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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Weil wir nur noch jene schätzten, die uns in der Luft gleichen.«
    Am liebsten hätte Eonis vor Wut aufgeheult, auch wenn sich das für einen König nicht ziemte. Wozu sollte er seine Heerscharen auf den Türmen einsetzen, die von dort nicht einmal aus eigener Kraft fliehen konnten? Verstanden diese flügellosen Leu denn nicht, dass er nur zu ihrem eigenen Besten handelte?
    Nein, sie verstanden es nicht. Und es hatte auch keinen Zweck, ihnen die Wahrheit mit der Pranke einzubläuen. Dies war einer der Momente, in denen ein König mit Weisheit anstatt mit Strenge regieren musste. Wenn seine treuen Vasallen gerne sterben wollten, so durfte er es ihnen nicht verwehren.
    Noch während er überlegte, wie er das Band zwischen Greifen und Fußtruppen wieder verstärken konnte, baute er sich vor Nibar auf, einem altgedienten Veteranen, dessen Meinung großen Einfluss besaß.
    Sie hatten schon in manchem Schildwall Seite an Seite gestanden und sich in offener Schlacht den Rücken gedeckt. Nibars Ohren wiesen tiefe Kerben auf, geschlagen von Schnabelhämmern der Gryff, aber auch von den primitiven Faustkeilen und Steinspitzen der Nacktaffen, die sich selbst Menschen nannten. Trotz Nibars fortgeschrittenem Alter war der seinen Hals umschließende Fellkragen voll und dicht, obwohl bereits silberne Fäden aus dem sandfarbenen Fell hervorblitzten.
    Der unter dem Wappenrock schimmernde Brustharnisch war verkratzt und zerbeult – Nibar hatte noch nie zu denen gehört, die Wert auf äußeren Pomp legten. Doch sein Rundschild war ebenso tadellos in Schuss wie das Schwert an seiner Seite. Und der stählerne Schulterpanzer, der bis zum Ellenbogen des Waffenarms reichte, funkelte in der Sonne. Ein Rock aus einander überlappenden eisenverstärkten Lederstreifen vervollständigte die typische Offiziersrüstung. Wer noch mehr Schutz brauchte, war es nicht wert, sich Leu zu schimpfen!
    Eonis brauchte den Stolz, mit dem er seinen Hauptmann betrachtete, nicht zu heucheln. »Die Zeit der Entscheidung naht«, erklärte er so laut, dass es noch in der letzten der vor ihm angetretenen Reihen zu hören war. »Wir sind gezwungen, uns mit den Gryff zu verbünden, doch ich brauche Gardisten an meiner Seite, die die Trutzadler überwachen. Kluge Kämpfer, die auch auf sich selbst gestellt, große Taten vollbringen. Sag mir, Nibar, wo kann ich solche Krieger finden?«
    Die eben noch von Bitterkeit erfüllten Augen begannen bei dieser Frage zu leuchten.
    »Nur hier, mein König«, antwortete der Hauptmann voller Stolz. »Bei Euren Euch treu ergebenen Garden.«
    Eonis nickt zufrieden, er hatte keine andere Antwort erwartet. »Dann wähle neununddreißig deiner besten Kämpfer aus«, forderte er. »Und folge uns mit ihnen dorthin, wo die Trompeten erschallen.«
    Niemand kannte die Gardisten der Kompanien besser als Nibar, und so dauerte es nicht lange, bis er mit den handverlesenen Kriegerinnen und Kriegern bereitstand.
    Mit den Auserwählten auf dem Rücken stiegen die Greifen ein letztes Mal an diesem Tag gen Himmel, zur Spitze des grauen Turmpfeilers hinauf.
    Keinen Moment zu früh!
    Vor den dunklen Wolken über Onra zeichneten sich bereits die Schemen fliegender Giganten ab, die Simwae weiter mit Tod und Vernichtung zu überziehen gedachten. Ihr neues Ziel lag allerdings nördlich von ihnen. Es war nicht zu übersehen: Sie hielten direkt auf den von den Greifen eroberten Turm zu.
    Nun galt es, sich zu eilen.

9. Die Silberspinne
    »Ganz ruhig«, empfahl Rorn, obwohl er selbst mit der Beherrschung rang. »Mein Schwert reagiert auf Magie. Das kommt uns jetzt zugute.«
    Ein leichtes Zittern der Klinge bestätigte seine Worte, außerdem glühte der in Stahl eingefasste Jadesplitter auf. Auch das war ein untrügliches Zeichen dafür, dass irgendwo Magie wirkte, selbst wenn keine unmittelbare Gefahr von ihr ausging.
    Grimmschnitter am ausgestreckten Arm haltend durchmaß er den Raum mit langen Schritten und drehte sich dabei immer wieder um sich selbst. Sorgsam einen Fuß vor den anderen setzend ließ er keine Ecke außer Acht, bis Grimmschnitter deutlich stärker reagierte. Als er dem Regal mit den Büchern und Schriftrollen nahe kam, leuchtete der dicht unter dem Heft sitzende Jadesplitter auf, was auch Bree nicht verborgen blieb.
    »Venea ist tatsächlich hier«, rief sie erfreut, bevor sie sich in Richtung des Vorhangs wandte, der den Gang zu den Gemächern verdeckte. »Tabeth, komm schnell her, Venea ist bei uns im Zeremonienraum.«
    Rorn wusste,

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