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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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entwickelte Gestalt. Sie konnte nicht ahnen, wie bezaubernd sie in Wahrheit wirkte mit den goldblonden Locken, die über den Rücken fielen, den vor Aufregung glühenden Wangen, den strahlenden blauen Augen.
    „Sie werden wunderbar abstechen von diesen daherstolzierenden eitlen Pfauen mit den aufgeplusterten Federn und grellen Farben“, beteuerte die Zofe.
    Royal mußte lachen über Hannahs Vergleich. Sie schlüpfte in die schwarzen Schuhe. Gleichgültig, wie sie aussah, es würde sie ohnehin niemand beachten.
    Hannah war jedoch anderer Meinung. „Ich an Ihrer Stelle wäre glücklich, Miss Royal, wo Sie doch jetzt all diese vornehmen Gentlemen treffen werden, die Sie bewundern und anhimmeln.“
    „Kaum. Erstens trage ich noch Trauer. Außerdem kenne ich keine Menschenseele hier in der Londoner Gesellschaft …“
    „Sie werden singen, und alle Gentlemen werden damit auf Sie aufmerksam werden, denn Sie haben eine Stimme wie ein Engel. Wenn dann noch Lady Alissa die Harfe schlägt, werden alle nur Augen für Sie beide haben, Miss Royal.“
    Royal nahm den schwarzen Federfächer auf, den sie sich als einziges Zugeständnis an die Mode gestattete, und eilte zur Tür. Ob da alles auch gutgehen würde? Manche Stellen waren so schrecklich hoch, und dann die vielen Leute, die zuhören würden. Sie war aufgeregt und sah über die Schulter zu der Zofe zurück.
    „Haben Sie auch nicht vergessen, die beiden Blumensträuße in den Musiksalon zu bringen, Hannah?“
    „Nein, Miss Royal. Es ist alles, wie Sie befohlen haben.“
    Royal schwebte gleichsam die Treppe hinunter. Dabei überlegte sie, ging im Geiste noch einmal die Überraschung durch, die Lady Alissa mit ihr geplant hatte. Nachdem Royal gesungen hatte, sollte sie der Musiklehrerin den einen Strauß überreichen. Daraufhin wollte sich Lady Alissa aus dem Rollstuhl erheben, das andere Bouquet nehmen und auf die Mutter, die Dowager Duchess of Chiswick, zugehen. Royal war so bang, sie könnte den Text des Liedes vergessen, daß sie ihn immer wieder in Gedanken wiederholte. Dieser Abend würde so entscheidend für Alissa Seaton werden, da durfte einfach nichts mißlingen.
    Nun betrat Royal den Musiksalon. Die Diener hatten schon einige Gäste an ihre Plätze geführt, und Royal zitterten die Knie. Mit feuchten Händen stellte sie sich neben Lady Alissa, die man im Rollstuhl neben die Harfe geschoben hatte.
    „Sind Sie bereit?“ fragte Royal flüsternd.
    „Ich denke schon“, war die Antwort.
    Royal schaute sich um, bis sie Lord Preston gefunden hatte. Er verneigte sich leicht und lächelte ihr zu, bevor er sich wieder an seine schöne Begleiterin wandte. Die ältere Dame daneben mochte wohl die Mutter der Geschwister Seaton sein.
    Nervös verschränkte Royal die Finger, bis ein mahnender Blick aus Mrs. Fortescues Augen dem ein Ende machte. Endlich hatten alle Gäste ihre Plätze eingenommen, und Mrs. Hargrove gab das Zeichen, daß die Aufführung beginnen konnte.
    Lady Alissa streifte die Saiten der Harfe, und nach einem kurzen Vorspiel setzte die klare Sopranstimme ein. Royal Bradford sang ein schlichtes Lied, in dem von vergänglichen Rosen und Lilien die Rede war und von der Liebe, die den Tod überdauerte. Niemand unter den Zuhörern schien zu atmen. Aller Blicke ruhten wie gebannt auf der jungen Sängerin. Lord Preston hatte sich vorgebeugt und wandte den Blick nicht von ihr. Sie strahlte unbewußt soviel Sehnsucht aus, daß er der Rührung, die ihn erfüllte, kaum Herr werden konnte.
    „Sie ist doch fast noch ein Kind“, erinnerte ihn seine Begleiterin boshaft, der seine Ergriffenheit nicht entgangen war.
    „Natürlich, meine Liebe, aber das hindert mich nicht daran, an der wunderschönen Stimme Gefallen zu finden.“
    Der letzte Ton verklang, Lady Alissa schlug die leisen Akkorde des Nachspieles an, dann brachen die Zuhörer begeistert in Beifall aus. Die offensichtliche Bewunderung versetzte Royal in Erstaunen. Damit hatte sie nicht gerechnet. So sah sie mit großen Augen in die Menge, die nicht aufhören wollte zu klatschen. Erst ein strenger Blick der Musiklehrerin erinnerte Royal daran, daß es angebracht war, sich zu verneigen und für die überschwengliche Huldigung zu danken.
    Noch einen Moment schaute Royal auf die Freundin, die ihr mit einem warmen Lächeln zunickte. Dann ergriff sie den Strauß, ging zu Mrs. Hargrove hinüber und überreichte ihn ihr. Die Dame lächelte und freute sich über diese Geste der Aufmerksamkeit.
    Damit war es an der

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