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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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Vater pflegte zu sagen: ‚Um einen Freund zu haben, muß man ein Freund sein. 4 “ Sie schaute Alissa fest in die Augen. „Freundschaft empfangt der, der sie geben will. Wahrscheinlich haben Sie Ihre Umgebung so lange tyrannisiert, bis Ihnen keiner mehr die Wahrheit zu sagen wagte.“
    „So sehen Sie also meine Freundinnen?“
    Royal strich sich eine blonde Locke aus dem Gesicht. „Ich möchte nicht unhöflich sein, aber es ist so. Ja, meiner Meinung nach sind unsere Mitschülerinnen Schmeichler und Speichellecker.“
    Nun lachte Alissa belustigt auf. „O Royal, Sie sind so herzerfrischend ungewöhnlich. Sie können einen wohl niemals langweilen, nicht wahr?“
    Der unerwartete Heiterkeitsausbruch der jungen Lady verblüffte sie.
    „Langweilig? Nein, das bin ich wohl nicht. Aber manchmal kann ich ganz schrecklich starrsinnig sein.“
    „Trotzdem möchte ich, daß wir Freundinnen werden und Sie mir immer die Wahrheit sagen. Wollen Sie mich nicht Alissa nennen, um einen Anfang zu machen, Royal?“
    Zwar konnte sich Royal kaum vorstellen, daß es zwischen ihnen Freundschaft geben könnte, dennoch machte sie einen Versuch mit der Anrede.
    „Alissa …“
    Lady Alissa hörte nicht mehr, was Royal Bradford sagte. Die Gelähmte hatte prüfend die Beine berührt in der scheuen Hoffnung, sie wieder bewegen zu können, und lenkte jetzt alle Willenskraft auf das rechte. Der Schweiß trat ihr in feinen Perlen auf die Stirn, so sehr versuchte sie es immer wieder.
    Royal sah Lady Alissa blaß werden, und rückte erschrocken näher. „Fühlen Sie sich nicht wohl?“
    „Doch“, antwortete sie. „Aber sehen Sie doch!“ Hatte sie das Bein bewegt oder es sich nur eingebildet? „Haben Sie es bemerkt, Royal?“
    „Ich, ich dachte, Sie seien gelähmt“, sagte Royal fassungslos.
    Lady Alissa schloß die Augen, so jäh schoß ihr unbändige Freude durch den ganzen Körper. Lachend und weinend versuchte sie es noch einmal, und siehe da, sie konnte beide Beine bewegen.
    „Ich kann es, ich kann es“, rief sie atemlos.
    Royal ließ sich ins Gras zurückfallen und beobachtete mit einem Kloß in der Kehle, wie Alissa erst das eine, dann das andere Bein anzog und wieder streckte, gepreßt die Luft einsog und alles wiederholte, immer und immer wieder.
    „Das grenzt ja an ein Wunder“, meinte Royal und richtete sich dann erregt auf. „Soll das etwa heißen, daß Sie … wieder gehen können?“
    Die neugewonnene Freundin strahlte. „Ich hoffe es. Bisher habe ich einfach nicht den Mut gehabt, einen Versuch zu wagen. Waren die Pferde nicht mit mir durchgegangen, hätte ich die Beine nicht regen müssen, um dem Sturz in der Schlucht zu entkommen …“
    „Ich freue mich so für Sie. Es ist unglaublich, wie aus einer drohenden Katastrophe ein solches Wunder entstehen kann.“
    „Kein Wunder, Royal“, widersprach Lady Alissa bestimmt. „Ihnen verdanke ich das. Denn wären Sie nicht gewesen, würde ich jetzt zerschmettert tot dort unten im Abgrund liegen.“
    Royal wußte nicht recht, wie sie sich bei dieser Feststellung verhalten sollte. Die Worte Alissas waren so verwirrend. Sie hob den Kopf und schaute zum Himmel hinauf. Die schweren Gewitterwolken hatten sich verzogen.
    „Ich denke, wir sollten zu den anderen zurückkehren. Sie werden sich bestimmt schon Sorgen machen. Darf ich Ihnen noch einmal auf Enchantress helfen?“
    Lady Alissa zuckte zusammen, sagte aber leidlich tapfer: „Ich habe kaum eine andere Wahl, fürchte ich.“
    Royal ergriff Alissa an beiden Händen und half ihr hoch. „Keine Angst, eigentlich war es ja Enchantress, die Sie gerettet hat.“
    Lady Alissa zwang ihre Furcht nieder, lehnte sich schwer auf Royal, zog sich am Sattelknauf hoch und konnte sich mit Hilfe ihrer neuen Freundin schließlich in den Sattel stemmen. Statt hinter ihr aufzusteigen, faßte Royal den Zügel. Die Entfernung zum Picknickplatz war nicht sehr groß, und so wollte sie lieber die Stute führen und selbst daneben hergehen, damit sich Lady Alissa festhalten konnte.
    „Verraten Sie niemandem, daß ich meine Beine bewegen kann, Royal. Sie sollen es alle erst erfahren, wenn ich wieder richtig gehen kann.“
    „Ich werde schweigen, Lady …“
    „Alissa“, verbesserte die andere. „Nicht vergessen, Alissa!“
     
    *
     
    Lehrerinnen und Dienstboten blickten verblüfft drein, als Royal das Pferd am Zügel heranführte, während Lady Alissa sich mühsam im Sattel hielt.
    Deborah stürzte auf sie zu und stieß Royal unsanft zur

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