Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
gesicherte, bequeme Zufuhr frischer Nahrung ließ Mudge und Caz übermäßig faul werden. Jon-Toms größte Sorge war nicht, Falameezars Gedanken zu beschäftigen, sondern daß einer der beiden Müßiggänger in einem Gespräch beiläufig eine Bemerkung fallen lassen konnte, die dem Drachen klarmachte, daß sie genauso wenig Marxisten waren, wie sie dem Zölibat huldigten.
    Zumindest waren sie keine Handelsherren oder Kaufleute. Mudge, Talea und Caz fungierten als freie Jäger und Mietlinge. Jon-Tom konnte die Definition ihrer früheren Tätigkeiten nicht weit genug ausdehnen, um sie als Handwerker zu qualifizieren. Clodsahamp konnte als Philosoph betrachtet werden, und Pog war sein Eleve. Mit etwas Nachhilfeunterricht durch Jon-Tom war der Schildkrötenhexer in der Lage, Konzepte wie den dialektischen Materialismus semantisch in den Griff zu bekommen und so bei der Konversationslust des Drachen ein wenig auszuhelfen.
    Das war notwendig, denn Jon-Toms oberflächliche Beschäftigung mit dem Marxismus lag drei Jahre zurück. Die Einzelheiten kehrten widerwillig in sein Gedächtnis zurück. Und jede wurde von dem neugierigen Falameezar auf die Probe gestellt, der sich irgendwie an jedes Wort einer halb verstandenen und halb gelesenen marxistischen Handbibliothek erinnerte, die zudem noch nach höchst obskuren Gesichtspunkten zusammen gestellt schien.
    Jedesmal, wenn das Thema Revolution zur Sprache kam, fragte sich der Drache, ob nicht ein Angriff auf diese oder jene Stadt oder Ansammlung von Händlern angebracht sei. Aber ohne große praktische Grundlage, von der aus sich vorgehen ließ, wurde er schnell verwirrt, und Jon-Tom steuerte ihre Debatte jeweils auf weniger gewalttätige Aspekte der sozialen Veränderung.
    Glücklicherweise befuhren nur wenige Händler den Fluß, die den Zorn des Drachen hervorrufen konnten; und die verließen, sobald sie der schwarzen Silhouette Falameezars ansichtig wurden, hastig sowohl ihre Boote als auch das Wasser. Der Drache beschwerte sich, daß er nicht mit den Besatzungen reden und die Kapitäne einäschern konnte, mußte aber traurig zugeben, daß es ihm augenscheinlich an der Fähigkeit mangelte, nahe genug an die Leute heran zukommen.
    »Sie begreifen nicht«, sagte er eines Morgens leise. »Ich möchte doch nur als Gleicher unter Gleichen, als Angehöriger des Proletariats anerkannt werden. Sie wollen nicht einmal zuhören. Natürlich, die meisten haben nicht das nötige Verständnis und den Überblick über die sozioökonomischen Probleme ihrer Gesellschaft. Sie schwadronieren, schwärmen, dreschen phantastische Phrasen und gehen im allgemeinen so mißbräuchlich miteinander um, daß ich Magengrimmen bekomme.«
    »Ich erinnere mich an das, was du über die unabhängige Grundhaltung deiner Mitdrachen gesagt hast. Kannst du sie denn überhaupt nicht organisieren?« fragte Jon.
    Falameezar stieß ein angewidertes Schnauben aus, das gelbrotes Feuer über die Wasseroberfläche sandte. »Sie wollen nicht einmal zuhören. Sie begreifen die notwendige Voraussetzung für Glück und Erfolg nicht- daß nämlich alle zusammenarbeiten müssen, daß jeder seinem Genossen hilft, während wir auf die glorreiche, klassenlose, sozialistische Zukunft zusteuern.«
    »Ich wußte nicht, daß es bei Drachen Klassen gibt.«
    »Es ist mir peinlich, das zuzugeben, aber es gibt unter uns welche, die sich für besser halten als die anderen.« Er schüttelte betrübt den Kopf. »Es ist eine wirklich traurige, verwirrte Welt, in der wir leben, Genosse. Traurig und ausbeuterisch.«
    »Nur zu wahr«, pflichtete ihm Jon-Tom bereitwillig bei. Der Drache blickte freundlicher. »Aber das macht die Herausforderung um so größer, nicht wahr?«
    »Absolut, und die Herausforderung, der wir jetzt begegnen müssen, ist die größte, der sich die Welt jemals gegenüber sah.«
    »Vermutlich«, sagte Falameezar nachdenklich. »Aber etwas verwirrt mich. Sicher gibt es unter all den Invasoren doch ein paar Arbeiter? Sie können nicht alle Bosse sein.« Oh, Gott! Was jetzt, Jon-Tom? »Das ist der Fall, vermute ich«, antwortete er so schnell wie möglich. »Aber sie sind alle von dem unumstößlichen Verlangen beseelt, größere Bosse zu werden, als jene, denen sie augenblicklich dienen.« Falameezar schien immer noch unsicher.
    Inspiration half Jon aus. »Falls sie den Rest der Welt erobern – die Warmlande und alles andere -, hoffen sie folgerichtig darauf, kapitalistische Bosse über die Arbeiter hier zu werden,

Weitere Kostenlose Bücher