Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
Vom Netzwerk:
schottische Herkunft. „Sie sind die Neue aus den Kolonien.“
    „So ist es. Ich heiße Royal Bradford und komme aus … den Kolonien.“
    „Ich bin Meg McGregor, und das hier ist meine Schwester Fiona.“ Meg kicherte halblaut und setzte hinzu: „Ich sehe schon, man hat Sie gleich uns an den Tisch der Nichtadeligen verbannt.“
    Als dann serviert wurde, waren die drei Mädchen bereits in angeregter Unterhaltung, als kennte man sich seit der Kindheit. Freilich blickten die anderen immer wieder in die Ecke, flüsterten und tuschelten, keineswegs freundlich. Schließlich wies Fiona unauffällig auf eine junge Dame, die an dem Kopfende eines langen Tisches ganz offensichtlich hofhielt. Bei aller Zerbrechlichkeit hatte das Mädchen etwas geradezu Königliches.
    „Sie hält alle Macht hier auf der Schule in Händen“, flüsterte Fiona McGregor.
    Royal fand, daß das schöne Geschöpf nicht sehr anziehend wirkte, eher versonnen und geistesabwesend. „Und wer ist sie?“
    „Niemand anderes als Lady Alissa Seaton, die Schwester des Duke of Chiswick und die ranghöchste Schülerin an der Fulham School. Sollte sie Ihnen einen gnädigen Blick gönnen, wird man Sie im Kreise dulden, wenn nicht“, Meg kicherte dazwischen, „bleiben Sie wie wir an das Katzentischchen verbannt.“
    „Lady Alissa ist ein Ungeheuer“, gab Fiona zu bedenken. „Vielleicht kommt es daher, daß sie gelähmt ist. Sie ist einmal vom Pferd gestürzt, und die Ärzte meinen, so heißt es, sie könnte vielleicht wieder gehen, wenn sie sich Mühe gäbe. Natürlich denkt sie nicht daran und gefällt sich als bedauernswerter Krüppel.“
    „Die anderen würden ihr ebenso schmeicheln und sie hofieren, wenn sie nicht gelähmt wäre“, murrte Greg. „Und ich hätte auch nichts dagegen, mit ihr befreundet zu sein, wenn es nur wegen ihres zweiten Bruders wäre. Lord Preston ist hübsch und so wohlerzogen. Wenn er mich auch nur bemerkte, würde ich ganz gern Lady Alissas treue Bewunderin spielen.“
    „Das würde dir wenig nützen“, tadelte Fiona ihre Schwester. „Selbst wenn Lord Preston auf dich aufmerksam würde, sein älterer Bruder, der hochedle Duke, würde alles dagegen haben. Man erzählt sich, daß er und seine hochnäsige Gemahlin nur mit ihresgleichen umzugehen geruhen. Niemals würde er gestatten, daß sein Bruder mit uns namenlosen Außenseitern der löblichen Gesellschaft hier auch nur ein Wort wechselte.“
    Sonderbar berührt, schaute Royal zu der jungen Lady Seaton hinüber. Gewiß war sie älter, sechzehn, vielleicht sogar schon siebzehn. Sie hatte weißblondes Haar, dazu die traurigsten Augen, die Royal je gesehen hatte. Ein Blick auf den Rollstuhl ließ Erbarmen in ihr aufsteigen. Mochte Lady Alissa auch von allen angehimmelt und bewundert werden, so war es doch ganz gewiß nicht leicht für sie, nicht gehen zu können. Jetzt trafen sich ihre Blicke, sekundenlang nur, dann warf Alissa Seaton den Kopf in den Nacken und hatte die offensichtlich unbedeutende „Neue aus den Kolonien“ auch schon vergessen.
    Royal lag schlaflos in dem dunklen Zimmer und lauschte auf die ungewohnten und beunruhigenden Geräusche, die von draußen durch das Fenster hereindrangen. Bemüht, an etwas Erfreulicheres zu denken, sah sie plötzlich Damon Routhlands Gesicht vor sich. Es war eigenartig. Immer, wenn sie etwas bedrückte, fiel er ihr ein, und das hatte stets etwas Tröstliches. Was mochte er nur eben in dieser Nacht tun? Wahrscheinlich beschäftigte er sich mit einer schönen Frau. Royal glitt aus dem Bett und zündete eine Kerze an. Dann setzte sie sich an den zierlichen Sekretär, kramte Briefpapier und Feder hervor, öffnete das Tintenfaß und begann zu schreiben.
     
    Lieber Mr. Routhland,
    ich bitte Sie, lassen Sie mich nach Hause zurückkehren. Ich möchte Ihnen nicht lästig fällen, aber bedenken Sie doch, daß ich nicht hierher gehöre. Ich bin ganz trostlos. Und mein Vater hätte gewiß nicht gewollt, daß ich unglücklich bin.
    Ich verspreche Ihnen auch, Ihnen keine Mühe zu machen, wenn Sie meiner Heimkehr zustimmen. Doch ich flehe Sie an, überlegen Sie sich diese meine große Bitte.
    Savannah und meine Freunde dort fehlen mir so sehr. Ich weiß, daß Sie an meinem Geschick Anteil nehmen, und erwarte Ihre Antwort.
    Ihre gehorsame Royal Bradford
     
    So lud sie ihre Einsamkeit, ihr Heimweh in diesem Schreiben an den Vormund ab, faltete es sorgsam zusammen und legte es in eine der Schubladen. Natürlich würde es nicht abgeschickt

Weitere Kostenlose Bücher