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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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werden, wenigstens jetzt noch nicht. Royal würde an Damon Routhland keinen Bettelbrief senden. Mit sich selbst wieder im Lot, schlüpfte sie zurück ins Bett und war gleich darauf eingeschlafen.
    Das änderte freilich nichts daran, daß am Morgen darauf alles gründlich schiefging. Zuerst fand sie den einen Schuh nicht, dann schüttete sie sich auch noch Wasser über das Kleid und mußte sich umziehen, was wieder bedeutete, daß sie zu spät im Unterricht erscheinen würde. Hastig lief Royal die Treppe hinauf. Auf dem oberen Absatz blieb sie stehen, denn aus dem Korridor vernahm sie Stimmen. Eine davon gehörte Lady Alissa Seaton. Um herauszufinden, wer der Mann war, der so wohltönend und dunkel sprach, beugte sich Royal über das Geländer und spähte vorsichtig hinunter.
    „Liebe Schwester“, sagte er eben, „ich hoffe sehr, du wirst unserer verehrten Mama schreiben und berichten, daß ich als liebevoller Bruder meine Pflicht erfüllt und dich besucht habe.“
    Das mußte der junge Lord sein, von dem Greg und Fiona gesprochen hatten. Er sah wirklich sehr gut aus, geradezu bildschön, und trug Hosen aus feinstem Leder zu einer cremefarbenen Jacke. Das gepuderte Haar war im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden. Der Blick, mit dem Lady Alissa zu ihrem Bruder aufschaute, verriet tiefe Zuneigung. Er hob das gelähmte Mädchen auf die Arme und trug es zur Treppe. Royal fand es geradezu lächerlich, wie die anderen Schülerinnen mit verdrehten Augen den jungen Mann anhimmelten und sich in seine Nähe drängten. Er schien dagegen ziemlich gefeit.
    Royal drückte sich an die Wand, um nicht gesehen zu werden, hatte aber nicht mit Lord Prestons scharfem Blick gerechnet. Er stieg die Stufen herauf und lächelte ihr unwiderstehlich gewinnend zu.
    „Ei, wen haben wir denn da?“ fragte er mit unverhohlenem Interesse und blieb vor Royal stehen.
    „Kümmern Sie sich nicht um sie, sie ist völlig bedeutungslos“, sagte Kathleen Griffin hämisch. Er schaute in ein Paar tieftrauriger blauer Augen.
    „Da sind Sie in einem ganz gewaltigen Irrtum befangen, Miss Griffin“, gab er deutlich zurück. „Ich halte die junge Dame für ganz und gar außergewöhnlich. Wie könnte jemand mit solchen Augen ohne Bedeutung sein?“
    Royal holte erst einmal Atem. Noch nie hatte ein Gentleman ihr so geschmeichelt.
    „Preston“, ließ sich jetzt Lady Alissa vernehmen. Der eisige Tonfall verriet, wie wenig sie gesonnen war, die Aufmerksamkeit des Bruders für die „Neue“ zu teilen. „Das ist Royal Bradford. Sie stammt, meine ich, irgendwo aus den Kolonien.“
    Preston Seaton lächelte unbekümmert und sah Royal immer noch ganz entzückt an. „Dann, Miss Bradford, haben die Kolonien einen großen Verlust zu beklagen. England dagegen darf sich über einen ebensolchen Gewinn freuen.“
    Mit klopfendem Herzen wandte Royal sich ab und hastete den Korridor entlang, gefolgt von dem boshaftem Gekicher der Mädchen um Lady Alissa. Die stellte gelangweilt fest: „Unmöglich, kein Benehmen. Was mag bloß in Mrs. Fortescue gefahren sein, solch eine Schülerin hier aufzunehmen?“
    Inzwischen hatte sich Royal in ihr Zimmer geflüchtet und die Tür hinter sich zugezogen. Daran gelehnt, überlegte sie. Eigentlich hatte sie keinen Grund, sich über die dummen Schülerinnen erhaben zu fühlen. Sie selbst hatte sich eben noch viel lächerlicher betragen. Aber Lord Preston Seaton war eben umwerfend, einfach umwerfend.
    Kurz vor dem Abendessen klopfte Kathleen Griffin an die Tür zu Royal Bradfords Zimmer und trat ein, ohne eine Aufforderung abzuwarten. Mit spöttisch verzogenen Lippen schaute sie sich um.
    Royal hatte beim Fenster gesessen und sprang mit zornig flammendem Blick auf. „Ich habe Sie nicht gebeten, hier einzudringen. Gehen Sie!“
    Kathleen Griffin zuckte achtlos die Schultern. „Sachte, ich bin schließlich nicht freiwillig gekommen. Lady Alissa läßt Ihnen durch mich bestellen, Sie sollen sofort zu ihr gehen.“
    Mit einem einzigen Schritt stand Royal vor Kathleen. „Ich gehöre nicht zu Lady Alissas Marionetten und denke nicht daran, auf ihren Befehl hin vor ihr zu erscheinen wie jede von euch.“
    Zuerst verschlug es Kathleen die Sprache, dann wurde sie wütend und lächelte geringschätzig. „Meinen Sie tatsächlich, daß ich das Lady Alissa sagen soll?“
    „Genau das. Wenn sie etwas von mir will, soll sie selbst kommen.“ Royal warf den Kopf stolz in den Nacken und wandte sich ab.
    „Sie ist doch gelähmt“, erinnerte

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