Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
müssen.«
    Es regnete ziemlich stark. Die meisten Fenster waren inzwischen durch Läden verschlossen. In der Dunkelheit hatte es den Anschein, als beugten sich die Gebäude über die Straße.
    Hinter ihnen klang oben in der Luft ein entferntes scharfes Tschilpen auf. Jon-Tom blickte über die Schulter zurück und glaubte auf einer der Landestangen einen Eichelhäher in einem gelbpurpurnen Kilt und entsprechender Weste zu erkennen, der sich durch die Öffnung darüber quetschte. Ein dumpfer Knall meldete, daß er die runde Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Sie eilten weiter, rannten von einem wackligen hölzernen Vordach zum nächsten. Einmal hielten sie im Windschutz einer Art Buchhandlung. Schriftrollenhandlung vielmehr, denn in den bis zur Decke reichenden Holzgestellen befanden sich Öffnungen wie in Weinregalen. In jedem Loch steckte eine dicke Papierrolle.
    Wie Mudge gesagt hatte, wusch der Regen den Schmutz vom Kopfsteinpflaster, und der angeschwollene Hauptwasserlauf trug ihn davon.
    Die Gewitterfront zog vorbei, und der Donner schwand. Statt des schweren Regens setzte ein beständiges Nieseln ein. Die Temperatur war gefallen, und Jon-Tom zitterte in dem durchnäßten Hemd und den feuchten Jeans.
    »Vergebung, Herr.«
    Jon-Tom entfaltete die Arme. »Was?« Er sah nach rechts, Der Ursprung der Stimme lag in einer schmalen Nebenstraße, die kaum breit genug war, zwei Leute aneinander vorbei kommen zu lassen, ohne daß sie sich zur Seite drehen mußten.
    Ein Gibbon kauerte unter einem wackligen Vorbau und drängte sich schutzsuchend zwischen mehrere mit Abfall gefüllte Tonnen. Das flusige Gesicht wurde von mehreren großen Fetzen Packpapier gekrönt, die zusammengebunden und mit einem geknoteten Band am Kinn befestigt waren. Der Behelfshut hing aufgeweicht am Gesicht herunter. Übel zerrissene Hosen aus irgendeinem Baumwollmaterial bedeckten die haarigen Beine. Er trug kein Hemd. Lange Arme umklammerten den zitternden Oberkörper, und das Haar war in großen wunden Stellen kreisförmig ausgefallen. Eine Augenöffnung war ein kleines dunkles Loch.
    Eine zartgliedrige Hand streckte sich Jon-Tom hoffnungsvoll entgegen. »Ein Silberstück, Herr? Für einen, den im Krieg das Unglück traf und noch mehr im Frieden? Eine mißglückte Erziehung und eine fehlgeleitete Gerichtsbarkeit kosteten mich dieses Auge, Herr. Jetzt lebe ich nur durch die Duldung anderer.« Jon-Tom blieb stehen und starrte die bedauernswerte Kreatur verblüfft an.
    »Dann ein paar Kupfermünzen, Herr, wenn Ihr kein Silber übrig habt?« Die Stimme des Gibbons krächzte bronchitisch.
    Plötzlich zuckte er zurück und fiel gegen die schützenden Abfallbehälter. Einer kippte um und verstreute Papierfetzen, Knochen und anderen Unrat über die Gasse. Dimensionale Verlagerung beseitigt nicht das universale Problem des Mülls.
    »Nein, Herr, nein!« Der Affe hielt sich einen zitternden Arm vor das Gesicht. »Ich wollte nichts Böses.«
    Mudge stand neben Jon-Tom. Das Schwert des Otters war halb aus dessen Brustscheide gezogen. »Ich werd dich lehren, diesen 'Erren zu belästigen, während er in meiner Ob'ut is!«
    Er trat einen weiteren Schritt auf den ruinierten Anthropoiden zu. »Vielleicht willst du nichts Böses, vielleicht doch, du wirst es jedenfalls nich tun, solange ich da bin.«
    »Immer ruhig!« murmelte Jon-Tom, der den zusammengekauerten Gibbon mitleidig ansah. »Siehst du nicht, daß er krank ist?«
    »Krank? Widerlich, würde ich sagen. Weißt du nich, wie man Bettler be'andelt, Kumpel?« Er zog sein Schwert weiter heraus. Der Gibbon stöhnte schwach.
    »Weiß ich.« Jon-Tom griff in die Tasche und tastete nach der Leinenbörse, die ihm Clodsahamp gegeben hatte. Er nahm eine kleine Münze heraus und warf sie dem Gibbon zu. Der Affe wühlte im Abfall danach herum.
    »Seien Sie gesegnet Herr! Möge der Himmel Sie küssen!« Mudge wandte sich ab und schob angewidert sein Schwert zurück in die Scheide. »Geldverschwendung.« Er legte eine Hand auf Jon-Toms Arm. »Na, dann komm! Bringen wir dich zu dem Laden, an den ich denke, bevor du dich völlig verausgabt hast. Die Welt ist 'art, Kumpel, und das lernst du besser sehr schnell. Du hast das Messer von dem Knülch nich bemerkt, wenn ich es richtig se'e?«
    »Messer?« Jon-Tom blickte zu der Straßenmündung zurück.
    »Welches Messer?« Er fühlte sich plötzlich unwohl.
    »Ja wirklich – welches Messer?« Mudge stieß einen scharfen Quiekser aus. »War ich nich bei dir gewesen, 'ättest

Weitere Kostenlose Bücher