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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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zurückzuholen.“
    „Jawohl, Sir. Sonst noch etwas für heute?“
    „Nein, John, das war alles.“
    Der Sekretär verließ mit einer Verbeugung das Zimmer. Damon Routhland schaute seinem Vertrauten nach. Die Gedanken kehrten sehr bald schon zu der bildhübschen Rothaarigen zurück, die ihn auf dem Ball in der vergangenen Nacht so bezaubert hatte. „John“, rief er dem Sekretär nach, der noch einmal zurückgeeilt kam. „John, sorgen Sie dafür, daß der Gärtner drei Dutzend der schönsten Rosen abschneidet. Man soll sie mit einer Karte bei Miss Darcy Maxwell abgeben.“
    Sonderbar. Mochte er noch so sehr versuchen, sich das verführerische Lächeln Darcy Maxwells zu vergegenwärtigen, immer schob sich ein trauriges Kindergesicht mit unschuldigen Zügen dazwischen. Einmal mehr hatte sich Royal Bradford in Damon Routhlands Sinn eingeschlichen und drohte seine Seelenruhe empfindlich zu stören. Obwohl dieses Mädchen jenseits der Meere weilte, spürte der Herr von Swanhouse Plantation seine Gegenwart immer wieder, und das erregte sein tiefes Mitgefühl. Vielleicht war das nur so, weil sie ihn damals so traurig und verloren angeschaut hatte?
    Ganz in Gedanken versunken, hielt er eine der Kleiderrechnungen in der Hand. Weiß Gott, es war ein recht geringer Preis, wenn man bedachte, daß es um ein elternloses Geschöpf ging, dem zum Glück eigentlich alles fehlen mußte. Was Royal wohl jetzt tun mochte?
    Er konnte nicht wissen, daß sie eine schier endlose Woche hinter sich hatte. Äußerst besorgniserregende Nachrichten hatten sich in London verbreitet. Da war die Rede von bewaffneten Auseinandersetzungen, von einem Scharmützel bei Boston. Es hieß sogar, die stolze britische Garnison habe bei Bunker Will mehr als die Hälfte ihrer Besatzung eingebüßt.
    Die Meinungen gingen weit auseinander, wenn es sich um die gefallenen Einheimischen handelte. Für viele waren die Aufständischen einfach „Abschaum“, der nichts als Unruhe stiften wollte. Anderen Meldungen zufolge aber sollte der britische Oberbefehlshaber Sir William Howe geweint haben, als die Verlustlisten auflagen. Auch hatte er dem König geschrieben, daß es sich bei den Aufständischen keineswegs nur um jämmerliches Pack handelte, wenn das auch vielen in den Kram gepaßt hätte.
    Ziemlich verstört, schlug Royal Bradford ihr Tagebuch auf und schrieb:
     
    Liebster Papa,
    allem Anschein nach ist es unmöglich, einen Krieg zu verhindern. Ich fürchte sehr, daß zwei mächtige Streitmächte einander gegenüberstehen und nicht aufgeben werden, ehe nicht eine davon zu Boden gerungen ist. Es hat mich überrascht, daß es hier in England eine Handvoll vernünftiger Männer gibt, die den Mut aufbringen, die Stimme zornig gegen den König zu erheben. Wie soll das noch enden, was soll nur daraus werden? Gute Nacht, Papa!

6. KAPITEL
     
    London, Frühsommer 1776
     
    Liebster Papa,
    Du wärest glücklich mitanzusehen, wie sehr ich nun anerkannt werde. Hatte ich früher keine Menschenseele, so drängt sich jetzt alles um mich, will meinen Rat und fragt mich um meine Meinung. Freilich ist es am allerschönsten, daß ich in Alissa eine wirkliche Freundin gefunden habe. Ich hatte gehofft, den Sommer mit Tante Arabella zu verbringen, doch sie ist in Rom und kann dieses Jahr nicht nach England kommen. Dafür habe ich eine Einladung erhalten, die Ferien auf Chiswick Castle zu verleben. Ich muß zugeben, daß ich ziemlich aufgeregt bin, was diesen Besuch angeht. Auch gestehe ich, daß ich die Hoffnung hege, Lord Preston wiederzusehen. Ob er sich überhaupt noch an mich erinnert? Ich möchte es hoffen. Gute Nacht, liebster Papa!
     
    Am folgenden Morgen half Hannah ihrer jungen Herrin in das graue Reisekleid und trat einen Schritt zurück, um den hübschen Anblick zu genießen.
    Royal warf einen Blick auf die Reisekörbe, die alle neue Toiletten enthielten. Mit dem Ende der Trauerzeit hatte sie festgestellt, daß sie buchstäblich aus den schwarzen Kleidern herausgewachsen war. Glücklicherweise hatten Mr. Greenburg und Mr. Webber ihr versichert, Mr. Routhland gebe ihr völlig freie Hand bei der Anschaffung einer gänzlich neuen Garderobe. Es war wirklich ein Vergnügen gewesen, nach Herzenslust einzukaufen: Kleider, Hüte, Schuhe, alles, was eine junge Dame aus erstklassigem Hause einfach haben mußte, um bei jeder Gelegenheit richtig angezogen zu sein.
    Hannah rückte das Hütchen auf Royals Locken zurecht und band die Schleife unter dem Kinn, bevor sie nach dem

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