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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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ähnlich ungewissen Lage. Damals war die Erde über dem neuen Grabhügel frisch aufgeschichtet gewesen. Heute überspann das Moos die letzte Ruhestätte des Vaters. Beide Gräber waren gepflegt. Gewiß hatten die Beemishs dafür gesorgt. Royal fühlte eine Aufwallung herzlicher Dankbarkeit für die alten Getreuen.
    Noch einen letzten Blick warf Royal auf die beiden Hügel, bevor sie sich abwandte und zu der wartenden Kutsche zurückeilte. Es war hohe Zeit, sich um die Lebenden zu kümmern. Preston Seaton mochte in Gefahr sein und brauchte Hilfe.
    Der Wagen näherte sich Swanhouse Plantation. Das stattliche Herrenhaus im englischen Stil erhob sich gegen den tiefblauen Himmel, offensichtlich unversehrt, und Royal atmete wie befreit auf. Ihre Befürchtungen hatten sich als unbegründet erwiesen, hier war nichts während der Kampfhandlungen zerstört worden. Das dreistöckige Gebäude war aus rotem Backstein erbaut und bot einen überaus eindrucksvollen Anblick. In der kristallklaren Oberfläche eines Teiches spiegelte sich das Landhaus. Vier große Brunnen in Schwanengestalt wetteiferten, wenn auch versiegt, mit den lebendigen Tieren, die auf der glatten Fläche dahinglitten.
    Der Kutscher lenkte die Pferde die Auffahrtsrampe hinauf bis zur Freitreppe, und Royal blickte überrascht auf die großzügige Anlage. Was der Vater ihr von Swanhouse Plantation erzählt hatte, kam auch nicht annähernd an die Wirklichkeit heran. Über den massiven Eingangstorflügeln schmiegten zwei holzgeschnitzte Schwäne die schlanken Hälse aneinander. Darunter las sie: „Möge jeder, der durch diese Pforte tritt, hier Schutz finden!“
    Royal befahl dem Kutscher, auf sie zu warten. Es würde nicht allzulange dauern. Sie eilte die breiten Stufen hinauf und wollte eben den metallenen Türklopfer in Bewegung setzen, als die Hälfte des Tores aufgetan wurde und ein offensichtlich verblüffter ältlicher Diener auf der Schwelle erschien.
    „Was kann ich für Sie tun, Madam?“
    „Gehe ich recht in der Annahme, daß der Herr des Hauses nicht anwesend ist?“
    Der Lakai musterte die ihm unbekannte Lady argwöhnisch. „Master Damon ist seit Monaten nicht hiergewesen, Madam.“
    Sie erriet seine Absicht und kam ihm zuvor. „Dann führen Sie mich zu John Bartholomew“, sagte sie bestimmt.
    Immer noch schien der Diener zu zögern. „Und wen darf ich Mr. Bartholomew melden, Madam?“
    Sie trat an ihm vorbei entschlossenen Schrittes in die Eingangshalle, jede Abwehr so im Keim zu ersticken.
    „Royal Bradford.“
    „Wollen Sie mir bitte folgen, Madam?“ Der Butler verbeugte sich und führte Royal durch den weiten Raum und einen langen Korridor entlang. Dicke Teppiche dämpften jeden Laut, kostbare Orientteppiche waren es. Schließlich öffnete der Lakai eine hohe Tür und bat Royal hier zu warten, bis er Mr. Bartholomew verständigt habe.
    Sie sah sich aufmerksam um. Dies war die Bibliothek. Alle Wände waren von Regalen bedeckt, in denen sich Bücherreihe an Bücherreihe schloß. Durch die tiefen Bogenfenster flutete das helle Licht der Morgensonne herein. Tapeten und schwere Vorhänge waren aus sanft rotem flämischen Samt. Familienporträts aus der Werkstatt namhafter europäischer Meister prunkten in geschnitzten Goldrahmen. In der Nähe des Kamins erhob sich ein breiter Schreibtisch. Der mit gutem Geschmack ausgestattete Raum zeugte von ungewöhnlichem Reichtum.
    Zwei schwarzweiß gefleckte Hunde lagen vor dem riesigen Kamin und nahmen kaum Notiz von der Besucherin. Gewiß hatte ihr Herr viel Zeit hier verbracht, und sie spürten seine Nähe immer noch.
    Plötzlich wurde eine Tür geöffnet, und ein kleiner Mann erschien auf der Schwelle. Mit offensichtlich argwöhnischem Blick kam er auf Royal zu. Royal musterte den Sekretär, der vier Jahre lang das einzige Bindeglied zu Savannah für sie bedeutet hatte. Sie hatte ihn sich so ähnlich vorgestellt, nur war er wohl etwas älter und ganz ergraut.
    „Ich hatte gehofft, Sie würden mich erkennen, Mr. Bartholomew. Gewiß hätte ich gewußt, wer Sie sind, wenn ich Ihnen auf der Straße begegnet wäre.“ Sie lächelte ihm zu. Ja, dieser John Bartholomew entsprach in allem seiner Art, Briefe zu schreiben. Er war korrekt, genau, steif und unverbrüchlich seinem Herrn ergeben. Als er immer noch kein Wort sagte, lachte sie schelmisch.
    „Ach, Mr. Bartholomew, wissen Sie wirklich nicht, wer ich bin? Zwar haben wir noch nie persönlich miteinander gesprochen, doch eine ziemlich lange Zeit einen

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