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Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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wollte mit den Engländern in Agincourt sein und mit Pizarro in Peru. Da ich mein Geschlecht nicht ändern konnte, stellte ich mir vor, Amelia Earhart oder Johanna von Orleans zu sein.«
    »Du kannst dein Geschlecht nicht ändern«, meinte er mitfühlend, »und du kannst nicht in der Zeit zurückreisen, aber du hättest es mit der Astronautenausbildung versuchen können.«
    Sie schüttelte traurig den Kopf. »Es reicht nicht, den Ehrgeiz zu haben, Jon-Tom. Man muß auch die Mittel haben. Los cerebros. Den Mumm habe ich, aber nicht das andere.« Sie lächelte schief. »Dann ist da noch diese andere Sache, dieser unglückselige Nachteil, diese lähmende Deformation, unter der ich mein ganzes Leben leiden mußte.«
    Er starrte sie mit echter Verblüffung an, ohne auch nur andeutungsweise etwas zu finden, das nicht perfekt war.
    »Ich kann dir nicht folgen, Flor. Ich finde, du siehst großartig aus.«
    »Das ist die Deformation, Jon-Tom. Daß ich keine habe.
    Ich bin mit Schönheit geschlagen. Mißversteh mich jetzt nicht!« fügte sie schnell hinzu. »Ich will nicht witzig sein oder prahlen. Es ist etwas, mit dem ich einfach leben mußte.«
    »Wir haben alle unsere Benachteiligungen«, sagte er ohne besonderes Mitgefühl.
    Sie stand auf und ging mit katzengleichen Bewegungen auf die andere Seite des Feuers. Nicht weit entfernt schürte Talea das zweite Feuer. Mudge summte irgendein zotiges Liedchen von der Maus von Kantatraus, die es treiben könnt' nur außer Haus, über das Pog sich köstlich amüsierte. Clodsahamp war ein düsterer, brütender Klumpen ir gendwo in der Dunkelheit.
    »Du begreifst nicht, wie? Wie könntest du dir auch vor stellen, wie es ist, ein schönes Tier zu sein? So sieht die Welt, mich nämlich, weißt du. Ich übernahm dieses Cheerleader Zeug, weil man mich darum bat.« Sie hielt inne und starrt ihn über die Flammen hinweg an. »Weißt du, was mein Hauptfach ist?«
    »Theaterwissenschaft, richtig?«
    »Schauspiel.« Sie nickte bekümmert. »Das haben nämlich alle von mir erwartet. Nun, es fällt mir leicht und ermöglicht es mir, mich auf die härtere Arbeit zu konzentrieren, die mit meinem Nebenfach verbunden ist. Ich hatte nicht das mathematische Verständnis, das man für Astrophysik oder Tensoranalysis braucht, also belegte ich Verwaltung und Betriebswirtschaft. Damit, in Verbindung mit den Theaterwissenschaften, hoffe ich, irgendwie in die Public Relations de Weltraum-Programms reinzurutschen. Das schien mir die einzige Chance, nahe an das Abenteuer der neuen Ziele heranzukommen. Und trotzdem nimmt mich keiner ernst.«
    »Ich nehme dich ernst«, murmelte er.
    Sie sah ihn durchdringend an. »Tust du das wirklich? Das habe ich nämlich schon öfter gehört. Kannst du wirklich hinter mein Gesicht und meinen Körper sehen?«
    »Natürlich.« Er hoffte, aufrichtig zu klingen. »Ich geb nur nicht vor, daß ich sie ignorieren kann.«
    »Niemand kann das. Niemand!« Sie warf verzweifelt die Hände hoch. »Professoren, Kommilitonen – es ist die reinste Hölle zu versuchen, an einem ganz gewöhnlichen Kurs teilzunehmen und ja keinen zu beleidigen, wenn man die unablässigen Bitten um eine Verabredung abschlägt. Und es ist so gut wie unmöglich, eine vernünftige Antwort aus einem Professor herauszukriegen, wenn er deine tetas anstarrt, anstatt sich auf deine Frage zu konzentrieren. Du kannst es Schönheit nennen – ich nenne es meine spezielle Deformation.«
    »Willst du damit sagen, daß du lieber als Krüppel geboren wärst? Ohne Haar vielleicht und mit einem Auge, das höher steht als das andere?«
    »Nein.« Ihr Zorn ließ ein wenig nach. »Nein, natürlich nicht. Aber ich wäre wohl ganz gut ausgekommen, wenn ich körperlich ein bißchen schlechter ausgestattet worden wäre.«
    »Asi es la vida«, sagte er leise.
    »Si, es verdad.« Sie setzte sich wieder ins Gras und verschränkte die Beine. »Ich kann nichts daran ändern. Aber hier...« Ihre Geste umfaßte den nächtlichen Wald und den gewaltigen gewundenen Umriß, der zusammengerollt in der Nähe lag. »Hier sind die Dinge anders. Hier ist meine Größe nützlich, und die Leute – mit Fell oder ohne – scheinen mich als Person zu akzeptieren und sehen mich nicht als Sexobjekt.«
    »Vertrau nicht darauf!« warnte er sie. »Unser Otterfreund Mudge zum Beispiel scheint nicht die geringsten Bedenken gegen gattungsübergreifenden Verkehr zu haben. Genauso wenig wie viele andere, nach allem, was ich gesehen und gehört habe.«
    »Nun, bis

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