdes machte es Rorn zu schaffen, dass Yako weder auf seine Rufe reagierte noch darauf, dass er das Leinenbündel mit dem Schwert über seinem Kopf schwenkte. Ohne noch einmal in seine Richtung zu blicken, ritt sie inmitten der Schar davon. Eine große Staubwolke war alles, was von der Phaa und den anderen zurückblieb.
Rorn sah den Reitern hinterher. Beim heiligen Amboss, was hatte das nun wieder zu bedeuten? Wieso hatte die Phaa ihr Geschenk nicht mitgenommen?
Gedemütigt blickte er nach links und rechts, um zu festzustellen, ob jemand über ihn lachte, doch zum Glück waren die meisten Dörfler selbst viel zu verwirrt von den sich überstürzenden Ereignissen, um ihm großartig Beachtung zu schenken.
Nur Gosar grinste abschätzig, aber das musste nichts heißen; das tat er immer, wenn er in seine Richtung sah.
»Warum hatten die es auf einmal so eilig?«, wollte Neele wissen, als sie sich endlich wieder zu ihm vorgekämpft hatte.
»Ich weiß es nicht«, gestand er traurig ein, bevor er
Weitere Kostenlose Bücher