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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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Ende entgegen, und es wurde Zeit, daß Royal auf die Schule zurückkehrte, um dort die unterbrochenen Studien wiederaufzunehmen.
    Freilich hatte sie keinerlei Verlangen mehr, nach Savannah zurückzureisen. England, die Heimat der geliebten Eltern, war schließlich auch nach einer gewissen Zeit die der jungen Royal Bradford geworden.
     
    *
     
    Liebster Papa,
    in den Kolonien tobt der Krieg. Trotzdem habe ich das Gefühl, daß mir das alles unendlich fern ist Ich kann mir nicht vorstellen, daß Menschen wegen einer solchen Nebensächlichkeit wie einer Steuer gegeneinander die Waffen heben müssen. Warum können die Siedler da drüben nicht einfach wie alle anderen Untertanen Seiner Majestät ihre Pflicht erfüllen, statt in den Tod zu gehen? Warum müssen zwei so große und ehrenhafte Völker gegeneinander Krieg führen?
     
    Betroffen legte Royal das Tagebuch beiseite. Eben hatte sie begriffen, daß sie längst nicht mehr das kleine Mädchen war, das sich in einem fremden Land ausgesetzt fühlte. Ihre Meinung hatte eine tiefgreifende Wandlung erfahren, und selbst die alte Treue um Georgia geriet allmählich bedenklich ins Wanken.
    Schon begann Royal Bradford die Ereignisse in den fernen Kolonien mit den Augen der Briten zu sehen, vom Standpunkt der englischen Freunde her zu betrachten. Es war schmerzlich, doch konnte sie die Landsleute nicht mehr vor sich selbst verteidigen. Sie waren es ja gewesen, die diesen Krieg vom Zaun gebrochen und gegen die eigene Heimat die Waffen erhoben hatten. Warum? Diese Frage beschäftigte sie immer von neuem.
    Selbst die erst so geliebte Tante Arabella schien mehr und mehr eine Fremde zu werden. Sie hatte nicht mehr geschrieben und war seit Royals Ankunft nicht mehr nach London gekommen. *Nun bauten die neuen Freunde um Royal Bradford eine ganz andere Welt auf. Auf seltsame Weise entfernte sie sich immer weiter von der Vergangenheit. Nur manchmal, allerdings gerade bei den unpassendsten Gelegenheiten, störte ein Paar goldbrauner Augen ihren inneren Frieden. Dennoch schien das, was in Savannah vor sich gehen mochte, in dem Leben eines anderen Menschen zu geschehen.
    Hin und wieder freilich fragte sich Royal, warum sie überhaupt noch eine Bindung an die Kolonien spüren sollte? Schließlich hatte sie dort keine Verwandten oder Freunde mehr. Sie schrieb nun auch viel seltener in das Tagebuch und hatte überhaupt kein Verlangen, es wie früher täglich zu tun. Sie machte sich oft Gedanken über den Konflikt, der jenseits des Atlantiks unlösbar zu werden drohte, und las alles, was ihr darüber in die Finger kam. Langsam kam Royal Bradford zu der Überzeugung, daß der Krieg von den Leuten in den Kolonien angezettelt worden sein mußte. Da half auch die Erkenntnis nichts, daß man in England eben nur die eine Seite der Medaille betrachten konnte.
    Royal wehrte sich auch gegen den tödlichen Ernst dessen, was sich dort ereignete. Sie war jung und wollte sich unterhalten. So stürzte sie sich lieber Hals über Kopf in das überaus angenehme neue Leben. Sie hatte so vieles auf der Fulham School gelernt und eingesehen, wie wichtig eine angemessene Erziehung für eine junge Dame war. Royal spürte immer mehr, daß sie den Herren begehrenswert erscheinen mochte. Das war ein angenehmes Gefühl.
    Hannah betrat nach kurzem Klopfen das Zimmer, brachte eine große weiße Schachtel und stellte sie auf das Bett. „Das ist für Sie abgegeben worden, Miss Royal.“
    „Ich habe nicht Geburtstag. Wer schickt mir ein Geschenk?“
    „Ich weiß es nicht, Miss Royal. Vielleicht liegt eine Karte dabei.“ Neugierig schaute die Zofe ihre junge Herrin an.
    Mit wachsender Aufregung löste Royal das gelbe Seidenband und hob den Deckel ab. Ein Ausruf der Überraschung wurde laut.
    „Das ist das schönste Kleid, das ich je gesehen habe“, stieß sie hervor. Die schimmernde weiße Seide war am Saum und an den Ärmeln reich mit Silber bestickt, dazu paßte ein Paar zierlicher Silberschuhe. Royal holte die Toilette heraus und wandte sich zum Spiegel. „Sehen Sie nach, ob vielleicht wirklich eine Karte in der Schachtel ist, Hannah.“
    Royal hielt das Kleid an sich und strich mit den Fingerspitzen über das raschelnde weiche Gewebe. Dann zog sie die Stirn kraus. Der Ausschnitt war ziemlich tief, vielleicht etwas zu gewagt für ein junges Mädchen.
    Inzwischen hatte Hannah ein Briefchen ausfindig gemacht und reichte es Royal hin. „Vielleicht schickt es Ihr Vormund, Miss Royal?“
    Sie überließ der Zofe das

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