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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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entschlossen hinzufügte: »Aber ich werde es herausfinden.«

Das Geschenk
     
    Eigentlich gab es keinen Grund zur Eile, doch von einer seltsamen Unruhe getrieben, kämpfte sich Rorn so schnell durch den dornigen Hohlweg, dass er immer wieder an vorstehenden Ranken hängen blieb.
    Als er den Platz erreichte, an dem Mea und Zerbe miteinander gerungen hatten, begann sein Herz zu rasen. Vergeblich versuchte er die Wünsche und Hoffnungen niederzuringen, die in ihm aufstiegen. Während er auf die Knie sank und seine bloßen Hände durch das hohe Gras streifen ließ, hatte er den Moment, als Zerbe das Geschmeide der Jadeträgerin an sich gebracht hatte, wieder deutlich vor Augen. Ihre Blicke waren auf den pendelnden Anhänger gerichtet gewesen, doch nun, da Rorn sich alle Einzelheiten ins Gedächtnis zurückzurufen versuchte, glaubte er sich auch an einen kleinen Schatten am Rande seines Sichtfelds zu erinnern. Einen flüchtigen Umriss, nicht mehr als ein Schemen, gerade groß genug für einen Ring, der zwischen den Gräsern verschwand.
    Was, wenn das der verloren gegangene Teil ihres Geschmeides war?
    Rorn hatte der unbewussten Beobachtung keine weitere Bedeutung beigemessen, weil ihm nur der große Anhänger wichtig erschienen war. Doch mochte es durchaus sein, dass der Ring bei ihrem Zusammenprall unabsichtlich abgestreift worden war, ohne dass Mea oder ihr Peiniger etwas davon gemerkt hatten. Im Eifer eines Gefechtes konnte so etwas durchaus geschehen – aber galt das auch, wenn es sich um ein magisches Artefakt handelte?
    Rorn kannte sich nicht mit solchen Dingen aus, wunderte sich aber darüber, dass selbst Hatra der Verlust nicht aufgefallen war. Allerdings hatte die Sumpfhexe nur Augen für den schattenhaften Inhalt des Lederhandschuhs gehabt. Vielleicht hatte sie das ja abgelenkt.
    Möglicherweise narrte Rorn aber auch die eigene Erinnerung.
    Seine Finger strichen durch miteinander verfilzte Halme, ohne etwas von Wert zu ertasten. Trockener, bereits zerbröckelnder Hasenkot und die Reste eines Feldmausskeletts waren das Einzige, was ihm unter die Fingerkuppen kam.
    Vorsichtig kroch er ein Stück vorwärts und weitete den Umkreis seiner Suche aus. Nachdem er eine Brennnessel berührt hatte, wollte er seine Bemühungen schon aufgeben, als seine Linke plötzlich etwas Kaltes, Hartes umschloss, das sich passgenau in seine Faust schmiegte.
    Keuchend richtete er sich auf. Einige Herzschläge lang wagte er nicht zu betrachten, was er gefunden hatte, aus Furcht, erneut enttäuscht zu werden. Nachdem er sich aber innerlich dagegen gewappnet hatte, ließ er die Finger langsam auseinanderwandern.
    Ein goldener Lichtreflex war das Erste, was er zwischen ihnen hervorschimmern sah.
    Rorns Herz begann wie wild zu rasen.
    Sein Mund wurde trocken, und er musste die Rechte zu Hilfe nehmen, um seine zitternde Linke zu unterstützen, während er mit glänzenden Augen auf den matt schimmernden Stein starrte, der in einer goldenen Einfassung steckte.
    Die verlorene Schattenjade – er hielt sie tatsächlich in Händen!
    Obwohl er im Stillen auf diesen Fund gehofft hatte, konnte er es kaum glauben. Für diese verlorene Kostbarkeit würden ihn die Priester sicherlich so reich entlohnen, dass er Neele ein Dutzend Fächer aus prächtigen Pfauenfedern schenken konnte.
    Wenn sie ihn denn entlohnten …
    Rorns rechte Schläfe begann zu zucken, als die Erinnerung an das Gardistenpferd zurückkehrte, das ihm erst geschenkt und dann wieder genommen worden war. Im gleichen Moment, da in ihm wieder der Ärger über das arrogante Auftreten der Jadeträgerin und ihres Gefolges aufstieg, beschlich ihn ein dunkler, geradezu blasphemischer Gedanke …
    Nachdenklich rieb er mit dem Daumen über die Schattenjade, obwohl kein einziges Staubkorn die gewölbte Oberfläche bedeckte. Danach steckte er sie – einem inneren Impuls folgend – an den kleinen Finger seiner rechten Hand. Der Ring passte nur bis zu seinem ersten Fingerglied, trotzdem war er wunderschön anzusehen.
    Um wie viel prächtiger mochte er da erst an Neeles schlanker Hand funkeln?
    Er fühlte sich ein wenig fiebrig, schrieb das aber seiner Aufregung und keiner magischen Aura zu. Von der schädlichen Wirkung, die Zerbe bei der Berührung des Rings durchgeschüttelt hatte, blieb Rorn jedenfalls verschont.
    »Das scheint mir ein gerechter Lohn für deine Rettung zu sein«, flüsterte er heiser. »Schließlich hast du noch genügend andere davon in deinem Geschmeide!«
     
    Es begann

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