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Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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gesotten werden, dürfen in den Fluß treten. Die anderen bleiben, wo sie sind. Mir ist es egal. Ich kann euch auch roh essen. Die meisten Mahlzeiten ziehen es allerdings vor, vorher gekocht zu werden.«
    Los jetzt, du Mahlzeit! fuhr Jon sich an. Dies ist nur eine weitere Prüfung, es könnte allerdings die letzte sein, falls du nicht...
    »Warte! Warte einen Augenblick! Ich weiß die Antwort.«
    Der Drache richtete ein gelangweiltes Auge auf ihn. »Beeil dich! Ich habe Hunger.«
    Jon-Tom atmete tief durch. »Das grundlegende Merkmal der menschlichen Natur ist produktive Arbeit.« Als Dreingabe fügte er beiläufig hinzu: »Das weiß doch jeder.«
    Der Kopf des Drachen fuhr zurück und beherrschte den Himmel. Fledermausflügelohren flatterten verwirrt, und einen Moment lang war er so verdutzt, daß er sich an seinem eigenen Rauch verschluckte.
    Immer noch drohend, aber verunsichert schob er seinen massigen Schädel so nahe heran, daß Jon-Tom die schimmernden Schuppen hätte streicheln können. Die Luft war erfüllt von Feuchtigkeit und Schwefelduft.
    »Und was«, grummelte Falameezar, »bestimmt die Struktur jeder Gesellschaft?«
    Jon-Tom begann sich ein wenig zu entspannen. So unglaublich es schien, er fühlte sich sicher. »Ihre Produktionsverhältnisse.«
    »Und Gesellschaften entwickeln sich...?«
    »Durch eine Folge von Krisen, die durch innere Widersprüche verursacht werden«, schloß Jon-Tom für ihn.
    Die Augen des Drachen blitzten, und der Unterkiefer hing herab. Obwohl er sicher war, die Antwort gefunden zu haben, trat Jon-Tom unwillkürlich einen Schritt vor den schrecklichen Zähnen zurück. Ein Paar riesenhafter Vorderfüße erhob sich tropfend aus dem Wasser.
    Die Füße kamen auf Jon-Tom zu. Er fühlte sich in die Luft gehoben. Irgendwo hinter ihm schrie Flor verzweifelt auf, und Mudge murmelte so etwas wie einen Abgesang.
    Eine ungeheure gespaltene Zunge, von dem gleichen verblüffenden Rot wie, die geschlitzten Augen, fuhr aus dem Maul und glitt feucht über Jon-Toms Gesicht.
    »Genosse!« rief der Drache aus. Dann wurde Jon-Tom sanft auf das trockene Land zurückgesetzt.
    Der Drache schlug ekstatisch auf das Wasser ein. »Ich wußte es! Ich wußte, daß nicht alle Wesen dieser Welt ohne das Wissen um den wahren Weg existieren konnten.« Er war so glücklich, daß er Feuer spie, achtete jetzt allerdings sorgfältig darauf, nicht die fassungslosen Zuschauer zu treffen.
    Der Otter rannte auf den Sand und flüsterte Jon-Tom zu: »Mann, Kumpel, sollte das noch mehr von deiner unerwarteten 'Exerei sein?«
    »Nein, Mudge.« Jon wischte sich heißen Drachenspeichel von den Wangen. »Nur eine zutreffende Vermutung. Sie wurde durch etwas bewirkt, das er vorhin zu uns sagte. Dann fiel mir alles wieder ein. Was ich nicht verstehe: wie dieser grundsolide Drache in einen hingebungsvollen Marxisten umgewandelt wurde.«
    »Maziwisten? Was ist das? Vielleicht irgend'ne anderweitliche Magie?«
    »Einige halten es dafür. Andere bezeichnen es eher als reinen Aberglauben oder als Wissenschaft. Aber sag um Gottes willen nichts derartiges zu ihm, sonst finden wir uns in seiner Suppe wieder.«
    »Entschuldige meine Neugier!« rief er dem Drachen zu.
    »Aber wie kommt es, daß du auf den...« Er zögerte. »... den wahren Weg gestoßen bist?«
    »Es passiert hin und wieder, daß Drachen in interdimensionale Verwerfungen stolpern«, erläuterte Falameezar ihm, während er sich langsam beruhigte. »Wir scheinen eine gewisse Anfälligkeit für solche Manifestationen zu haben. Ich wurde einige Tage in einer solchen festgehalten. Dort wurde es mir enthüllt. Ich versuchte es auch den anderen klarzumachen, aber...« Er zuckte mit massigen schwarzen Schultern. »Was kann man schon in einer Welt ausrichten, in der es von habgierigen und unersättlichen Kapitalisten wimmelt?«
    »Ja, wirklich«, murmelte Jon-Tom.
    »Selbst wenn man ein Drache ist. Oh, ich versuche es hin und wieder, hier am Fluß. Aber die armen mißbrauchten Bootsleute begreifen die Arbeitswerttheorie nicht, und es ist so gut wie unmöglich, selbst den niedrigsten Arbeiter in sozialistischdialektisches Denken einzuführen.«
    »Ich kenne das Problem«, sagte Jon-Tom mitfühlend.
    »Was du nicht sagst!«
    »Ja. Es ist sogar so, daß wir alle gerade auf einer Reise sind, wir sieben Genossen, weil sich dieses Land, von dem du sagst, daß es voller Kapitalisten sei, in akuter Gefahr befindet, von einer Nation überfallen und überrannt zu werden, die ausschließlich

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