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Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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federleicht zu Boden. Die Musik war fast so schnell wie die Tänzerin. Das weißbepelzte Hinterteil war zu einem der Schwerkraft spottenden Metronom geworden, ein sinnliches Pendel der Leidenschaft, manchmal von dem zuckenden Schwanz verhüllt, manchmal durch ihn betont, und alles vibrierte im Rhythmus der Musik.
    Die Musik erreichte einen abschließenden Höhepunkt, als das Hermelin-Mädchen, an einem der untersten Äste hängend, eine Serie von absolut unmöglichen Bewegungen vollführte, die Jon- Tom nebenher auch den Grund für die zentrale und kreisförmige Natur der Theke enthüllte. Siel diente jetzt als Festungswall, hinter dem die schwer bewaffneten Köche und auch Ausschenker in der Lage waren, die, hysterischen Vorstöße der überhitzten Gäste abzuwehren.
    Einem langohrigen Kaninchen gelang es schließlich, eine Handvoll von dem schwarzspitzigen Schwanz zu fassen, der ihm scheu, aber entschieden entzogen wurde. Ein stämmiger Luchs stieß das Kaninchen zurück in die wogende Menge, als die Tänzerin ihrem Publikum einen letzten Kuß zublies. Dann glitt sie durch die Zweige und Blätter zurück und verschwand mit einem abschiednehmenden Schwenken der Hüften im Dach.
    Die Fensterläden und der Baum wurden wieder hochgezogen. Die Gespräche nahmen ihren Fortgang, und die Normalität kehrte in das Lokal zurück. Serviererinnen und Kellner bahnten sich wieder ihren Weg durch die Menge wie Sauerstoff durch den Blutstrom.
    »Weißt du jetzt, was ich meine, Kumpel?« fragte Mudge mit der Zufriedenheit von jemandem, der gerade einen sehr hohen Scheck eingelöst hat. »Wenn ich sage, daß es keinen lieb...« Er unterbrach sich und starrte eigenartig über den Tisch.
    »Was ist?« fragte Jon-Tom verstört.
    »Da soll mich doch...« kam die verblüffte Antwort. »Du wirst ja rot! Ihr Menschen...«
    »Quatsch!« murmelte Jon-Tom und wandte sich verärgert ab.
    »Nee, nee!« Der Otter beugte sich über den Tisch und sah Jon-Tom, der versuchte, sein Gesicht zu verbergen, aus nächster Nähe an. »Leck mich am Ärmel, aber es is wahr... du bist rot wie 'n Pavian'intern, Kumpel.« Er deutete mit dem Kopf zur Dachspitze. »Dann ‘ast du noch nie so eine Vorstellung gese'en?«
    »Natürlich habe ich das.« Er wandte sich schwungvoll seinem Begleiter zu und bemerkte, daß er leicht schwankte. In seinem Gehirn entwickelte sich langsam die Frage, ob er einen kleinen Schwips hatte. Wieviel von diesem schwarzen Gebräu hatte er intus?
    »Das heißt... im Film, habe ich es gesehen.«
    »Was wäre das?«
    »Eine magische Erscheinung«, erklärte Jon-Tom rasch. »Nun, wenn du dir so was angese'en ‘ast, wenn auch nicht, wage ich zu be'aupten« – er blickte bewundernd zum Dach hinauf -, »von solcher Grazie und Kunstfertigkeit warum dann das rote Gesicht?«
    »Es ist einfach so, daß....« Er suchte nach den Worten, die seine Verwirrung erklären konnten, »... ich nicht erwartet hätte, so eine Darbietung von...« Wie konnte er ›einem anderen Tier‹ ausdrücken, ohne sein Gegenüber zu beleidigen? Verzweifelt suchte er nach einer anderen Erklärung. »Ich habe nie zuvor etwas gesehen, das... nun, von einer so hochentwickelten perversen Geschicklichkeit ist.«
    »Äh, jetzt verste'e ich. Pervers würde ich es allerdings nich nennen. Ich find, das war etwas von großer Schön'eit.«
    »Wenn du es sagst, war es das wohl.« Jon-Tom war dankbar für dieses Schlupfloch.
    »Jawohl.« Mudge knurrte leise und lächelte. »Und falls ich je die Gelegen'eit bekomme, meine 'Ände an dieses kleine geschmeidige Liebchen zu legen, dann werd ich ihr was von großer Schön'eit zeigen.«
    Die schwere, warme Luft des Restaurants hatte Jon-Tom zusammen mit dem reichhaltigen Mahl und den Getränken eindeutig benebelt. Er war aber entschlossen, nicht wegzutreten. Mudge hielt schon jetzt nicht viel von ihm, und Clodsahamps Warnungen hin oder her, er würde nicht darauf wetten, daß der Otter bei ihm blieb, wenn er sich vollends lächerlich machte.
    Entschlossen schob er den Krug weg, stand auf und sah sich um.
    »Wonach suchst du jetzt, Kumpel?«
    »Nach Leuten meiner Art.« Sein Blick schweifte auf der Suche nach bloßem Fleisch über die Menge. »Was – Menschen?« Der Otter zuckte die Achseln. »Na ja, ich 'abe eure sonderliche Vorliebe füreinander nie so recht;? verstanden, aber es steht dir natürlich frei, dir deinen Umgang selbst zu suchen. Siehst du irgendwo welche, hm?«
    Jon-Toms Blick ruhte auf zwei vertraut haarlosen Gesichtern in

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