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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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lebhaften Briefwechsel geführt.“
    Er riß die Augen weit auf und forschte in den Zügen der Besucherin. Das Haar saß tadellos und war modisch gepudert. Ein grünes Brokatkleid verriet die erstklassige europäische Schneiderin.
    „Ist es denn möglich? Sind Sie tatsächlich Miss Bradford? Aber Sie … ich meine, Sie sollten … Sie sind kein Kind mehr.“
    „Seien Sie versichert, daß Sie sich nicht irren. Ich bin es leibhaftig, geradewegs aus England und ein bißchen erwachsener, das ist alles.“
    Für Sekunden verschwand die geschäftsmäßige Maske von seinem Gesicht, und ein warmes Lächeln spielte um seinen Mund.
    „Ich kann es bloß nicht glauben, daß Sie hier sind, Miss Bradford.“ Die Erinnerung an die Befehle seines Brotgebers ließ ihn die Stirn runzeln. „Haben Sie denn meinen Brief nicht erhalten, Miss Bradford? Mister Routhland wollte doch … Er wird nicht sehr erfreut sein zu erfahren, daß Sie sich über seine Wünsche hinweggesetzt haben. Die Zeiten sind im Moment so unsicher …“
    „Ich habe Ihr Schreiben bekommen, Mr. Bartholomew, aber eine dringende Angelegenheit trieb mich trotzdem hierher. Ein lieber Freund befindet sich in Gefahr, und ich hoffe, daß mein Vormund helfen kann.“
    John Bartholomew schüttelte bekümmert den Kopf. „Aber Mr. Routhland ist nicht hier.“
    Sie schenkte ihm ihr gewinnendstes Lächeln. „Doch Sie können mir verraten, wie ich mich mit ihm in Verbindung setzen kann, Mr. Bartholomew.“
    „Ich könnte mich versucht fühlen, Ihnen dabei behilflich zu sein. Nur beweisen Sie mir vorher, daß Sie wirklich die echte Miss Bradford sind. Sie machen mir einen sehr englischen Eindruck, und wie Sie sprechen …“
    Sie lachte belustigt auf. „Verwundert Sie das nach vier Jahren auf einer der besten englischen Schulen?“ Schnell wieder ernst, fragte sie ihn: „Was muß ich tun, um Ihre Zweifel zu zerstreuen?“
    Er überlegte eine Weile. „Wie heißt das Pferd, das Mr. Routhland für Sie zum Geburtstag hat hinüberschiffen lassen, Miss Bradford?“
    „Der Name der Stute ist Enchantress, mein Vater war Douglas Bradford, meine Tante ist Arabella, eine bekannte Schauspielerin, in Rom mit einem Conte verheiratet. Tobias und Alba Beemish verwalten für mich mein Haus in Savannah. Genügt das?“
    „Das sind Dinge, die viele Menschen wissen können“, gab er zu bedenken.
    „Ich weiß es zu schätzen, daß Sie so treu zu meinem Vormund stehen, und ebenso, daß Sie niemals meinen Geburtstag vergessen haben. Ich danke Ihnen dafür, daß Sie sich vier Jahre lang um mich gekümmert haben. Denn wenn auch der Name meines Vormundes auf den Geschenken stand, die aus Savannah nach London kamen, so bin ich sicher, daß Sie es waren, der sie besorgte und verschickte.“
    John Bartholomew war ganz verlegen, konnte aber seine Rührung nicht verhehlen, als Royal einen raschen Schritt auf ihn zutrat und ihn herzlich auf die Wange küßte.
    „Ja, Sie müssen Miss Bradford sein. Niemand sonst könnte so altklug gewesen sein, das herauszufinden.“
    „Verraten Sie mir jetzt, wo ich Mr. Routhland erreichen kann? Ich muß ihn so schnell wie möglich treffen.“
    Er schien bekümmert. „Ich weiß zwar, wo er vor einem Monat zu finden gewesen wäre, doch die Zeiten sind so wechselhaft. Wie soll ich Ihnen sagen, wo Mr. Routhland sich heute aufhalten mag?“
     
    *
     
    Charles Town in South Carolina
     
    Der Wind trieb den feuchten Nebel von den Sümpfen der Ebene herüber und hüllte damit die Nacht in einen geisterhaften Schleier. Das unfreundliche Wetter schien freilich die Gäste nicht fernzuhalten, die sich mit wohlberechneter Regelmäßigkeit im Haus des Majors Leaman einzufinden pflegten. Eine Kutsche nach der anderen fuhr vor. Die Insassen stiegen aus. Der Wagen machte dem nächsten Platz.
    Drinnen lehnte Colonel Damon Routhland am Treppengeländer und beobachtete die Paare, die im Tanz vorbeiwirbelten. Die Blicke der Tochter des Hauses schweiften immer wieder vergeblich zu dem gutaussehenden Mann in voller Galauniform. Er gab vor, sie nicht zu bemerken. Ganz und gar nicht in der Laune, die Gesellschaft zu besuchen, hatte er sich dazu gezwungen, um nicht unhöflich zu erscheinen. Er war fest entschlossen, sich so schnell wie möglich wieder aus dem Staub zu machen, sobald sich Gelegenheit dazu bot.
    Er hätte nicht sagen können, was ihn bewog, sich umzudrehen. Doch als er sich der Tür zuwandte, traf sein Blick eine Dame, die nicht nur ihm auffiel, sondern von allen

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