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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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ihr kein Vorwurf zu machen, doch sie war dabei so laut, dass die Spinnenreiter aufhorchten. Nicht nur die sechs, die den Pilgern durchs Tor gefolgt waren, nein, gleich zwei Dutzend von ihnen sahen misstrauisch in die Höhe.
    Rorn packte die Hexe am Arm und zog sie mit sich. »Los, komm!«, forderte er. »Wir müssen hier weg, sonst ergeht es uns noch ebenso.«
    Die ersten Schritte taumelte Venea wie betäubt neben ihm her, aber das Grunzen und Schnauben der stummen Verfolger weckte ihre Überlebensinstinkte. Plötzlich schüttelte sie seinen Arm ab und hielt von alleine mit ihm Schritt.
    Ihrem ersten Instinkt folgend wollten die beiden zunächst in der Dunkelheit abtauchen, aber auf diesem überschaubaren Gelände gab es kein Versteck für sie. Alles, was sie tun konnten, war, eine der Kuppeln aufzusuchen, um den Engpass des Eingangs zur Verteidigung zu nutzen. Angesichts der riesigen Abmessungen, die eher an Stalltore erinnerte, war das mit dem Engpass aber so eine Sache.
    »Zu der erleuchteten Kuppel«, forderte Rorn. »Da sehen wir wenigstens etwas.«
    »Und wenn dort schon Herzlose auf uns lauern?«, gab Venea keuchend zu bedenken.
    Darüber hatte der Bannstreiter bereits nachgedacht, war aber zu einem anderen Ergebnis gekommen.
    »Wenn dort weitere Herzlose wären, hätte der Tumult sie schon auf uns aufmerksam gemacht«, vermutete er. »Bisher lässt sich da aber keiner sehen. Los, auch wenn es ein Risiko ist, wir wagen es!«
    Venea stimmte zu, weil auch sie lieber im Hellen sterben als im Dunklen verrecken wollte. Mit einem guten Vorsprung erreichten sie die Kuppel und erstarrten doch vor Schreck, als sie sahen, was sie dort erwartete. Das Licht, das diese zentrale Kuppel erfüllte, stammte von Dutzenden weiterer Sphären, die auf den Sitzflächen der Steinthrone standen und in denen überall Herzen schlugen. Allerdings gab es auch vier dieser runden Hüllen, die erloschen waren. Genauso viele, wie sie an Herzlosen unterhalb von Syrk getötet hatten.
    Veneas Miene hellte sich schlagartig auf.
    »Das ist der Platz, an dem die Herzen der Spinnenreiter aufbewahrt werden«, stieß sie aufgeregt hervor. »Nur deshalb können sie weiter untot durch die Welt wandeln.«
    »Schade, das es keine Rüstkammer der Zyklopen ist«, knurrte Rorn. »Das würde uns wesentlich mehr helfen.«
    »Du verstehst mich nicht!«, rief Venea aus.
    Anstatt ihm etwas zu erklären, rannte sie jedoch auf den nächstbesten Steinthron zu und langte nach einer der transparenten Sphären. Rorn wirbelte inzwischen zum Eingang herum, in dem die ersten Spinnenreiter auftauchten. Statt ihm zur Seite zu eilen, ergriff Venea die vor ihr aufragende Kugel mit beiden Händen und schleuderte sie zu Boden. Mit einem hellen Laut zerbrach die magische Hülle in kleine Stücke, doch das reichte der Hexe nicht, sie sandte auch noch einen Feuerstrahl auf das in den Scherben liegende Herz herab.
    Die beiden Spinnenreiter, gegen die sich Rorn zum Kampf wappnete, fauchten nur böse und gingen weiter, doch hinter ihnen brach eine weitere herandrängende Gestalt lautlos zusammen und blieb am Boden liegen. Da begriff der Bannstreiter, was die Hexe längst erkannt hatte. Die Spinnenreiter und ihre Herzen waren untrennbar miteinander verbunden. Starb eine der Kreaturen, weil ihr Körper vernichtet wurde, hörte auch das dazugehörige Herz in der Sphäre auf zu schlagen. Und zerstörte man das Herz in der Sphäre, verlor der dazugehörige Untote jede Lebenskraft.
    Sofort stürzte er zu der Venea gegenüberliegenden Seite und fegte mit Grimmschnitters Hilfe die ersten Kugeln zu Boden. Kräftige Schwerthiebe halfen dabei zu beenden, was der bloße Sturz nicht fertigbrachte. Wie besessen zerstörte er eine magische Hülle nach der anderen, während die Anführer der Spinnenreiter weiter auf ihn zuwankten.
    Erst nachdem das fünfzehnte Herz unter Grimmschnitters Schneide in Stücke gegangen war, brach einer von ihnen zusammen. Ob er Rorns Vernichtungsfeldzug zum Opfer gefallen war oder Veneas Flammenstößen, war dabei einerlei. Wichtig war nur, dass sie kein Einziges der hier lagernden Organe vergaßen.
    Als sie gemeinsam die letzte Sphäre zerschlugen, wurde es dunkel in der Kuppel, aber das machte ihnen nichts aus. Rorn und Venea hatten einen wichtigen Sieg über ihren fürchterlichen Feind errungen, der mit furchtbaren Zaubern arbeitete. Das alleine zählte. Keuchend stützten sich die beiden gegenseitig, bevor sie zu Boden sanken und sich gemeinsam mit dem Rücken

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