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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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sickern, recht klein, aber ein fehlgeleiteter Zauber könnte ihn von hier bis Uman aufreißen. Darum habe ich euch mit hierhergebracht. Und Rorn.«
    Trotz ihrer greisenhaften Gestalt besaß Hatra die besten Augen von ihnen allen. Sie war die Erste, die Venea zwischen den Ruinen hervorrennen sah.
    »Sie hat Hadiks Blutjade bei sich«, sagte sie. »Ich spüre es genau. So, wie ich spüre, dass die Greifen diese Kraftquelle unbedingt in ihren Besitz bringen wollen.«
    Ihre Worte besaßen geradezu prophetische Bedeutung. Kaum hatte Venea den Schutz der Stadtmauer verlassen, quollen überall aus den umliegenden Trümmern Pilger hervor, die sich an die Verfolgung machten. Einzeln wären sie kaum bedrohlich gewesen, doch ihre schiere Masse machte sie zur unüberwindlichen Gefahr. Da wurde Venea auch schon von zwei besonders schnellen Läufern gepackt und zu Boden geworfen.
    »Kommt ihr zur Hilfe«, befahl Hatra. »Schnell!«
    Auf Alvins Befehl hin setzte sich seine Reitergruppe in Bewegung und jagte auf die Stadt zu. Noch aus dem vollen Galopp heraus verschossen sie ihre ersten Pfeile. Ein tödliches Surren erfüllte die Luft. Zahlreiche Pilger, die sich dem am Boden windenden Knäuel aus Hexe und Verfolgern nähern wollten, sanken getroffen zusammen. Im Schatten der Ruinen entbrannte ein harter Kampf, in dem die Reiter ihre Pferde mit den Schenkeln lenkten, während sie Pfeil um Pfeil von der Sehne schickten.
    Die Pilger waren keine schwer zu treffenden Ziele, aber äußerst hart im Nehmen. Selbst von fünf oder mehr Pfeilen gespickt kämpften sie sich wieder auf die Beine und rannten gegen ihren Gegner an. Alvin nahm sein Schwert zur Hilfe, um Venea von ihren Widersachern zu befreien.
    »Töte sie nicht«, rief sie ihm zu. »Sie wissen nicht, was sie tun.«
    »Wer weiß das schon in diesen Zeiten?«, versetzte Alvin leichthin, während einer der beiden, der nur verletzt war, unter den Hufen von Alvins Pferd das Leben aushauchte.
    Er wollte Venea gerade zu sich in den Sattel ziehen, um sie zu Hatra zu bringen, als die Alte schon neben ihnen stand. Mochten die Götter wissen, wie sie das mit ihren schwachen Beinen gemacht hatte. Plötzlich stand sie da, mitten im dichtesten Getümmel, und deutete mit ihrem Stab warnend in die Höhe.
    Alvin erkannte sofort, was von dort drohte.
    Dicht über die Dächer hinwegfliegend hatten sich die Greifen unbemerkt genähert und stürzten sich nun auf das Schlachtfeld herab. Die ausgebreiteten Schwingen ließen sie noch mächtiger wirken, als sie ohnehin schon waren, sodass viele Krieger bei ihrem Anblick erstarrten.
    Alvin wollte ihnen schon zurufen, dass sie die drei Ungeheuer gefälligst mit Pfeilen spicken sollten, als er einen Schatten sah, der sich aus der über ihnen aufragenden Trümmerlinie löste. Allein wegen des hinter der Gestalt aufflatternden Mantels wusste er, dass es sich um Rorn handelte.
    Der Bannstreiter hatte sich genau auf der Höhe von Veneas Fluchtroute verborgen, sodass er den drei Greifen, die sie packen und in die Höhe reißen wollten, im Nacken saß. Zu dicht an den Mauern waren sie herabgestürzt, um ihm zu entkommen, zumal sein Greifen- oder Gryffmantel ihn noch ein ganzes Stück trug, wo andere wie ein Stein in die Tiefe gefallen wären.
    Da er Grimmschnitter weit von sich gestreckt hielt, sah es zunächst aus, als hätte er den anvisierten Greifen verfehlt. Aber aufspritzendes Blut zeigte, dass er doch einen Treffer erzielt hatte. Als eine Schwinge völlig durchtrennt war, geriet der Greif ins Trudeln.
    Rorn verzögerte seinen Sturz, indem er die Mantelaufschläge umklammerte. Das aufgeblähte Leder ließ ihn langsamer fallen als den in engen Kreisen niedergehenden Löwenmann. Sobald sie auf gleicher Höhe waren, packte Rorn den anderen im Nackenfell, schwang sich auf seinen Rücken und rammte ihm Grimmschnitter unterhalb des linken Schulterblattes von hinten durchs Herz.
    Der weiche Körper des toten Gegners milderte seinen Aufprall, sodass sich Rorn im Sand abrollen und sofort wieder aufspringen konnte. Mit vier, fünf langen Sätzen war er bei Venea, die gerade vor der Greifin zurückwich, die die Hexe in den Himmel entführen wollte.
    Rorn sprang ihr sofort in den Rücken. Allerdings beugte sie sich dabei so schnell vor, dass er über ihren gekrümmten Buckel hinwegsegelte und zwischen Venea und Hatra im Sand landete. Auf dem Bauch liegend, das verschmutzte Gesicht verwirrt angehoben, hörte Rorn dennoch die Warnung, die ihm Alvin zurief, weil die

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