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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Land, für das ihr alles aufgegeben habt!«
    Die Kraft der Blutjade war immer noch so groß, dass ihm alle von Magnus Jonar in den Bann geschlagenen Menschen gehorchten. Sofort strömten sie von allen Seiten herbei, um den von Norden anmarschierenden Feinden entgegenzutreten. Einige hielten Schwerter oder Messer in Händen, die meisten bewaffneten sich jedoch mit Sensen, Dreschflegeln oder Steinen, bevor sie in den Kampf zogen.
    Rorn und Venea hatten sich längst durch eine Seitengasse abgesetzt, ehe die Masse der Pilger loszog. Zwischen eingesunkenen Marmorpalästen und alles überwuchernden Schwarzbeersträuchern kämpften sie sich nach Norden durch, bis sie sahen, wer ihnen da zur Hilfe kam. Die vereinte Schattenschwesternschaft und eine zu allem entschlossene Reiterei, die von Alvin und Bornus angeführt wurde.
    Selten zuvor hatte er sich so gefreut, die beiden Iskander zu sehen.
    »Hatra ist also eure Schattenmutter«, sagte er jedoch, anstatt sich seine Erleichterung anmerken zu lassen. »Wie lange sie sich wohl schon auf diesen Tag vorbereitet haben mag?«
    »Seit sie in den Bitterfelsen erkannt hat, wie tief die Risse im Weltengefüge sind«, antwortete Venea. »Sie hat die Schattenschwesternschaft nur gegründet, um auf die Rückkehr der Greifen vorbereitet zu sein. Nur deshalb geben wir uns dem Jadezauber hin. Weil es die einzige Möglichkeit ist, gegen solch übermächtige Gegner zu bestehen.«
    »Schon gut«, wehrte er ab. »Jetzt ist nicht die Zeit für lange Erklärungen. Lauf ihr einfach entgegen und händige ihr Hadiks Blutjade aus, damit sie nicht diesem fliegenden Fellbündel in die Hände fällt. Ich werde deinen Rückzug decken.«
    Mit einem geschmeidigen Sprung erklomm er eine gespaltene Marmorwand, die sanft ansteigend in die Höhe führte.
    »Eine jede von uns musste schwören, dir nicht zu verraten, dass sie die Schattenmutter ist«, rief ihm Venea verschämt nach. »Hätte es mich nicht eidbrüchig gemacht, ich hätte dir schon längst davon erzählt.«
    »Schon gut.« Mit der Linken an einen Vorsprung geklammert sah er sich noch einmal zu ihr um. »Das macht jetzt keinen Unterschied mehr. Die Greifen sind unsere Feinde. Nur wenn wir bedingungslos zusammenhalten, können wir gegen sie bestehen.«
    Mit ihrem erleichterten Lächeln in seinem Herzen hangelte er sich weiter in die Höhe, bis er ein von aufgetürmten Trümmern überhäuftes Dach erreichte, das einmal Teil der Stadtmauer gewesen war.

21. Kampf der Giganten
    So schnell, wie der Sturm aufgebraust war, so schnell legte er sich auch wieder. Doch nachdem sich die wogenden Sandschleier verflüchtigt hatten, war um sie herum nichts mehr wie zuvor. Plötzlich scharrten ihre Pferde mit den Hufen in feinem Wüstensand, während sich vor ihnen eine in Trümmern liegende Oasenstadt erhob.
    Myandor umgab ein bis zu fünfzig Königsschritte breiter, dicht bewachsener Feuchtgürtel; doch am seltsamsten war der Regenbogen innerhalb der alten Stadtmauern. Einige nur mit Hacken und Messern bewaffnete Männer, die sich an sorgsam angelegten Beeten zu schaffen machten, gerieten bei ihrem Anblick in Panik. Unter lauten Alarmrufen zogen sie sich zwischen die Häuser zurück.
    »Lasst eure Reiter Pfeile auflegen«, befahl Hatra den iskandischen Hauptmännern. »Jene, die dort geflohen sind, stehen unter fremdem Einfluss. Das macht sie zu gefährlichen Gegnern, selbst wenn sie schlecht gerüstet sind.«
    Die Reiter kamen den entsprechenden Befehlen ohne zu zögern nach. Sie waren es gewohnt, gegen jede Art von Feind anzutreten. Anstatt unbewaffneter Pilger bekamen sie jedoch drei geflügelte Löwenwesen zu sehen, die über der Stadt aufstiegen und zu ihnen herüberspähten. Vieles an ihrer Gestalt wirkte menschlich. Sie besaßen Hände, die ein Schwert halten konnten, und Füße, die in Stiefeln steckten.
    Eine der drei Greifen war sogar weiblich; ihr Brüste waren deutlich zu erkennen. Alle Reiter hielten ihre Bögen auf Spannung, jederzeit bereit, den Tod in den Himmel zu schicken.
    »Ich hoffe, ihr Hexen wisst, wie man diese Bestien vom Himmel holt?«, wandte sich Alvin an Hatra, während die gleiche Frage auch allen anderen Männern auf den Lippen brannte.
    Die Alte, die sich auf Pferden sichtlich unwohl fühlte, war als Einzige aus dem Sattel gestiegen und stützte sich schwer auf ihren knorrigen Stab. »Wir müssen unsere Kräfte bis zum entscheidenden Schlag schonen«, erklärte sie dabei. »Noch ist der Spalt, durch den die Greifen in unsere Zeit

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