Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
Vom Netzwerk:
aufsteigen, freundliche und düstere. Mit klopfendem Herzen gestand sich Royal ein, wie sehr sie Savannah vermißt hatte. Mit brennenden Augen blickte sie in die Dunkelheit. Wo würde Damon Routhland zu finden sein? Und wenn sie ihm gegenüberstand, würde er auch bereit sein, ihr zu helfen und sich für Lord Preston Seaton verwenden?
    Der Kapitän trat neben Royal. Er hatte sich während der ganzen Überfahrt gewundert, wie eine so schöne junge Frau, von Geheimnissen umgeben, allein in die Kolonien reisen konnte. Immerhin schien die Dame in höchst wichtiger geheimer Mission unterwegs zu sein, denn seine Befehle lauteten, sie sicher und unbeschadet an ihr Ziel zu bringen. Sie hatte also hinter sich hohe Vertreter der Gesellschaft stehen.
    „Im Auftrag des Duke of Chiswick darf ich Sie zum Hauptquartier des Oberbefehlshaber unserer britischen Truppen in Savannah geleiten, Madam, und Colonel Campbell ein Handschreiben übergeben, wonach er Sie in jeder Hinsicht unterstützen sollte.“ Er verbeugte sich tief. „Einige meiner Leute werden Ihr Gepäck von Bord bringen, sobald die Morgendämmerung einsetzt. Ich selbst sorge dafür, daß Sie ungesehen Ihren Bestimmungsort erreichen, Madam.“
    So würde das also sein. Wie ein Dieb in der Nacht kehrte Royal Bradford in die Heimat zurück, verstohlen und im Schutze der Dunkelheit. So hatte sie sich die Ankunft in Savannah nicht vorgestellt, so wahrhaftig nicht. Royal blickte ins Leere und sah im Geiste die Stadt vor sich, die Hafenanlagen, die Kirchtürme, die in den Himmel aufragten, die Alleen mit den bemoosten Eichenbäumen, ein wahres Paradies von Schönheit und magischem Zauber. Hier gab es kaum das, was man in England Winter nannte, höchstens eine etwas kühlere Jahreszeit, mild und keineswegs frostig.
    Royal Bradford schloß die Augen und dachte an den stillen Kirchhof mit den beiden Gräbern.
    „Ich komme, Papa“, sagte sie unhörbar. „Ich komme nach Hause.“ Dann riß sie sich zusammen. Es galt erst einmal, Damon Routhland aufzusuchen und ihn zu überzeugen, daß er sich für die Freilassung Lord Preston Seatons einsetzen würde.
    Ohne jeden Zwischenfall verlief die Landung, und Royal verbrachte den ersten Tag und die folgende Nacht in einem Gästezimmer des Hauptquartiers des Oberbefehlshabers, Colonel Campbell.
    Campbell versicherte sie jeder denkbaren Unterstützung bei dieser ungewöhnlich wichtigen Mission. Die militärische Eskorte lehnte Royal jedoch dankend ab und fuhr endlich in einer leichten Kutsche, die von einem livrierten Diener gelenkt wurde, zur Stadt hinaus. Da Royal die Suche nach Colonel Damon Routhland auf Swanhouse Plantation beginnen wollte, konnte sie sich nicht unbedingt unter britischem Schutz dorthin begeben. Sie hoffte, daß der Sekretär, Mr. Bartholomew, ihr verraten würde, wo sie den Vormund treffen könnte.
    Die Pferde trabten unter strahlend blauem Himmel dahin. Royal sah sich vergeblich nach vertrauten Gesichtern um. Die Straßen wimmelten von Engländern in den roten Uniformen, und aus einem unerfindlichen Grund störte ihre Gegenwart sie empfindlich. Die Schäden, die bei der Einnahme der Stadt entstanden waren, taten Royal in der Seele weh. Häuser waren niedergebrannt, die Scheiben zahlreicher Laden eingeschlagen worden. Sie fragte sich im stillen, wie wohl das Vaterhaus bisher den Krieg überstanden haben mochte. Doch dafür war jetzt keine Zeit. Erst mußte sie Damon Routhland ausfindig machen, der auf der gegnerischen Seite als Colonel im Einsatz stand.
    Trotz aller Verwüstung und Zerstörung hatte Savannah überlebt, und Royal hatte das unbestimmte Gefühl, daß die Stadt auch nicht untergehen würde. Die Sorge um Tobias und Alba Beemish verdrängte sie, sosehr sie sich auch danach sehnte, die beiden Getreuen wiederzusehen. Erst mußte Preston frei sein. Der Gedanke daran, daß dieser liebenswerte Mann irgendwo in einem Kerkerloch lag, zerrte an ihren Nerven.
    Bei dem Kirchhof ließ sie den Kutscher halten und fand sich unversehens in eine andere Zeit versetzt. Royal hastete durch die Eisenpforte den schmalen Weg entlang und stand endlich unter dem Eichenbaum vor dem Grabe des Vaters und der Mutter.
    Die Hände in stummem Gebet gefaltet, ließ Royal die Vergangenheit noch einmal an sich vorüberziehen. Da hatte ein kleines Mädchen fröstelnd im Regen geweint und Abschied genommen, um einer unbekannten und dräuenden Zukunft entgegenzureisen. Die junge Lady, die nun hierhergekommen war, befand sich wieder in einer

Weitere Kostenlose Bücher