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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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nicht weit!«
    Mit einem raschen Rückschwung wollte er Rorn den Kopf von den Schultern schlagen, doch der brauchte nur einen Schritt zurückzusetzen und den Oberkörper nach hinten zu beugen, um dem Schlag zu entgehen. Keine Handbreit vor seinem Hals schnitt der blutverschmierte Stahl durch die Luft. Danach federte Rorn nach vorne und stach dem Greifen knapp unterhalb des Waffenrockes in die ungeschützte Wade.
    Ein grollender, von völliger Überraschung geprägter Schmerzenslaut stieg aus der Löwenkehle auf. Instinktiv breitete Eonis beide Schwingen aus und katapultierte sich mit kräftigen Schlägen nach hinten, um Grimmschnitters Reichweite zu entgehen. Ohne jede Anstrengung gewann er danach so weit an Höhe, dass er mit den Beinen über Rorns Kopf schwebte.
    »Sieh an, ein würdiger Gegner!«, freute er sich. »Das wird ja immer besser!«
    »Ich sehe leider nur einen Feigling, der sich dem Kampf entzieht«, gab Rorn zurück. »Und das ist sehr schlecht.«
    Der Monarch ließ sich davon nicht provozieren.
    »Nach Äonen der körperlosen Gefangenschaft kann ich mir keinen Stolz leisten«, erklärte er lachend. »Wichtig ist nur, dass im Einflusskreis der Blutjade kräftig gestorben wird. Wer dabei wen erschlägt, ist vollkommen gleichgültig.«
    Was er damit meinte wurde deutlich, als er auf einige Pilger links und rechts des Bannstreiters deutete. Sofort erhoben sie sich, um den Bannstreiter mit bloßen Händen anzugreifen. Ob sie dabei unter Grimmschnitters Schlägen starben oder ob Rorn zu Fall kam, weil er keinen Unbewaffneten töten wollte, war Eonis einerlei. Ihn interessierte nur, dass sich die Menschen zu seinen Füßen dezimierten.
    Rorn drehte sein Schwert rasch so, dass er mit der Breitseite zuschlagen konnte. Aber auch auf diese Weise würde er sich nicht lange ungefährdet zur Wehr setzen können. Noch ehe er in die Verlegenheit kam, die junge Mutter, der er eben noch das Leben gerettet hatte, mit dem blanken Stahl verprügeln zu müssen, füllte eine Feuerlohe die zwischen ihm und ihr liegende Kluft.
    Die Rothaarige zuckte instinktiv zurück. Nur einen Herzschlag später klärte sich der verschleierte Blick ihrer grünen Augen gerade lange genug, dass sie ihre Kinder an sich riss und davoneilte.
    Das hatte er zweifellos Venea zu verdanken, was auch dem Greifen bewusst zu sein schien. Denn Eonis suchte und fand ebenfalls den Ausgangspunkt des Feuerstoßes.
    »Wenn das nicht die aparte Begleiterin des Bannstreiters ist«, höhnte der Greif bei ihrem Anblick. »Sicherlich werde ich bei dir fündig, falls Rorn nicht Hadiks Blutjade bei sich trägt.«
    Die rote Kette um seinen Hals leuchtete auf. Welcher Art der Zauber auch immer war, den er bei diesen Worten ausführte – die Gürteltasche der Hexe leuchtete daraufhin von innen rot auf.
    Grimmschnitters Breitseite schmetterte gegen den Kopf zweier Männer, während sich Rorn zu Venea zurückkämpfte.
    »Alarm!«, erklang es da zwischen den nördlich gelegenen Häusern. »Fremde Truppen im Anmarsch!«
    Hatte es eben noch so ausgesehen, als wolle sich Eonis auf einen Kampf um die Blutjade einlassen, besann er sich nun eines Besseren.
    »Ah, gute alte Hatra!«, rief er mit vor Hass triefender Stimme aus. »So berechenbar! Nun gut, soll sie mir dabei helfen, möglichst viele Nacktaffen zu schlachten!«
    »Er ist kein Zauberer!«, flüsterte Venea, als Rorn neben ihr anlangte. »Sonst würde er hier alles Leben auf einen Schlag auslöschen, anstatt mit dem Schwert um sich zu schlagen. Wenn ich Hadiks Blutstein einsetze, kann ich sicherlich …«
    »Nein«, fuhr Rorn dazwischen. »Aus Zaubern, die solche Blutopfer einsetzen, kann nie etwas Gutes entstehen. Überlasse es lieber deiner Schattenmutter zu entscheiden, wie am besten zu verfahren ist.«
    Seine Worte klangen so eindringlich, dass Venea von ihrem gefassten Plan wieder Abstand nahm. Vielleicht aber auch, weil hinter ihnen lautes Summen erklang. Als sie sich zum Regenbogen umwandten, der hinter der Empore weiter angewachsen war, sahen sie, dass sich noch zwei Greifen materialisiert hatten.
    Das einzig Gute, das sich diesem schrecklichen Anblick abgewinnen ließ, war die Tatsache, dass die Blutkette von Eonis durch diesen Zauber an Leuchtkraft verloren hatte. Eine weitere Verstärkung seiner Kräfte war also zunächst nicht möglich.
    »Sammelt euch zum Kampf gegen unsere Feinde!«, rief Eonis so laut, dass es jeder Pilger in Myandor hören musste. »Sie wollen euch die Domäne nehmen, das gelobte

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