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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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vorbereitet, aber das sollte ihm nichts nützen. Im Gegenteil. »Es ist der Großmeister, der aus Euch spricht, nicht Ihr selbst«, hielt Hatra der Rivalin vor.
    Kimues unbehaarte Gesichtsteile erröteten entweder aus Scham oder Zorn. Drohend fuhr sie die scharfen Krallen der Vorderpranken aus. »Das werden wir erst genau wissen, wenn dein verderblicher Einfluss für alle Zeiten erloschen ist!«
    Eonis hielt seine Favoritin mit einer herrischen Geste davon ab, auf Hatra loszugehen. »Kein Blutvergießen!«, befahl er. »Dazu besteht kein Grund, ich bin Herr all meiner Sinne!«
    »Das glaubst du doch nur, weil du es glauben sollst!«, rief seine Favoritin aus, wagte aber nicht, sich seiner Anordnung zu widersetzen.
    »Doch, es ist wahr!«, bestätigte Hatra und gab sich dabei so verletzt, wie sie sich fühlte. »Wenn Eonis wirklich meinem Bann unterworfen wurde, warum ist er dann nicht längst in Liebe zu mir entflammt?« Galt diese Frage noch Kimue, so wandte sich die Hexe danach dem König zu, bevor sie fortfuhr: »Ich weiß schon lange, dass du in mir nur eine Gespielin siehst und keine Stammhalterin einer neuen Linie! Lange habe ich mich deshalb selbst belogen, doch nun steht mein Entschluss fest. Ich werde deine Gemächer nie wieder betreten.«
    Eonis versuchte, ein Bedauern zu unterdrücken, doch es gelang nicht recht. Zum Glück war seine Favoritin viel zu sehr mit Triumphieren beschäftigt, als dass sie diese Nuance in seinem Mienenspiel bemerkt hätte.
    »Ja, flieh nur!«, rief sie gehässig. »Jetzt, da deine Schandtaten ruchbar geworden sind, ist für dich kein Platz mehr in unserer Mitte.«
    Hatra hatte keine andere Reaktion erwartet.
    »Wollte ich fliehen, hätte ich das längst getan«, verkündete sie kühl. »Doch meine Liebe zu Eonis ist ungebrochen. Darum könnte ich es nicht ertragen, ihn einem ungewissen Schicksal zu überlassen. Denn wisset, es gibt einen Grund dafür, dass Perac mich aus dem Weg schaffen will. Ich bin ihm auf eine Schliche gekommen, die ihn bei euch in Ungnade stürzen würde, und er traut mir nicht mehr, weil er um meine Leidenschaft für euer Volk weiß.«
    Was sie da verkündete, brachte selbst Kimue zum Schweigen. Ebenso wie Eonis stellte sie die Ohren auf, um kein weiteres Wort zu verpassen. Auch der König stand nun aufrecht, ohne seine Blöße zu verhüllen.
    »Was ist es, was Perac vor uns zu verbergen sucht?«, fragte er, den Kopf leicht zur Seite geneigt.
    Die Falle – sie war zugeschnappt!
    »Perac weigert sich, die Zyklopen endgültig zu vernichten, weil die Leu sonst ohne ihn auskommen könnten.« Während Kimue vor Erstaunen die Augen aufriss, zeichnete sich bei Eonis Enttäuschung ab. Das sollte es schon gewesen sein? So etwas in der Art hatte er sich ohnehin schon gedacht.
    »Doch seit einigen Tagen weiß ich noch mehr«, fügte Hatra eilig an. »Perac hatte dem Wein zugesprochen, das hat seine Zunge gelöst. Nachdem er eine Weile mit seinen Fähigkeiten geprahlt hatte, ist es ihm schließlich herausgerutscht: Es wäre gar nicht nötig gewesen, euch in Greifen zu verwandeln! Er hat das nur getan, um den Hochadel vom eigenen Volk zu entfernen! Dadurch seid ihr leichter zu kontrollieren, ganz ohne Zyklopentränen.«
    Dieser Giftpfeil traf glatt ins Schwarze. Eonis erbleichte am ganzen Körper, bis unter das Fell.
    »Was sagst du da?«, keuchte er. »Lügst du auch nicht?«
    »Nun verstehst du sicherlich, warum Perac so gegen mich hetzt«, unterstellte Hatra, anstatt ihre Aufrichtigkeit zu beteuern. »Niemand soll wissen, dass er viele Konflikte selbst heraufbeschwört, um den Bedrängten anschließend magische Unterstützung anzubieten.«
    Plötzlich war es ganz still im Raum, nur der schwere Atem der beiden Greifen erfüllte die Luft. Ausgerechnet Kimue brach als Erste das Schweigen.
    »Gibt es einen Zauber, der die Schwingen wieder verschwinden lässt?«, wollte sie wissen. »Der uns wieder zu ganz normalen Leu macht?«
    »Den gibt es«, log Hatra, wohl wissend, das damit auch das erste Weib Simwaes auf ihrer Seite stand. »Außerdem kann ich euch die Gryff und die Zyklopen auf einen Schlag vom Halse schaffen. Dazu ist allerdings etwas vonnöten, das noch weitaus mächtiger als Schattenjade ist: Blutjade!«
    In die Augen der beiden Greifen trat ein erwartungsvolles Flackern. Wie viel leichter und wirkungsvoller es doch war, andere mit dem Versprechen auf Erfüllung ihrer geheimsten Wünsche zu betören anstatt mit Zyklopentänen.
    »Was brauchst du, um diese

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