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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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eingerissen und arg zerschlissen war.
    Den Blick fest auf Rorn gerichtet, stieß er Vorgs Leichnam in einer Geste der Verachtung mit seinem besudelten Schwert an. Es war eine besondere, mit stählernen Vogelschwingen verzierte Waffe.
    »Tötet sie!«, befahl der Mantelträger laut, obwohl sich die Kreaturen untereinander wortlos zu verständigen wussten. »Tötet sie alle!«
    Seine Worte galten einzig und allein Rorn, und sie sollten ihn innerlich genauso zermürben wie der von brechenden Knochen untermalte Laut, mit dem Vorg der Länge nach hinschlug. Rorn sah, wie das aus den Schlagadern pumpende Blut zu einer großen Lache anschwoll.
    Daraufhin öffnete sich eine in den Tiefen seiner Seele verborgene Kammer, die etwas Dunkles, unendlich Bitteres freisetzte, das in allen Menschen schlummert, aber nur selten sein giftiges Haupt erhebt. Abgrundtiefer Hass, nahe an der Grenze zum Wahnsinn, breitete sich in ihm aus, pulsierte durch alle Adern und brachte sein Herz zum Rasen.
    Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie seine schreiende Mutter unter den Hieben der Meute fiel, während er nach dem Griff seines Schwertes langte. Trotz der Lederumwicklung versengte es ihm die Hand, doch in seinem grenzenlosen Zorn verspürte er nicht den geringsten Schmerz, als er die Klinge aus dem Kohlenbecken riss und sie den Lederhäutern entgegenschwang. Rot glühender Stahl malte verschwommene Symbole in die Luft, bevor er den ersten seiner Angreifer oberhalb der Taille durchtrennte.
    Rorns rasender Grimm und die scharf geschliffene Schneide verliehen dem Schwert eine unglaubliche Durchschlagskraft. Noch während die durchtrennten Hälften zu Boden stürzten, drang der glühende Stahl in die Lederschulter des nächsten Gegners und fraß sich bis zur Hüfte hinab. Auch den gegenüberliegenden Arm trennte Rorn mit einem gnadenlosen Streich ab. Dermaßen leicht, wie die Waffe war, konnte er sie mühelos von der Rechten in die Linke wechseln und mit beiden Händen gleich stark zuschlagen. Das verschaffte ihm einen immensen Vorteil.
    Nachdem er die beiden vorderen Angreifer in Stücke geschlagen hatte, wurde er von mehreren Gegnern und von verschiedenen Seiten bedrängt. Von nun an musste er sich der eigenen Haut wehren. Statt selbst zuzuschlagen, blockte er anrasende Klingen ab, die ihm den Kopf abtrennen oder den Bauch aufschlitzen wollten.
    Gosar war leider keine Hilfe mehr. Von der Trauer um den toten Vater übermannt, reagierte er viel zu spät – und starb mit mehreren Stichen im Rücken, als er gerade einen glühenden Stahl aus der Esse ziehen wollte.
    Neele schaffte es noch, den Streithammer aufzunehmen, wurde aber überwältigt, bevor sie sich damit zur Wehr setzen konnte. Gleich drei Lederhäuter auf einmal packten sie an den Armen und an den langen Haaren. Sie zerrten Neele vor den Mantelträger, der ihrem angstverzerrten Gesicht keinerlei Beachtung schenkte, sondern sich nur für ihre gewaltsam ausgestreckte Hand interessierte. Die Hand, an der ein Ring mit einem schwarz eingefassten Stein steckte.
    »Endlich«, zirpte es unter der Maske hervor. »Die gesuchte Jadeträgerin.«
    Rorn schrie auf, als ihm die Wahrheit dämmerte.
    Verzweifelt versuchte er zu Neele vorzudringen, aber die Leiber der ihn umgebenden Feinde bildeten eine undurchdringliche Barriere. Der Mantelträger verlor indes keine Zeit. Pfeifend sauste sein Schwert herab und durchtrennte Neeles schlanke Finger knapp oberhalb des Handtellers. Blut spritzte aus den frischen Stümpfen, während Zeige-, Mittel- und Ringfinger zu Boden fielen.
    Neele wurde so weiß wie frisch gefallener Schnee und schrie vor Schmerz laut auf. Ihrem Peiniger missfiel der schrille Ton so sehr, dass er sie mit einem sichelförmig ausgeführten Hieb seiner Waffe zum Verstummen brachte. Dabei köpfte er sie nicht etwa wie Vorg, nein, er schlitzte Neele die Kehle nur zwei Fingerbreit auf, damit sie gurgelnd an ihrem eigenen Blut erstickte.
    Die drei Schergen, die sie hielten, stießen sie achtlos zur Seite, während sie sich noch im Todeskampf wand. Niemand von ihnen sah hin, als Neele den klaffenden Schnitt mit den Fingern ihrer intakten Hand zu schließen versuchte. Selbst für den Mantelträger war sie nicht mehr als ein nutzloses Insekt, das man zerquetschte, wenn es lästig wurde. Ohne Neele länger zu beachten, bückte er sich nach den abgetrennten Fingern.
    Rorn stürmte blindlings voran, als er den nicht enden wollenden Blutstrom sah, der zwischen den Fingern von Neeles intakter Hand

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