Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
sie sich vor allem nach seinem muskelgestählten Körper verzehrte, und nicht nach seinem hohen Stand. Daher mischte sie eine gute Prise Begierde in ihren bebenden Tonfall, als sie seine Zuneigung erbettelte.
    Der Monarch wich nicht zurück, als sie auf ihn zuging. Er rief auch nicht nach seinen Wachen oder ohrfeigte sie mit seiner harten Pranke, sondern starrte nur auf ihren schlanken, gänzlich unbehaarten Körper, der sich unter dem durchscheinenden Gewand abzeichnete.
    Unversehens geriet auch Eonis in Bewegung.
    Eben noch in einer angespannten Haltung erstarrt explodierte er regelrecht vor Leidenschaft. Mit einem geschmeidigen Satz, der selbst Hatra überraschte, stand er plötzlich vor ihr, packte die Seide, die sich über ihren Brüsten spannte, und riss sie mit einem harten Ruck entzwei.
    »Nicht!«, wehrte sie leise ab und bot ihm gleichzeitig den ungeschützten Hals als Zeichen der Unterwerfung dar.
    Seine scharfen Krallen zerschnitten die Seide, ohne ihr den geringsten Kratzer zuzufügen. Hatra stöhnte leise auf, so wie es sich für einen Moment wie diesen gehörte, als sie seine Pranken auf der bloßen Haut spürte. Zu ihrer Verwunderung vergrub der König aber nicht sein Gesicht zwischen ihren Brüsten, sondern zog sie fest an sich und ließ seine weichen Fellfinger über ihren Rücken kreisen. Je mehr er sich dabei auf den Bereich ihrer Schulterblätter konzentrierte, desto klarer wurde Hatra, was er wirklich an ihr schätzte: Ihr entsprangen eben keine Flügel wie seinen anderen Gespielinnen, die mit ihm die Verwandlung zum Greifen vollzogen hatten.
    Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, die schnell einen verzückten Ausdruck annahmen, damit Eonis ihren Triumph nicht bemerkte. Nun gut! Wenn es das war, was sie den Rivalinnen voraushatte, sollte es ihr auch recht sein.
    Von diesem Augenblick an war sie überzeugt, dass ihr Plan aufgehen würde.
    Willig ließ sie sich die verbliebenen Seidenfetzen von den Schultern streifen und auf die am Boden verteilten Kissen stoßen. Eonis’ lederne Armwickel rieben über ihre Haut, während sie sein Brustfell kraulte. Der Monarch war durch viele kundige Hände seines Harems gegangen, was ihn zu einem ebenso feurigen wie zärtlichen Liebhaber machte. Hatras anfangs gespielte Erregung verwandelte sich rasch in wahre Wonne, als er ihren ganzen Körper mit heißen Küssen bedeckte. Trotz der messerscharfen Zähne in seinem Maul ließ Hatra ihre gespaltene Zungenspitze um die seine tanzen, während seine weichen Tatzen die Innenseiten ihrer Schenkel emporstrichen.
    Unter den Augen des stummen Paras gab sie sich Eonis gänzlich hin, in der stillen Hoffnung, schon an diesem Nachmittag die ersten Sprösslinge einer neuen, über alle anderen Völker herrschenden Blutlinie zu zeugen …

14. Alvin und Bornus
    Wolfsgrube – das stand auf dem Schild über der Eingangstür.
    Mit diesem Namen waren für Rorn viele Erinnerungen an die Zeit kurz nach dem Bannzauber verbunden, der sein Leben für immer verändert hatte. In Greifenstein, einer Stadt, in der er ahnungslos tief in die Geschicke vieler Königreiche und ihrer Untertanen eingegriffen hatte, stand ein Wirtshaus gleichen Namens.
    Die Schenke in Syrk war damit allerdings nicht zu vergleichen. Obwohl die Sonne den Zenit längst überschritten hatte, waren die Fensterläden noch verschlossen. Auch auf sein Klopfen antwortete lange Zeit niemand. Rorn gab trotzdem nicht auf. Er wusste, dass er nur hartnäckig genug sein musste. Immer wieder hämmerte er mit der Faust auf die Tür ein, bis es drinnen zu rumoren begann.
    Leises Murmeln verwandelte sich in derbe Flüche, bis eine raue Stimme von drinnen fragte: »Wer ist denn da, verdammt noch eins?«
    Rorn nannte seinen Namen.
    Auf der anderen Seite wurde es still. Nach einer Zeit des Wartens, die ihm endlos vorkam, wurde der Querbalken dennoch aus der Verankerung gehoben und die Verriegelung geöffnet.
    »Ich hab doch gesagt, dass man mich hier kennt«, brummte Rorn verlegen, ohne sich zu den Hexen umzusehen.
    Quietschend schwang die Tür einen Spaltbreit auf. Dahinter kam ein unnatürlich bleiches Gesicht zum Vorschein, das von langen rabenschwarzen Haaren eingerahmt wurde. Es gehörte Alvin, ganz unverkennbar.
    Der Iskander hatte sich seit ihrem letzten Zusammentreffen kein bisschen verändert. Die scharf geschnittenen Züge traten beinahe gespenstisch aus der Dunkelheit des Hauses hervor, während die schmalen Lippen den Mund wie einen Messerschnitt aussehen

Weitere Kostenlose Bücher