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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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ergriff der Duke of Chiswick das Wort. „Es liegt bei Ihnen, meinem Bruder zu helfen, Miss Bradford. Ich bin mir nur nicht schlüssig, ob wir das von Ihnen verlangen können.“
    „Ich verstehe nicht, Durchlaucht“, sagte Royal betroffen. „Aber ich versichere Ihnen, alles zu tun, was in meiner Macht steht.“
    Nun faßte die Dowager Duchess sie bei den Händen. „Wir haben vom Premierminister erfahren, daß Ihr Vormund, Colonel Damon Routhland, ein überaus wichtiger und einflußreicher Mann in den Kolonien ist. Wenn Sie ihn darum bäten, würde er gewiß alles daransetzen, daß mein Sohn freigelassen wird. Sie müssen zu Colonel Routhland reisen und ihn anflehen, etwas für Preston zu tun, mein Kind.“
    Auch Lady Alissa, blaß und verweint, beschwor Royal, ihnen zu helfen. Royal wußte nicht, was sie tun sollte.
    „Wenn diese Möglichkeit besteht, will ich sie gern nutzen, das wissen Sie alle. Ist bekannt, wo man Lord Preston gefangenhält?“
    „Nein. Eben nicht. Der Premierminister erfuhr durch eine Depesche des Oberbefehlshabers der königlichen Truppen, daß mein Bruder mit drei anderen Herren in der Nähe von Savannah in Georgia in die Hände der Aufständischen fiel. Deshalb dachten wir, Sie könnten Ihren Vormund dazu bringen, die Auslieferung Prestons durchzusetzen.“
    Die Stimme der Dowager Duchess klang schrill, als sie hinzufügte: „Diese drei anderen hat man später tot aufgefunden.“
    Royal schluckte und kämpfte die Angst nieder, die ihr die Kehle zuschnürte. „Seien Sie beruhigt, Durchlaucht. Wenn es in der Umgebung von Savannah geschehen ist, kann mein Vormund vielleicht wirklich etwas für Lord Preston unternehmen. Andererseits habe ich heute erst von Mr. Routhlands Sekretär erfahren, daß Savannah unter britischer Rechtsprechung ist. Von dort aus müßte ich also mit meinen Nachforschungen beginnen.“ Sie wandte sich entschlossen an den Duke. „Wie komme ich schnellstens in die Kolonien, Durchlaucht?“
    „Wie Sie richtig erwähnen, ist halb Georgia in unserer Hand. Man wird also Mittel und Wege finden, Sie sicher und wohlbehalten nach Savannah zu bringen, Miss Bradford.“
    Mutter und Tochter beschworen Royal, sich für Preston einzusetzen.
    „Ich will sehen, was ich erreichen kann.“ Zwei bedeutende Männer hatten bisher ihren Weg gekreuzt. Konnte sie es wagen, den einen als Werkzeug der Rettung des anderen zu benutzen? „Wann kann ich reisen?“
    Die Dowager Duchess bangte um den Sohn, daß er schmählich leiden könnte, und Lady Alissa schluchzte krampfhaft. Der Duke dagegen versprach, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit Royal in den nächsten Tagen schon an Bord des ersten Schiffes gehen könne, das nach den Kolonien Segel setzte. Die Duchess murrte, es könne ihrem Schwager nicht schaden, einmal eine Schattenseite des Lebens kennenzulernen, und handelte sich damit eine zornige Bemerkung der Schwiegermutter und darauf noch einen tadelnden Blick des Gatten ein.
    Der Duke zog Royal beiseite, so daß seine Mutter die folgenden Worte nicht hören konnte.
    „Als mein Nachfolger auf den Titel des Duke könnte mein Bruder in der Hand der Rebellen zu einer politischen Geisel werden. Ich wünsche also nicht nur meiner Mutter wegen, daß er unbeschadet zurückkehren möge, sondern auch im Interesse der Krone.“
    „Ich verstehe, Durchlaucht“, entgegnete Royal. „Aber erwarten Sie nicht zuviel, wenn ich auch alles daransetzen werde, Ihren Bruder zu befreien.“
    Mit einem ihm bisher völlig fremden Gefühl der Achtung betrachtete der Duke of Chiswick das junge Mädchen. „Sie sind eine ungewöhnlich mutige und entschlossene Frau, Miss Bradford. Wir werden immer in Ihrer Schuld stehen. Und für jetzt, seien Sie versichert, daß unsere besten Wünsche Sie begleiten.“
     
    *
     
    Bitterkalt fegte der Wind über den Atlantik. Royal Bradford stand an der Reling der „Dover“ und fühlte eine eigenartige Erregung, als sie sich dem Ziel der Reise, dem Hafen von Savannah, näherten. Sie würde wieder in der Heimat sein, in deren Erde die Eltern begraben lagen und mit der sie etwas verband, das sich nie würde verdrängen lassen, auch wenn sie sich das bisher eingeredet hatte. Der Ruf des Matrosen aus dem Mastkorb verkündete, daß Land in Sicht war und die Küste von Georgia vor ihnen lag.
    Eine Stunde später segelte die „Dover“ in die Mündung des Savannah River. Eine Woge schwerer Düfte und Gerüche wehte heran, vertraut und lange entbehrt, und ließ Erinnerungen

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