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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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zurückzuholen, was besser bis auf alle Ewigkeit verschollen bleibt. Wisset, dass ihr Menschen nicht vollkommen seid, doch dass es vor euch andere Völker gab, in denen das Gift und die Bosheit noch weitaus stärker verankert waren als in euren Kulturen. Ihre Rückkehr zuzulassen hätte den Untergang der Menschheit zur Folge. Für jene, die durch die Risse und Spalten im Gefüge auf uns Einfluss nehmen, ist das menschliche Geschlecht unwürdig, aufrecht über die Erde zu wandeln. Sind sie erst einmal zurückgekehrt, werden diese Elenden nicht eher ruhen, bis auch der Letzte eurer Art erschlagen im Staube liegt, denn sie selbst wollen über die vereinten Königreiche herrschen und dulden dabei niemanden neben sich.«
    Hatra sprach wie in heiligem Zorn, ihre geschlitzten Pupillen blitzten bei jedem ihrer Worte auf. Dass sie fortwährend von euch sprach, wenn es um die Menschen ging, kam Alvin deshalb nicht abwegig vor, auch wenn sich die Sumpfhexe sonst nicht weiter von ihnen unterschied.
    »Magnus Jonar ist das Oberhaupt der Spinnenreiter«, platzte es aus Bree heraus, die der Zunftmutter gerne gefällig sein wollte. »Gleichzeitig führt er unter dem Namen Silberhaupt die Pilger an, die allerorts nach der Domäne suchen! Wir wollten dir sofort davon berichten, doch dann haben sich die Ereignisse überschlagen! Heute Nacht mussten wir alle um unser Leben kämpfen.«
    Alvin und Bornus nickten, um die Worte der blonden Hexe zu bestätigen.
    »Gräme dich nicht«, beruhigte Hatra ihre Schattentochter. »Was hier geschieht, übersteigt die Kräfte jedes Einzelnen, wahrscheinlich sogar die meinen. Nur wenn wir uns im großen Zirkel vereinen, vermögen wir das Schlimmste aufzuhalten. Aus diesem Grunde habe ich alle Schattenhexen angewiesen, nach Syrk zu eilen, damit wir unsere Kräfte bündeln können.«
    Während sie so sprach, setzte sich Hatra in Bewegung und war mit wenigen, überraschend geschmeidigen Schritten bei Rabold, der weiter in tiefem Schlummer lag. Zufrieden betrachtete sie die Schattenjade an seinem Finger.
    »Die wertvolle Beute dem Feind entrissen und ein blutiges Ritual verhindert«, freute sie sich. »Aber weh uns, die schon in Jonars Händen befindliche Blutjade mag bereits genügen, um von der Südermark bis nach Thyrm alles in Schutt und Asche zu legen.«
    Bree, die an ihrer Seite stand, berichtete in allen Einzelheiten, was in den Katakomben unter dem Friedhof vorgefallen war. Alvin und Bornus, denen das ständige Gerede über den Untergang der Menschheit zugesetzt hatte, leerten inzwischen einige Humpen, um das flaue Gefühl aus ihren Mägen zu vertreiben.
    »Die Siegel der Portale sind bereits gebrochen!« Zum ersten Mal klang Hatras Stimme entmutigt. »Dann ist es schon weitaus schlimmer als gedacht.« Nach einem kurzen Augenblick des Schweigens, in dem sie wohl über das Schicksal der Welt sinnierte, befahl die Sumpfhexe der Schattentochter freundlich, aber bestimmt, dass sie sich weiter um Rabolds Genesung kümmern sollte. Hatra nahm dazu einige Kräuter aus der Umhängetasche an ihrer Seite und erklärte Bree, wie mit ihnen zu verfahren sei.
    »Ich würde gerne das Portal in der Zyklopenhöhle sehen«, wandte sie sich danach an Alvin und Bornus. »Wärt ihr edlen Krieger wohl so gütig, mich dorthin zu begleiten?«
    »Haben wir denn eine Wahl?«, fragte Alvin misstrauisch.
    »Aber natürlich!« Das Lächeln, das Hatras Lippen umspielte, vertiefte noch die Falten in ihren Mundwinkeln. »Ich bin doch nur ein altes, schwaches Weib, das auf fremde Hilfe angewiesen ist. Und das inständig darauf hofft, dass ihr beiden nicht miterleben wollt, wie die euch bekannte Welt untergeht.«
    »Du meinst also, auch Iskan würde in Trümmern liegen?«, fragte Bornus geradeheraus. »Ausgerechnet jetzt, da die Zeiten der Missernte dort vorüber sind und die Menschen langsam zu Wohlstand kommen?«
    »Ganz gewiss!« Hatra nickte betrübt. »Auch eure Heimat wird sich unter den Schwingen der neuen Herrscher ducken müssen!«
    Die Lippen des Kahlköpfigen pressten sich so fest aufeinander, dass sie einen dünnen, beinahe blutleeren Strich ergaben. »Also gut«, schnaufte er nach kurzem Überlegen. »Dann lasst uns keine Zeit mehr verlieren.«
    Hinter der Zyklopenmauer
    Tagsüber sah die angebliche Domäne noch trostloser aus als in der Nacht. Das halbe Dutzend Kuppeln, das die Steinsessel überspannte, und eine riesige Mauer, die bis in den Himmel aufragte, mehr war hier beim besten Willen nicht zu finden. Schon gar

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