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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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gezogen wurde.
    „Schau doch, wie hübsch, Tante Arabella“, rief Royal entzückt. „Papa hat mir so oft von der Schönheit der englischen Landschaft erzählt, nun endlich sehe ich alles selbst.“
    Der Advokat nickte Royal zu und ergriff das Wort. „In Ihrer Jugend begeistert man sich schnell. Ich wollte, ich könnte es auch noch. Sie werden sich ohne viel Mühe hier eingewöhnen. Unser Leben verläuft in Übereinstimmung mit alter Tradition und lang gewohnten Bräuchen.“
    Royal war plötzlich ganz ernst geworden. „Meine Heimat ist noch so jung, Sir, wir suchen noch einen Weg.“
    „Ihre Heimat?“ Er schaute sie prüfend an. „Liebe Miss Bradford, ich ahnte nicht, daß Sie die Kolonien als eigenständiges Land betrachten. Georgia gehört zu England.“
    „Natürlich“, beeilte sie sich zu versichern. „Es ist bloß so weit entfernt. Das macht es schwierig, Georgia als englische Kolonie anzusehen.“
    Mr. Webber lachte väterlich verständnisvoll. „Genau dieser Standpunkt macht es unserer Regierung nicht eben leicht, Miss Bradford. Hüten Sie sich jedenfalls, auf der Schule ähnlich zu sprechen, wenn Sie nicht schnell zu einer Außenseiterin werden wollen. Es war schon ziemlich harte Arbeit, zu erreichen, daß man Sie dort aufnahm.“
    Arabella wandte sich nun an den Advokaten. „Man hat meine Nichte dazu erzogen, ihre Meinung frei zu äußern. Ich will doch hoffen, daß es hier dabei bleiben wird. Und warum sollte man Royal nicht auf dieselbe Schule schicken, auf der ihre eigene Mutter erzogen wurde?“
    „Natürlich, aber Fulham School ist nur wenigen zugänglich. Manche Mädchen werden bereits bei der Geburt angemeldet. Die meisten Schülerinnen entstammen dem Adel oder den hohen Gesellschaftsschichten.“
    Arabella fuhr auf, doch Mr. Webber beschwichtigte sofort: „Als ich daraufhinwies, daß Mrs. Bradford selbst einst Fulham School besucht habe, war Mrs. Fortescue gleich zugänglich.“
    Arabella schürzte hochmütig die Lippen, und Royal schaute angelegentlich aus dem Kutschenfenster. Wie sollte sie sich jemals in einem Land heimisch fühlen, in dem man die Menschen in Klassen einteilte? Sie hatte diesen Weg nicht freiwillig gewählt und war dennoch bereit, sich so zu verhalten, daß Mr. Routhland sich ihrer nicht würde schämen müssen. Auch war sie fest entschlossen, der Erinnerung an die tote Mutter alle Ehre zu machen.
    Inzwischen näherten sie sich London. Alles war ganz anders, als Royal es sich vorgestellt hatte. Enge schmutzige Gassen mit Buden zu beiden Seiten führten entlang verkommener, halb verfallener Lagerhäuser. Der Gestank von faulendem Gemüse und roher Fische ließ Royal das Taschentuch an die Nase pressen, um atmen zu können. Der Wagen holperte über unebenes Pflaster, wüste Kaschemmen wechselten mit ärmlichen Hütten. In den Fensterhöhlen hing zerlumpte Wäsche zum Trocknen. Abgerissene Männer, verhärmte Weiber und barfüßige, verwahrloste Kinder drängten sich in verwirrendem Durcheinander. Erst als die Pferde über eine Holzbrücke trabten, schien sich eine andere Welt aufzutun. Kirchtürme und Turmbauten ragten in den blauen Himmel und leuchteten im Schein der Nachmittagssonne.
    „Hier kommen wir in die eleganteste Gegend der Stadt, Miss Bradford“, erklärte der Advokat. „Hier wohnt alles, was Rang, Namen und Vermögen hat. Natürlich steht hier auch Ihre neue Schule.“
    Der gutgemeinte Versuch, Royal aufzumuntern, schlug völlig fehl. Immer stärker empfand sie die Gewißheit, nicht hierherzupassen, mochte sie sich auch noch so bemühen.
    Nun fuhren Kutschen vorüber, die Wappenschilder auf den Türen trugen. Eine breite Prachtstraße tat sich auf. Die alten Bäume zu beiden Seiten standen gleich Schildwachen da, als wollten sie jedem den Zutritt verwehren, der nicht hierher gehörte. Herren und Damen in kostbarer Kleidung, die der neuesten Mode entsprach, wandelten an den Läden vorbei, in deren Fenstern Toiletten und Hüte prangten. Die stattlichen Wohnhäuser mit den Portici und Vorgärten sahen ganz anders aus als die in Savannah.
    Endlich hielt der Wagen vor Devonshire House, wo die beiden Damen bis zum nächsten Montag absteigen sollten. In der Zwischenzeit hatte Mr. Webber im Namen seines Auftraggebers in den elegantesten Stadtgeschäften Konten für Royal Bradfords Einkäufe eingerichtet. Am Montag erst würde sie dann in Fulham School eintreten.
     
    *
     
    Das Arbeitszimmer der Vorsteherin von Fulham School war nur mit wenigen Möbelstücken

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