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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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hinterfragen konnte, prallte er mit dem Hinterkopf auf und glaubte plötzlich, in einen tiefen schwarzen Schlund zu starren …

12
     

Klinge aus Feuer und Eis
     
    Als Rorn aus der Ohnmacht erwachte, fror er entsetzlich. Er hatte Mühe, die Augen zu öffnen. Eine dünne Eisschicht platzte von seinen Wimpern, als er die überkrusteten Lider gewaltsam auseinanderriss.
    Ungläubig betrachtete er seine Hände, auf denen Eiskristalle glitzerten. Auch um ihn herum war alles mit funkelndem Weiß überzogen. Wände, Werkzeuge und Gegenstände; der allgegenwärtige Raureif hatte selbst die Glut in der Esse erstickt. Rorn hatte schon gehört, dass mächtige Zauber häufig von großer Kälte begleitet wurden, aber einen solch starken Temperatursturz hätte er niemals für möglich gehalten.
    Die Lederhäuter lagen allesamt kalt und erstarrt am Boden. Auch der Mantelträger zeigte keine Regung mehr. Der freigesetzte Bann hatte alle auf der Stelle getötet, nur Rorn hatte den magischen Ausbruch überlebt. Wahrscheinlich, weil er ein Mensch aus Fleisch und Blut und keine Zusammenballung dämonischen Geschmeißes war.
    Rorn stolperte wie betäubt umher, ohne auch nur die Hälfte von dem zu begreifen, was er sah. Durch das offene Tor drang der Schein der aufgehenden Sonne in die Schmiede. Er musste wirklich lange Zeit bewusstlos gewesen sein.
    Erst jetzt, da die unmittelbare Bedrohung von ihm abgefallen war, bemerkte er, dass zu der zusammengewürfelten Bewaffnung der Lederhäuter auch grotesk geformte Schwerter gehörten, die einen ähnlich bronzefarbenen Schimmer aufwiesen wie der erbeutete Schnabelhammer. Etwa das Schwert des Mantelträgers, an dem eine gebogene, an zwei Vogelschwingen erinnernde Parierstange saß. Jede einzelne Feder war von einer meisterlichen Hand absolut lebensecht herausgearbeitet worden, genauso wie der einem Vogelhals nachempfundene Griff, der in einem Kopf mit langem Schnabel endete. Ein wirklich guter Knauf, der jegliches Abrutschen der Finger verhinderte.
    Die Waffe bestand nicht aus Bronze, dazu war sie zu fest, aber auch aus keinem anderen Rorn bekannten Metall. Noch ein weitaus größeres Rätsel gab ihm sein eigenes Schwert auf. Es steckte in einem Eisklumpen fest, doch trotz seines ungestümen Hiebes hatte die glühende Klinge keinen Schaden genommen. Im Gegenteil. Obwohl völlig mit Eis verkrustet, ging eine bedrohliche Schönheit von ihr aus.
    Rorn langte unbewusst zu einer prickelnden Stelle an seinem Kinn.
    Plötzlich kamen ihm wieder die Gedanken in den Sinn, die ihm kurz vor der Bewusstlosigkeit durch den Kopf gegangen waren. Wie von fremder Hand geleitet, packte er das Schwert und befreite es mit einer harten Handbewegung aus der kalten Umklammerung.
    Knirschend gab der Eisklumpen nach, der Stahl ruckte in die Höhe.
    Rorns zerschundene Hände schmerzten auf dem kalten Griff der Waffe. Er schlug die flache Klingenseite zweimal gegen die steinerne Einfassung der Esse, bis die Eiskruste abplatzte. Darunter kam eine schmale, aber perfekt geschliffene Klinge zum Vorschein, die frisch poliert glänzte. Er betrachtete die Waffe von allen Seiten und stellte verwundert fest, dass sich ihre Ausmaße drastisch verändert hatten.
    Die Klinge war schlanker und dafür länger geworden. Sie hatte nun die perfekte Abmessung für seine Körpergröße, ganz so, als hätte er sie erst kürzlich für sich selbst geschmiedet. Der Schärfe hatte die Veränderung keinen Abbruch getan; als er mit dem Daumen über die Schneide fuhr, schnitt er sich tief ins Fleisch. Gleichzeitig flammte etwas Weißblaues auf und huschte den Stahl entlang.
    Eine kalte Flamme, die keinerlei Hitze abstrahlte.
    Ein Irrlicht, ein magisches Elmsfeuer.
    Rorn hätte die Waffe beinahe fallenlassen.
    Kaum war der erste Schrecken abgeklungen, betrachtete er sie umso interessierter. Ohne auf seinen blutenden Daumen zu achten, bewunderte er ihren makellosen Glanz, der nur durch einen knapp unterhalb der Parierstange steckenden Splitter gestört wurde. Ausgerechnet dort, wo die Klinge überhaupt nicht geglüht hatte, war ein Stück Schattenjade so tief in die Breitseite eingedrungen, dass sie glatt mit der Oberfläche abschloss.
    »Hexenwerk!«, entfuhr es Rorn unwillkürlich, denn es gab keine andere Erklärung. Derselbe Bannzauber, der die Lederhäuter vernichtet hatte, hatte auch diese Waffe geboren.
    Prüfend hieb Rorn mehrmals mit der Klinge durch die Luft. Nachdem er festgestellt hatte, dass das Schwert perfekt ausbalanciert war, ließ

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