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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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besaß, aber es gab auch viele Stellen, die eindeutig mit Werkzeug behauen waren.
    Etwa die links von ihnen aufwärtsführenden Stufen einer breiten Treppe, die vor einer fugenlos verschlossenen Mauer endeten. Oder der Steinbogen des Portals, durch das sie gekommen waren.
    »Was ist das hier?«, entfuhr es dem König der Leu.
    »Der Beweis, dass auch Tore jenseits der Türme existieren«, antwortete die Hexe mit einem grimmigen Unterton, der Eonis aufhorchen ließ. »Entweder hat der Aufenthalt im Zeitschlund an Peracs Erinnerungen genagt, oder er verbirgt einen Teil seines Wissens vor mir.«
    Wie typisch für das Schlangengezücht, dass es sich auch untereinander betrügt und hintergeht. Eonis unterdrückte ein verächtliches Lächeln.
    »Warum erzählst du mir das?«, wollte er wissen.
    »Weil Peracs Tage gezählt sind.« Nicht das kleinste bisschen Bedauern schwang in Hatras Stimme mit, obwohl doch alle dachten, dass sie die Geliebte des Großmeisters wäre. »Perac ist schon älter, als selbst ich es mir vorzustellen vermag«, erklärte sie weiter. »Ein Greis, dem langsam die Kräfte schwinden, vor allem, seit er sich immer wieder bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit verausgaben muss. Ohne meine Hilfe wäre er längst nicht mehr fähig, gegen die Mamuth vorzugehen. Darum hatte er es so eilig, Eure Allianz mit den Gryff zu schmieden. Er will unbedingt noch zu Lebzeiten über die Grauhäuter triumphieren.«
    Mamuth! Da war er wieder, der wahre Name des Sternenvolkes, das sie für Zyklopen gehalten hatten. Doch das war es nicht, was ihm an Hatras Worten missfiel.
    Als König war es Eonis von Kindesbeinen an gewohnt, dass Frauen sich darum balgten, an seiner Seite durch die Weiten der Graslandschaften streifen zu dürfen. Deshalb verstand er sofort, was es zu bedeuten hatte, als die schlanke Hexe ihren Rücken durchdrückte, um ihre vollen Brüste besser zur Geltung zu bringen.
    »Ich dagegen bin jung«, strich sie ihre Vorzüge heraus. »Daher vermag ich Euren Machtanspruch auch bis in die Generationen Eurer Kinder und Kindeskinder zu festigen.«
    Eonis spürte, wie sich ihm die Haare seiner Mähne aufstellten. »Als Großmeisterin am Fuße meines Throns?«, fragte er lauernd.
    »Aber nein!« Hatra lachte hell auf. »Ich sehe mich eher als Königin an Eurer Seite!«
    »Als Favoritin?« Abgesehen von ihrem schwarz glänzenden Haar, das ihr glatt bis auf die Schultern fiel, war Hatra so gut wie unbepelzt. Allein der Gedanke daran, ihre nackte Haut zu berühren, löste zwiespältige Gefühle in Eonis aus. »Du weißt offensichtlich nicht, was mit dieser Stellung untrennbar verbunden ist!«
    »Glaubt mir, mein König, darüber bin ich mir vollkommen im Klaren.« Ein Hauch von Wehmut mischte sich in ihre sonst so kühle Stimme, bevor sie fortfuhr: »Ihr könnt Euch sicher sein, dass ich nichts lieber möchte, als Euch ein Dutzend gesunder Kinder zu schenken.«
    Sich mit einem felllosen Weibsstück vereinen, das seine Nachkommen vermutlich ausbrüten musste? Eonis zögerte bei diesem Gedanken, obwohl er Hatras Motive nachvollziehen konnte. Die Hexe war vermutlich die Letzte ihrer Art. Der Wunsch, sich fortzupflanzen, musste stärker in ihr wühlen als in jeder anderen Frau unter Simwaes Sonne. Doch Bastarde waren nirgendwo gerne gesehen, weder in seinem Reich noch in der Nordermark oder den westlichen Gefilden. Deshalb musste Hatra ihre Kinder mit dem mächtigsten aller Herrscher zeugen, allein, um ihr Überleben abzusichern.
    »Blickt nicht so verwundert drein«, rügte sie, da ihm seine Gedanken deutlich im Gesicht abzulesen waren. »Ich bin keine Spottgeburt, für die Ihr Euch schämen müsstet, sondern ein einzigartiges Weib, wie es kein zweiter Herrscher sein Eigen nennen darf.«
    »Für mich bist du einfach nur abstoßend und hässlich«, stellte Eonis klar.
    Er sprach absichtlich so verletzend wie möglich, um sie in ihre Schranken zu weisen, auch wenn der Gedanke an eine Nacht mit ihr durchaus seine Reize hatte. Doch anstatt gekränkt zu reagieren, lächelte Hatra so breit, dass ihre ebenmäßigen Zähne aufblitzten.
    »Schlagt nicht vorschnell aus, was Euch bisher nur fremd erscheint«, verlangte sie mit rauer Stimme. »Ich verfüge über etwas, das Euch rasch umstimmen kann!«
    Eonis trat einen Schritt zurück, um den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern.
    »Ach ja?«, stieß er grimmig hervor. »Was mag das wohl sein? Zyklopentränen vielleicht, die mich auf die gleiche Weise wie die Trutzadler

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