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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Blutjade zu erschaffen?«, wollten Eonis und seine Favoritin wie aus einem Munde wissen.
    »Ein Opfer!«, antwortete die Hexe kalt. »Die größte und mächtigste Kraft, die dieses Zeitalter zu bieten hat: Peracs magische Gabe!«

18. Schattenmutters Rückkehr
    Syrk
    So schön der schnelle Sieg über die Herzlosen auch gewesen war, mit einem Haus voller Leichen geriet man leicht in Verruf. Zum Glück ließen sich die schmächtigen Untoten auf einem Fuhrwerk bequem nebeneinander aufstapeln und mit Stroh bedecken. Die Spinnen mussten Alvin und Bornus hingegen mit den Schwertern zerteilen, um sie passend zu machen. Dass die Riesenleiber kein Blut mehr enthielten, erleichterte diese unangenehme Tätigkeit ebenso wie ihr morsches Fleisch; doch der bloße Gedanke daran, dass diese Tiere einmal Menschen gewesen waren, hob diese Vorteile wieder auf.
    Trotz allen Ekels taten die Iskander, was getan werden musste, und nach einigen nächtlichen Fuhren zu dem verlassenen Friedhof, auf dem daraufhin mehr Tote auf denn unter der Erde ruhten, kehrten sie im Morgengrauen erschöpft, aber zufrieden in die Wolfsgrube zurück.
    Rabold ruhte auf dem Kissenlager hinter der Absperrung, die aus einer aufgespannten Decke bestand. Bree versorgte seine Wunden gerade mit einem frischen Kräutersud, den sie auf die Verbände träufelte, als sie die Anwesenheit eines Beobachters in ihrem Rücken spürte. Als sie sich umwandte, sah sie Bornus, der nur wenige Schritte hinter ihr stand und sie über den Rand eines Weinbechers hinweg ansah.
    Es sprach für seine Fähigkeiten, dass er sich unbemerkt so leise an sie heranschleichen konnte, ärgerte sie aber auch ein wenig. »Ich hoffe, du hast mir nicht die ganze Zeit über unzüchtige Blicke zugeworfen!«, empörte sie sich lauter, als eigentlich nötig gewesen wäre.
    Bornus schwankte kurz, ob er gestehen sollte, entschied sich am Ende aber doch für dreistes Leugnen: »Nichts läge mir ferner, verehrte Hexe!«
    Brees Mundwinkel zuckten in die Höhe. »Das heißt wohl, der Anblick meines Allerwertesten lässt dich völlig ungerührt.«
    Bornus trank den Becher leer, ohne zu stocken oder gar kurz zu husten. »Das«, antwortete er nach dem Absetzen mit einem zweideutigen Lächeln, »habe ich nicht behauptet«.
    Brees Ohrläppchen glühten und bildeten einen interessanten Kontrast zur ihrer ansonsten milchig weißen Haut.
    »Nur die Ruhe, ihr Turteltauben«, mischte sich Alvin von der Seite her ein. »Ihr seid schließlich nicht alleine hier.«
    Doch ehe Bree zu einer spitzen Gegenbemerkung ansetzen konnte, ertönte im Vorraum ein lautes Poltern.
    Die Köpfe der Iskander ruckten alarmiert herum, vor allem, als die Eingangstür in ihren Angeln knarrte. Leicht schlurfende Schritte erklangen. Irgendjemand kam zu ihnen in die Schenke herein.
    Alvin und Bornus wechselten einen kurzen Blick miteinander.
    »Die Querbalken haben wir doch …«, begann Bornus.
    »… vorgelegt, genau!«, fuhr Alvin fort. »Was glaubst du, was da gerade so gepoltert hat?«
    Instinktiv zuckten die Hände der Männer zu den Schwertgriffen an ihren Hüften, hielten aber auf halbem Wege inne, als sie sahen, wer da im Schankraum erschien. Eine hagere Gestalt, vom Alter gebeugt, mit runzligen Händen und tiefen Falten im Gesicht, aber von einer Respekt einflößenden Aura umgeben.
    Hatra, die Hexe.
    Schwer auf einen Wanderstab gestützt stand sie da, wie von einem langen Marsch ermattet, aber mit einem belustigten Zug um die Lippen, der schalkhafte Freude ausdrückte.
    »Schattenmutter!«, rief Bree, zwischen Freude und Überraschung schwankend. »Deine dir ergebene Tochter grüßt dich!« Respektvoll senkte sie dabei den Blick und knickste leicht.
    Die alte Sumpfhexe das Oberhaupt der Schattenschwestern? Damit hatten Alvin und Bornus nicht gerechnet. Erstaunt fixierten sie jene Frau, die Rorn mit seinem Bann belegt hatte. Ziemlich mächtig war sie ja für eine, die im Walde hauste, schon immer gewesen, aber trotzdem: Was mochte Hatra irgendwann dazu bewogen haben, neue, weitaus einflussreichere Wege einzuschlagen und einen Hexenbund unter ihrer Führung zu gründen?
    »Falls du Rorn suchst, der ist verschwunden«, teilte ihr Alvin zur Begrüßung mit. »Zusammen mit Venea, einer deiner Schattentöchter.«
    Hatra nickte, als hätte sie solches Unheil erwartet.
    »Die Welt, sie gerät immer weiter aus den Fugen«, erklärte sie düster. »Jene, die über die Spinnenreiter gebieten, versuchen die Siegel von Myandor zu brechen, um

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