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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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überlegte er, ob wohl jeder dieser Dämonen, auch Zerbe, das gleiche Gesicht unter der Flickenmaske trug.
    Dörfler und überlebende Gardisten erstarrten mitten im Kampf.
    Ein Grauen wie dieses hatte noch keiner von ihnen zu sehen bekommen. Kraal wollte den allgemeinen Schreckensmoment zu einem Befreiungsschlag nutzen, doch Rorn hatte mit so etwas gerechnet. So fiel es ihm nicht schwer, die heranzuckende Klinge an der eigenen abgleiten zu lassen und zum Gegenstoß anzusetzen.
    Nun, da der gegnerische Schild zerschlagen war, stand seiner Rache nichts mehr im Weg. Zu allem entschlossen, drückte Rorn seinen Körper durch und machte sich so lang er nur konnte. Die von einem pulsierenden Gleißen umflossene Waffe wurde zu einer natürlichen Verlängerung seines Arms, die genau auf Kraals Brustkasten zielte.
    Ein Stück weit rechts von der Mitte, genau dort, wo für gewöhnlich das Herz saß, bohrte sich der vibrierende Stahl mit überraschender Leichtigkeit durch den Brustharnisch, um am Rücken wieder auszutreten. Kraal zuckte unter dem Stich zusammen, blieb aber aufrecht stehen. Schwelende Dämpfe traten aus der Wunde hervor. Der sich ausbreitende Brandgeruch ähnelte dem Gestank, den Zerbe verströmt hatte, als er das Geschmeide der Jadeträgerin hatte rauben wollen.
    Rorn hatte also recht behalten.
    Kraal war ein Lederhäuter!
    Unter dem Einfluss der magisch umflossenen Klinge quoll der Stichkanal auf das Dreifache an. Fast so, als steckte eine glühende Eisenstange in einen Schneehaufen, der unter dem Einfluss der Hitze von innen heraus zu schmelzen begann.
    Kraals Rücken versteifte sich.
    Japsend riss er den Mund weit auf, ohne dass ein Ton über seine Lippen drang. Stattdessen begann es unter seiner Uniform zu knistern und zu rascheln. Sein Leib erzitterte wie von unsichtbaren Kräften geschüttelt. Es war ein unheimlicher Vorgang, der damit endete, dass er von innen heraus zerplatzte.
    Was unter der scharlachroten Uniform geschah, blieb verborgen, aber an Kraals Kopf zeichnete sich genau ab, was vor sich ging.
    Von einem Herzschlag auf den anderen verlor der Unteroffizier alle Farbe. Er löste sich in winzige pechschwarze Partikel auf, die nur noch kurz die Konturen seines Gesichts und der Haare nachzeichneten, bevor auch die letzte Ähnlichkeit mit einem Menschen vollkommen verwischte. Genau dort, wo sich eben noch sein Kopf befunden hatte, summte plötzlich eine Insektenwolke, die zu beiden Seiten des absinkenden Helms davonströmte.
    Rorn zog die Waffe aus der Wunde zurück und hieb sie stattdessen in die ausfransenden Schleier. Der Jadesplitter in der Klinge glühte geheimnisvoll. Es war nicht mehr zu übersehen, dass er die unaufhörliche Flut der kleinen, sich fortlaufend verästelnden Blitze speiste. Dort, wo die knisternden Energien das fliehende Geschmeiß berührten, verflüssigte es sich umgehend zu öligen Tropfen, die in den kargen Boden stürzten und dort verklumpten.
    Wie besessen ließ Rorn sein Schwert kreisen, um einem möglichst großen Teil des Ungeziefers den Garaus zu machen. Unter der langsam in sich zusammensinkenden Uniform quollen weitere Schwärme hervor. Aus dem Handgelenk heraus wob Rorn ein enges Geflecht aus nachschimmernden Lichtschlieren, die einen Großteil der Vierflügler versengten.
    Nur jenen, die der Magie weit genug ausweichen konnten, gelang die Flucht, und unter lautem Schwirren zogen die grotesken Insekten in den Himmel davon.
     
    Sobald sie außer Sicht waren, verloschen die Irrlichter auf der Klinge, und Rorn hielt nur noch ein ganz normales Schwert in Händen.
    Die Männer und Frauen, die neben ihm standen, konnten kaum glauben, was sie da mit eigenen Augen sahen. Drohend starrten sie auf den letzten noch lebenden Gardisten herab, den sie in dichten Reihen umstanden.
    »Was war das für ein grässlicher Unhold, dem ihr gedient habt?«, wollten sie von ihm wissen.
    Der Angesprochene, ein Mann von über fünfzig Wintern, der eine aufgerollte Lederpeitsche am Gürtel trug, war kreidebleich im Gesicht geworden. »Ich verstehe das alles nicht«, jammerte er. »Kraal war zwei Jahre lang unser Feldweibel, aber so etwas hätte keiner von uns vermutet. Das … das war gerade …«
    »… ein Lederhäuter«, ergänzte Rorn düster. »Einer dieser elenden Dämonen, die die Iskander bei ihrer Invasion unterstützen. «
    Seine Worte trugen wenig dazu bei, das zurückliegende Geschehen für die Umstehenden aufzuhellen. Nur der Dorfschulze nickte verstehend, bevor er auf den

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