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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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die Engländer geben sollte“, wandte einer der Großgrundbesitzer ein. „Swanhouse Plantation ist die reichste Domäne hier in ganz Georgia. Vielleicht zaudern Sie deshalb, Partei zu ergreifen.“
    „Ich wiederhole, Gentlemen: Im Falle einer bewaffneten Auseinandersetzung können Sie auf mich zählen. Und daß uns eine solche bevorsteht, darüber sollte sich niemand hinwegtäuschen. Die Frage ist bloß, wie wir darauf vorbereitet sind.“
    „Sollten wir nicht vielleicht Truppen aufstellen?“ brachte einer der Herren die allgemeine Besorgnis zum Ausdruck.
    Doch Damon Routhland wehrte ab. „Im Augenblick tun wir besser gar nichts. Wir wollen uns nicht auch noch beeilen, das Verhängnis über uns hereinbrechen zu lassen. Das mag bald genug geschehen, und dann sollten wir vorbereitet sein.“
    Die Männer schüttelten den Kopf. Man wußte, wie recht Damon Routhland haben mochte. Sollte es Krieg hier im Süden geben, würde man kämpfen müssen.
    Der alte Ezekiel Elman stellte entschlossen fest: „Ich verlasse meine Heimstatt nicht. Wenn ich etwas mit der Waffe in der Hand verteidige, dann diesen Boden.“
    „Man würde Sie keineswegs einziehen, Ezekiel“, versicherte ein Gentleman. „Dazu sind Sie längst nicht mehr jung genug.“
    „Das mag stimmen“, räumte der Alte ein, „und trotzdem nehme ich es beim Schießen immer noch mit jedem unter Ihnen auf, wie Sie hier sitzen. Außer vielleicht mit Damon, denn dem habe ich es selber beigebracht.“
    Mit einem liebevollen Blick streifte Damon Routhland den Mann. Tatsächlich war Ezekiel sein Lehrmeister und Vorbild gewesen, hatte ihn jagen gelehrt und das Überleben in den Sümpfen. Tatsächlich verfehlte der Alte kaum das anvisierte Ziel, war er auch schon hoch in den Siebzigern. Was die anderen Herren anging, über die Routhland nun den Blick schweifen ließ, so waren sie Großgrundbesitzer, reiche Pflanzer, vermögende Kaufleute, alles, bloß keine Soldaten und im Umgang mit der Waffe ungeübt. Gnade Gott dem Süden, wenn es wirklich zum Krieg mit England kommen sollte!
    „Ich schlage dennoch vor, wir unternehmen erst einmal nichts“, sagte Routhland. „Außer daß wir beten, der Herr möge mit uns sein, wenn der Ernstfall eintritt.“
     
    *
     
    Liebster Papa,
    bis heute habe ich nie recht gewußt, was es heißt, einsam zu sein. Hier an Fulham School habe ich freilich wenig Hoffnung, Freunde zu finden. Man hat mich ermahnt, nicht zu spät bei Tisch zu erscheinen, und ich muß mich noch umziehen. Der Anfang scheint mir nicht gerade sehr ermutigend.
     
    Natürlich wußte Royal, daß das schlichte schwarze Taftseidenkleid ihr nicht besonders stand, und sie ahnte, daß der erste Auftritt im Speisesaal kaum erhebend verlaufen würde. Sie fühlte sich elend. Und weil sie Trauer tragen mußte, wirkte sie auch noch blaß und, wie sie dachte, nichtssagend. Hannah, die Zofe, von Arabella Bradford eingestellt, frisierte die junge Herrin, wie es ihrem Alter entsprach, bürstete die goldblonden Locken aus der Stirn und band sie mit einem schwarzen Samt band zusammen, ungepudert und natürlich.
    Unten blieb Royal erst einmal auf der Schwelle stehen und spähte in den Speisesaal. Einige Mädchen standen bereits in Gruppen zusammen, kicherten und tuschelten miteinander. Royal wich den Blicken aus und schaute statt dessen auf die vier gedeckten langen Tische, die weißen Damasttücher, das Kristall und Porzellan. Das Licht der Kerzen ließ das Silber strahlen. Bei Royals Eintritt blickten die Schülerinnen drinnen mit feindseligem Ausdruck auf sie, keine lächelte oder fand ein freundliches Wort zum Willkommen. Angesichts der eisigen Ablehnung wäre Royal am liebsten in die Sicherheit des eigenen Zimmers geflüchtet. Trotzdem hob sie stolz den Kopf und schritt durch den Saal, bis ein Hausmädchen vor ihr knickste und sie an einen Tisch am Ende der Reihe führte.
    „Ich soll Sie erinnern, Miss“, sagte das Mädchen spitz, „daß Sie von nun an immer hier sitzen werden, bei allen Mahlzeiten.“ Außer ihr sah Royal noch zwei Schülerinnen dort. Da sie beide eine burgunderrot, zinnober und grün karierte Schärpe trugen, war anzunehmen, daß es sich bei ihnen um die schottischen Schwestern handelte, die gleich Royal nicht aus einer adeligen Familie stammten.
    Scheu lächelte Royal ihnen zu und bemerkte zu ihrer Erleichterung, daß beide ebenso zurücklächelten.
    „Wir wissen schon, wer Sie sind“, sagte die eine und verriet durch die hart gerollten R ihre

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