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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Körper mit Blessuren übersät. Der Brustkorb schmerzte besonders schlimm. Als er sich nach inneren Verletzungen abtastete, zuckte der Feldweibel gepeinigt zusammen. Verwirrt blickte er an sich herab. Auf der Höhe seines Herzens zeichnete sich ein blauer Fleck von der Größe einer Männerfaust ab. Irgendetwas Stumpfes musste ihn dort mit großer Kraft getroffen haben.
    Vergeblich sann er darüber nach, was mit ihm geschehen sein mochte.
    Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war, dass er mit seinen Reitern die rund um Fagon liegenden Dörfer vor der nahenden Invasion gewarnt und alle waffenfähigen Männer zu den Fahnen gerufen hatte. Die Bauern hatten sie deshalb überall willkommen geheißen, selbst dort, wo der Bann der Jadeträgerin unter dem Ansturm der überall wütenden Plagen zusammengebrochen war.
    Ihre Uniformen hatten signalisiert, dass die Obrigkeit um die Nöte der Bevölkerung wusste und etwas unternahm. Das war ein gutes Gefühl gewesen, fast so, als würden sie in König Dagomars persönlichem Auftrag handeln. Trotz der herrschenden Umstände hatte es Kraal nie zuvor mehr Freude bereitet, in der Garde zu dienen.
    Und dann – nichts mehr!
    Seine Erinnerungen endeten mit einem Gasthof, wo seine Schwadron Quartier gefunden hatte. Kraal war nach einem Krug Wein sanft entschlummert. Wie, zum Henker, hatte es ihn danach von seinem weichen Nachtlager hierher in den Wald verschlagen? Einen derben Scherz schloss er aus, das würde niemand wagen.
    Außerdem war er dafür einfach zu übel zugerichtet worden.
    Zitternd richtete er sich auf und schlang seine mit nassem Laub verklebten Arme um den nackten Leib. Ein starker Niesanfall schüttelte ihn durch. Als er ihn überstanden hatte, wusste er, dass er sich bewegen musste, wenn er überleben wollte. Obwohl er sich wie zerschlagen fühlte, stolperte er los.
    Er kannte weder Baum noch Strauch, doch er hatte Glück, schon nach kurzer Zeit stieß er auf einen Weg, dessen nördliches Ende von Sonnenlicht erhellt wurde. Hätte man ihn inmitten eines großen Forstes ausgesetzt, hätte er tagelang orientierungslos umherirren können, ohne auf eine Menschenseele zu treffen. Doch er war dem Waldrand nahe, sodass er schon nach kurzer Zeit unter dem grünen Laubdach hervortreten und die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut genießen konnte.
    Als er sich etwas genauer umsah, fröstelte ihn jedoch erneut.
    Die umlaufende Horizontlinie kam ihm bekannt vor, und je länger er die charakteristischen Erhebungen und Baumformationen betrachtete, desto stärker beschlich ihn der Eindruck, dass er sich sehr weit östlich von Fagon, am Bärenforst, nahe bei Obuk, befand. Das waren zwei Tagesritte!
    Wie lange hatte er dann geschlafen?
    Völlig verwirrt wankte er weiter, in die Richtung einiger Stimmen, die von weiter her zu ihm herüberwehten. Seine nackten Füße taten bei jedem Schritt weh, doch er brauchte Hilfe, sonst war er verloren. Als er einige Kinder sah, die ein paar Ziegen auf einem Feld hüteten, schöpfte er erstmals Hoffnung.
    Ohne sich wegen seiner Nacktheit zu schämen, ging er ihnen entgegen. Wegen seines erbarmungswürdigen Zustands empfanden sie auch sofort Mitleid mit ihm, als sie seiner ansichtig wurden. Rasch rannten sie ihm entgegen, um ihn zu stützen und zu einem geschützten Platz zu führen. Die Kleinste unter ihnen wurde ausgeschickt, ein paar Erwachsene mit einem Ochsenkarren herbeizuholen. Danach gaben sie Kraal Wasser zu trinken und etwas Brot zu essen, doch er konnte nichts bei sich behalten.
    »Die Garde in Obuk«, schärfte er den Kindern ein, kurz bevor er wieder das Bewusstsein verlor. »Euer Dorfschulze muss sie so schnell wie möglich alarmieren. Ich glaube, es ist etwas Schreckliches passiert.«

21
     

Die Wolfsgrube
     
    Bei Tage wimmelte es in den Gassen des Gerberviertels von ehrbaren Frauen, die den Kürschnern frisch abgezogene Felle zum Verkauf anboten oder sich nach edlen Pelzen, Satteltaschen und Decken umsahen. Neben allerlei Lederwaren gab es in den Werkstätten auch bunt gefärbtes Leinen zu erstehen, sodass manche von ihnen glatt die Zeit vergaß. Doch spätestens bei Anbruch der Nacht, wenn das Gros der Schenken seine Tore öffnete, wandelte sich das Straßenbild.
    Im Schutze der Dunkelheit strömte immer mehr Mannsvolk zusammen, auf der Suche nach billigem Rausch und sonstigen Vergnügen. Dunkle Weine, Biere, süßer Most und Nebelbeeren – in der Unterstadt gab es alles, was des Zechers Herz begehrte, und die

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