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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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immer aneinanderzuschmieden. Danach konnten sie endlich eine Hütte bauen und ein gemeinsames Leben führen.
    Die Gelegenheit zu diesem Schritt war günstig. Die Rettung der Jadeträgerin hatte Rorns Ansehen gestärkt, und eine Brautgabe wie der goldeingefasste Ring konnte sich im ganzen Dorf sehen lassen. Geschenke an den Brautvater waren zum Glück nicht nötig. Tatkraft und Fleiß zählten unter den Moorbauern mehr als ein Sack glänzender Münzen.
    »Dann ist es wohl an der Zeit, den Amboss zu putzen und die Scheune zu schmücken«, antwortete er grinsend, denn in diesem Landstrich waren die Schmiede für die Vermählungen zuständig. Vorg hatte schon viele Ehen geschlossen und ein paar wenige von ihnen auch wieder geschieden, indem er einige Kettenglieder symbolisch auf dem Amboss zerschmettert hatte.
    Neele schmiegte sich noch enger an Rorn. »Wir werden bald eine eigene Hütte haben«, hauchte sie ihm erfreut ins Ohr. »Und einen ganzen Stall voll Kinder.« Ihre Hand glitt dabei fordernd über seinen Bauch hinab, als wollte sie den Erstgeborenen noch in dieser Nacht mit ihm zeugen.
    Irgendwo links von ihnen erklang ein leises Scharren, während Neele an den Innenseiten seiner nackten Schenkel anlangte. Böses Mädchen , dachte er, während das Blut in seinen Lenden zusammenströmte, doch ein weiteres Knacken in der Dunkelheit machte alle Erregung auf einen Schlag zunichte.
    Alarmiert wirbelte er herum und versuchte die vor ihm liegende Dunkelheit mit Blicken zu durchdringen. Vielleicht war es nur ein Tier, das in der Nähe durchs Unterholz schlich, doch für gewöhnlich mieden die Waldbewohner die Nähe der Menschen. Außerdem sagte ihm sein geschultes Ohr, dass das, was dort draußen Blätter rascheln ließ und trockene Zweige zertrat, zu groß für einen Fuchs oder ein umherstreifendes Reh war.
    Atemlos lauschte er in die Dunkelheit hinein.
    Neele kniete neben ihm und sagte ebenfalls kein Wort. Ihre Linke umklammerte jedoch sein Handgelenk, als stumme Frage, was ihn so sehr beunruhigte. Der goldene Ringreif fühlte sich unangenehm kalt auf seiner Haut an, trotzdem schüttelte Rorn den Griff nicht ab, um sie nicht zu ängstigen.
    Sein Blick hatte inzwischen eine Lücke im Blattwerk gefunden, durch die er hindurchspähen konnte. Die vor ihnen liegende Schneise wurde nicht nur vom Mondschein erhellt, sondern auch von Myriaden fahl glühender Larven, denen der Schimmerwald seinen Namen verdankte. Überall an den Blättern klebend, speicherte ihr Kokon tagsüber das Sonnenlicht und strahlte es bei Nacht ab, um Schlupfwespen anzulocken, die ihre Eier in diesen Verpuppungen ablegten.
    Die Schimmerlarven ließen das gern zu, denn während sich ein Teil der Wespenbrut von ihrer Hülle ernährte, labten sie sich am verbliebenen Rest der Eier, der ihr Wachstum erheblich beschleunigte. Ein perfektes Zusammenspiel zwischen beiden Arten, das in diesem Sommer ausfallen würde, weil die Schlupfwespen von der Jadeträgerin aus dem Moor vertrieben worden waren.
    In dem vor ihnen liegenden Zwielicht regte sich nicht der geringste Schatten, dafür erklang ein weiteres Rascheln, noch lauter als zuvor und sehr viel näher an ihrem Versteck. Diesmal war Rorn ganz sicher, dass es menschliche Füße waren, die durchs Unterholz stiefelten.
    »Zieh dich an!«, flüsterte er Neele kaum hörbar ins Ohr.
    Mit etwas Glück schlich dort nur ein anderes Liebespärchen herum oder ein eifersüchtiger Nebenbuhler, vielleicht sogar Gosar. Trotzdem stellte sie keine Fragen, sondern tat, was er von ihr verlangte. Rorn raffte seine eigenen Sachen mit klopfendem Herzen zusammen und streifte sie ebenfalls über. Sie waren beide geübt darin, sich im Dunkeln anzuziehen. Rorn schlüpfte gerade in seine Stiefel, als er weitere Geräusche vernahm.
    Verdammt, da schlich weit mehr als nur eine Gestalt durch den Wald. Und je näher die Meute kam, desto weniger bemühte sie sich, leise zu sein.
    »Die kommen von allen Seiten«, stellte Neele unumwunden fest.
    Rorn nickte stumm. Und verwarf gleichzeitig den Gedanken, dass sie besser still in ihrem Versteck ausharren und darauf hoffen sollten, dass die anderen unbemerkt vorüberzogen. Nein, das war zu gefährlich. Es klang nämlich ganz so, als würde das unsichtbare Pack von allen Seiten auf das Weidengehölz zustreben. In diesem Fall war es besser, die Umklammerung zu durchstoßen, solange sie noch Lücken aufwies.
    In Neeles Hand funkelte längst der schmale Dolch, den sie stets in einer Lederscheide an

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