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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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betören sollen?«
    »Unsinn«, verkündete sie mit mildem Spott in der Stimme. »Kein Weib, das auf sich hält, will einen Gefährten durch Machtworte an sich binden. Ich habe Euch ganz andere Vorzüge zu bieten.«
    Bei diesen Worten öffnete sie ihr Gewand auf eine Weise, wie es nur Hexen vermögen. Eine schlichte Geste von ihr genügte, um den weich fließenden Stoff so zu teilen, dass der darunter verborgene Busen zum Vorschein kam. Bis hinab zu ihrem spärlich behaarten Schoß klaffte der Ausschnitt auf. Eonis brachte keine einzige Silbe mehr hervor.
    Auch die Zitzen der Leu ragten nackt aus dem Fell hervor, doch nicht mal die Favoritin seines königlichen Harems konnte es mit der vollen Pracht aufnehmen, die Hatra zu bieten hatte. Schlangenaugen oder nicht, dieses Weib musste ganz einfach lebende Söhne und Töchter gebären, warum sonst hätten die Götter sie mit solch ebenmäßigen, prallen Brüsten ausstatten sollen?
    Eonis spürte, wie ihm das Blut in die Lenden schoss. Plötzlich konnte er gar nicht mehr anders, als der Hexe bewundernde Blicke zuzuwerfen. Seine unverhohlene Gier erfreute sie. Das erkannte er nicht nur an ihrem zufriedenen Lächeln, sondern auch an den Brustwarzen, die plötzlich hart wurden.
    »Bedenkt, dass Ihr längst kein Leu mehr seid«, mahnte Hatra, ihre Brüste sanft mit den Fingerkuppen umschmeichelnd. »Eure Flügel erheben Euch längst über Euer altes Volk! Mit mir an Eurer Seite könntet Ihr sogar eine ganz neue Blutlinie gründen, wie es sie noch nie zuvor gegeben hat. Eine, die das Geschlecht der Eonis befähigt, über alle Völker der Erde, des Wassers und der Lüfte zu herrschen. Überlegt Euch gut, ob mich das nicht ganz unweigerlich zu Eurer neuen Favoritin machen sollte!«
    Dass Hatra die Kluft ansprach, die Leu und Greifen zu spalten begann, missfiel dem König, obwohl er eingestehen musste, dass sie Recht hatte. Natürlich standen er und die anderen Auserwählten weit über den gemeinen Leu. Und bereits die Vorstellung, eine eigene Rasse zu gründen, die selbst den Greifen überlegen war, besaß etwas Verführerisches.
    Bevor er deshalb ins Träumen geraten konnte, zerstörte Hatra den Zauber des Augenblicks, indem sie ihren Ausschnitt hastig wieder schloss. Es gab etwas, das sie in Unruhe versetzte. Ihr schmales Gesicht wirkte angespannt, der Schmollmund hatte sich in einen harten Strich verwandelt. Die über ihnen schwebenden Funken verglühten allmählich, aber das war nicht der Grund für ihre plötzliche Eile.
    »Wir müssen zurückkehren«, erklärte sie mit ungewohntem Schaudern in der Stimme. »Ich spüre, dass die Elemente über Simwae in Aufruhr geraten sind.«
    Noch ehe Eonis wegen des überstürzten Aufbruchs protestieren konnte, fing das Portal schon wieder an zu summen.

10. Schattenmutters Befehle
    Als Rorn in den Turm zurückkehrte, lagen die Toten bereits würdig aufgebahrt auf zwei leergeräumten Tischen. Tabeths Leichnam war sogar mit einigen Blüten bestreut worden.
    In stiller Andacht versunken, knieten beide Hexen zu Füßen der Zunftschwester und sahen sich auch nicht zu Rorn um, als er hinter sie trat.
    Venea wirkte immer noch erschöpft, fror aber wenigstens nicht mehr. Bree schonte ihren verletzten Arm, wirkte jedoch sonst ganz normal. Rorn hegte den Verdacht, dass sie den Heilungsprozess mit Hilfe ihrer Schattenjade beschleunigte, vermied aber eine entsprechende Äußerung. Grimmschnitters Jadesplitter hatte geholfen, Venea aufzuspüren, wie sollte er da verlangen, dass die beiden Hexen auf die Kraft ihrer Schlangenarmbänder verzichteten?
    Mit sich selbst und seinen Überlegungen beschäftigt bemerkte er nicht, wie die Frauen aufstanden und neben ihn traten.
    »Hast du gefunden, was du gesucht hast?«, fragte Venea sanft.
    »Ja«, antwortete er knapp, und vermied es dabei, auf die Stelle zu klopfen, an der sich die Blutjade in seiner Kleidung verbarg. »Und ich gebe den Unglücksstein auch nicht wieder her, ehe ich nicht weiß, wie er sich vernichten lässt. Ganz gleich, was eure Schattenmutter dazu meint.«
    »Keine Sorge«, beruhigte sie ihn. »Wir hatten nur den Auftrag, Hadiks Schattenjade zu stehlen, damit sie nicht dazu missbraucht wird, das ewige Gleichgewicht zu stören. Nun, da er tot ist und du sie in Verwahrung hast, ist diese Aufgabe hinfällig geworden.«
    »Es sei denn, die Schattenmutter befiehlt, sie auch dir abzunehmen«, bemerkte Bree spitz.
    »Schön vorsichtig«, warnte Rorn. »Sonst kannst du gleich beide Arme nicht

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