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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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ihn vor etwa zwanzig Jahren bevorzugt hatte.
    „Mein liebes Kind“, sagte die Duchess, dabei klang die Stimme herzlich und weich. „Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen. Kommen Sie.“ Sie wies auf den freien Stuhl an ihrer Seite. „Setzen Sie sich zu mir, und lassen Sie uns ein wenig plaudern. Ich möchte möglichst viel über die Freundin meiner Tochter erfahren.“
    Royal nahm gehorsam Platz und faltete die Hände schüchtern auf den Knien. Unter halbgesenkten Lidern bemerkte sie, daß Lord Preston sich mit einer Verneigung entfernte und die Dame, mit der er gekommen war, zum Tanz aufforderte. Den Rest des Abends verbrachte Royal Bradford in angeregtem Gespräch mit der Dowager Duchess of Chiswick.
    In der darauffolgenden Nacht schlief Royal wie auf Wolken und träumte, daß Lord Preston sie im Arme hielt und mit ihr über die Tanzfläche wirbelte. Dabei lachte und kokettierte Royal, während er ihr immer wieder versicherte, sie sei eine Schönheit. Immer freilich, wenn sie in das lachende hübsche Gesicht schaute, verblaßte es und wurde von einem anderen verdrängt. Es war dunkel und streng. Die goldbraunen Augen hatten Royal oft schon bis in den Traum hinein verfolgt. Bisher hatte sie immer einen Halt an dem Bilde Damon Routhlands gefunden. In dieser Nacht dagegen wollte Royal nur an Lord Preston denken.
    Mit einem tiefen Seufzer drehte sie sich auf den Rücken und schlief traumlos bis zum nächsten Morgen.
     
    *
     
    John Bartholomew blätterte die zahlreichen Rechnungen durch, die von Londoner Schneiderinnen, Putzmacherinnen und Schustern stammten. Mit deutlich mißbilligender Miene legte er den ordentlich gebündelten Stapel seinem Brotgeber zur Einsichtnahme vor.
    „Wenn ich bedenke, daß Miss Bradford noch Trauer trägt“, begann er, „so will mir scheinen, daß sie Unsummen für Kleider ausgibt, Mr. Routhland. Sollte ich nicht besser dem Londoner Advokaten mitteilen, daß Miss Bradford weit über ihre Verhältnisse lebt, damit er ohne Verzug diesem Umstand ein Ende setzt, Mr. Routhland?“
    Damon Routhland hatte gerade einige Briefe überflogen und hob ungeduldig den Kopf. „Nein, lassen Sie doch dem armen Kind das Vergnügen. Sie hat weiß Gott wenig genug, das ihr Leben zur Zeit sehr angenehm machen könnte. Wenn es sie davon ablenkt, mag sie doch Kleider kaufen nach Herzenslust. Vielleicht tröstet es sie über manches hinweg, das ich ihr nicht ersparen kann.“
    John Bartholomew streckte das Kinn geradezu anklagend vor. Er war viel zu sparsam und gewissenhaft, um dergleichen Verschwendungssucht zu billigen. „Trotzdem halte ich es für meine Pflicht, Sir, Sie darauf aufmerksam zu machen. Immerhin schuldet Miss Bradford Ihnen bereits mehr als fünftausend Pfund, die hohe Summe nicht mitgerechnet, die Sie dafür verwendet haben, Miss Bradfords Elternhaus vor der Versteigerung zu retten und die Schulden des verblichenen Mr. Douglas Bradford zu begleichen. Man sollte das Mädchen doch daran erinnern, daß es Ihr Geld ist, Mr. Routhland, das sie mit vollen Händen ausgibt.“
    Mit einem geistesabwesenden Ausdruck blätterte Damon Routhland den Stapel Rechnungen achtlos durch und schob sie beiseite. „Sie darf niemals erfahren, daß ihr Vater sie völlig mittellos zurückgelassen hat. Es ist mein Wunsch, daß sie ihre Jugend genießt und nicht mit finanziellen Belangen belastet wird.“
    Verdutzt blickte John Bartholomew auf den Herrn von Swanhouse Plantation und erkannte seinen Brotgeber kaum wieder. Für gewöhnlich war Damon Routhland ein überaus weitblickender Geschäftsmann. Welch einen Vorteil konnte man aber davon haben, die beachtlichen Schulden eines Toten zu begleichen? Nun, er würde natürlich dem Befehl Damon Routhlands entsprechend handeln.
    „Wie Sie wünschen, Mr. Routhland“, sagte John Bartholomew endlich. „Ich werde Mr. Webber mitteilen, daß Miss Bradford in ihren Ausgaben keine Beschränkung erfahrt.“ Er räusperte sich, bevor er unsicher hinzusetzte: „Haben Sie schon darüber nachgedacht, Sir, wovon Miss Bradford leben soll, wenn es tatsächlich zum Krieg kommen wird?“
    „Natürlich. Hat sie irgendwann einmal erwähnt, daß sie wegen ihrer Herkunft aus Georgia Anfeindungen ausgesetzt gewesen sei?“
    „Nein, nichts dergleichen. Sie hat sogar damit aufgehört, Sie anzuflehen, heimkehren zu dürfen.“
    „Gut. Sollte irgendwann ein Wort andeuten, daß man Royal Bradford ähnliches zur Last legt, werde ich Sorge tragen, sie auf schnellstem Wege

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