Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
Vom Netzwerk:
leise und wechselte einen feindseligen Blick mit der Vorsteherin. „Ich fürchte, ja. Aber mach dir keine Sorgen. Auch nach meiner Rückkehr nach Paris werden wir die Verbindung aufrechterhalten. Ich nehme an, daß es mir wenigstens gestattet sein wird, dir zu schreiben.“
    Mrs. Fortescue nickte unbeeindruckt. „Wir haben nichts gegen Briefe einzuwenden, nur gegen Besuche.“
    Royal stiegen die Tränen in die Augen. Sie wischte sie schnell mit dem Handrücken ab, was ihr einen strafenden Blick der strengen Dame eintrug, und sagte leidlich gefaßt: „Hab keine Angst, Tante Arabella, mir wird es hier gutgehen.“
    Noch einmal umarmte sie ihre Nichte, dann schritt Arabella Bradford zögernd zur Tür. Auf der Schwelle lächelte sie über die Schulter zurück. Sie hatte das Gefühl, ein schutzloses Kind im Stich zu lassen. Was aber hätte sie sonst tun können? Ihr blieb keine Wahl.
    Mrs. Fortescue musterte mit einem langen Blick ihren neuen Schützling, das schwarze Trauerkleid, die trostlose Miene.
    „Haben Sie eine Zofe mitgebracht, Miss Bradford?“
    „Ja, Madame, sie wird heute nachmittag eintreffen.“
    „Sehr gut. Unser Gespräch ist beendet. Sie können nun auf Ihr Zimmer gehen.“ Die letzten Worte klangen so unerwartet sanft, daß Royal überrascht war. „Sie werden es am Anfang ganz gewiß hier nicht leicht haben, Royal Bradford. Denken Sie immer daran: Wenn die Tage noch so dunkel scheinen, irgendwo auf der Welt leuchtet hell die Sonne. Sie erinnern mich so sehr an mich selbst, als ich in Ihrem Alter war.“
    Mrs. Fortescue verstummte und übergab Royal einer eintretenden Haushälterin, die sie wortlos durch einen langen Flur und über eine schmale Treppe zu einer Tür führte.
    „Man wird Ihr Gepäck heraufbringen“, sagte die Frau schroff. „Sobald Ihre Zofe eintrifft, schicke ich sie zu Ihnen zum Auspacken. Um sieben wird zu Abend gegessen. Natürlich ziehen Sie sich dazu um. Wer zu spät bei Tisch erscheint, wird von der Mahlzeit ausgeschlossen.“
    Royal nickte und schaute sich entmutigt in dem Zimmer um, das nun vier lange Jahre ihr Zuhause sein sollte. Die Haushälterin verschwand ohne ein weiteres Wort, die Tür fiel ins Schloß.
    Der Raum war nicht allzugroß, doch machte er einen überraschend heiteren und gemütlichen Eindruck. Eine weiße Spitzendecke lag auf dem Bett, Vorhänge zierten das hohe Fenster. Die Sonnenstrahlen erhellten auch den letzten Winkel. Der Sekretär, die Frisierkommode und der Sessel waren aus blankem Kirschholz. Der Marmorkamin verhieß Wärme und Geborgenheit. Royal trat ans Fenster und schaute hinaus auf die breite Prachtstraße, auf der elegante Karossen in stetem Strom vorüberrollten. Drüben erstreckte sich ein Park, auf einer Seite stand eine Reihe stattlicher Stadthäuser.
    Ein Gefühl tiefer Traurigkeit überfiel Royal, so völlig verlassen in einer gänzlich fremden Welt. Wie würde sich das Leben in den kommenden vier Jahren gestalten?
     
    *
     
    Mai 1775
     
    Mitternacht war längst vorüber, immer noch aber brannten die Lichter hell auf Swanhouse Plantation. Etwa dreißig Herren hatten sich in der Bibliothek eingefunden, um die wenig erfreulichen Neuigkeiten zu besprechen, die man aus Massachusetts vernahm. Damon Routhland hob die Hand, um sich Gehör zu verschaffen.
    „Gentlemen, ich bitte Sie. Dieses kleinliche Gezänk untereinander bringt uns nicht weiter. Wir wissen schließlich nicht mehr, als daß es bei Lexington ein Scharmützel gegeben hat.“
    „Und ich sage Ihnen, es gibt Krieg“, beharrte einer der Herren. „Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Briten unsere Geduld erschöpft haben werden. Ich will nur eines, nämlich sehen, wer dann zu uns steht, wer gleich uns die Freiheit von den britischen Sklavenhaltern verlangt.“
    Hände wurden gehoben. Mit einem lauten Ausruf machten sich einige Gentlemen bemerkbar, andere schienen eher zu zögern.
    „Und was ist mit Ihnen, Damon?“ kam eine barsche Frage. „Sie haben kein Zeichen gegeben.“
    Ein anderer kam seinem hochgeschätzten Nachbarn zu Hilfe. „Wir alle kennen Damon Routhland als einen Mann, der treu zu Georgia steht.“
    „Falls einer unter Ihnen meine Loyalität bezweifeln sollte“, sagte Damon Routhland ruhig, „so sei er versichert, daß ich, wenn es wirklich zum Krieg kommen sollte, natürlich zu Ihnen stehen werde. Ich bin nie ein Königstreuer gewesen und werde es nie sein.“
    „Schließlich haben Sie auch am meisten zu verlieren, wenn es eine Erhebung gegen

Weitere Kostenlose Bücher