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Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Titel: Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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ausmachen, wenn ich darauf bestehe, die Ssenda {5} Ihrer Wehrhaften Jungfrauen zu inspizieren, um mich über den Zustand der dortigen Waf fenkammern zu informieren.«
    Die kalte, kalkulierte Provokation, die angedrohte Schändung eines heiligen Ortes, zeigte Wirkung. Die Mütter verhehlten nicht ihre Empörung. »Kein zwanghaft penetrantes Tier wird je die Reinheit der Ssenda beflecken«, sagte die Erzmutter heftig.
    Barakuda hob die Brauen. »Ich bin kein Tier, sondern ein Botschafter des Commonwealth. Betrachten Sie mich für die Dauer meines Aufenthalts als geschlechtslos. Wie die gekreuzigten Sklaven und die gepfählten Frauen.«
    Eine der Befehlenden Mütter knurrte förmlich: »Läufige Hündinnen, die mindere Tiere in den Besitz von Schreib zeug gebracht haben. Tiere brauchen nicht zu schreiben.«
    Barakuda nickte. Er genoß es, endlich zuschlagen zu dürfen, aber er bezähmte seine kalte Wut. »Ich bestehe auf einer Untersuchung der Ssenda. Andernfalls muß ich davon ausgehen, daß Sie Schußwaffen besitzen.«
    »Undenkbar. Dieser Schändung können wir nicht zustimmen.«
    Dante schloß einen Moment lang die Augen. Er dachte an die Lordkanzlerin des Commonwealth, die Gouverneurin des Protektorats, die Oberste Richterin des Territoriums; mit leiser Sehnsucht an die Chefin der Rechenanlage; an Begheli und Zhízhora, die Frauen der Flotte, die Fischerinnen, die Obfrauen und Heilerinnen der Shil, die Jäger bei der Säuglingspflege und die Jägerinnen beim Ausweiden erlegten Wilds; er bedauerte die Urmütter, die einem patriarchalischen Terrorregime entflohen waren, und verfluchte ihre Nachkommen, deren Regime von gräßlicher Perfektion war; er bedachte die Kunstwörter von Pasdan, mit denen Ableitungen ursprünglich männlicher Bezeichnungen ausgemerzt werden sollten, fragte sich, ob die Scharlach-prim besser war als eine Scharlach-Fürstin, dachte an Besitz- und Abhängigkeitsverhältnisse in Wörtern, daran, daß ein Bürger des Commonwealth diesen Status auch dann nicht verlor, wenn er auf einem Asteroiden oder unter Wasser lebte und nie eine Burg gesehen hatte, daß calculus ein zum Rechnen verwendetes Kalksteinchen war und man trotzdem mit einem Großrechner kalkulierte, daß beim Hyperfunk nichts sprühte, daß ein Krieger Frieden halten und ein Jäger Obst essen konnte; daß Wörter nicht auf magische Weise mit dem Bezeichneten identisch waren, sondern dieses nur andeuteten; daß historische Gewalt in einem Wort keine gegenwärtige Gewalt in der Realität gewährte; daß der Priester für die Priesterin so grenzenlos unwichtig war wie die Burg für den Bewohner des Asteroiden und daß man wegen alter Wörter nicht das Universum umwerfen mußte; daß, wenn es sprachlicher Terrorismus war, die Prim »Fürstin« zu nennen, dann auch ein Bäcker, der nicht buk, sondern spazierenging, das Recht haben mußte, jeden zu erschlagen, der ihn »Bäcker« nannte, weil dies in der Freizeit eine Versklavung zu Zwangsarbeit war; er entwarf eine Sprache, in der jener Bäcker nicht mehr Bäcker, sondern Mensch-der-sein-Brot-mit-Brotbacken-verdient-aber-gerade-spazierengeht hieß und Dante Barakuda hybride-Mischung-aus-metaphysischem-Poeten-und-falsch-buchstabiertem-Raub fisch-in-Form-eines-unfrohen-Botschafters-der-vor-sich-hin- phantasiert …
    Dann lachte er kalt und stand auf. »Sie haben Waffen«, sagte er. »Wir wissen es. Sie sind mit den Banditen ein Bündnis eingegangen, um in unserer Toten Zeit Cadhras auszuschalten. Wenn später wieder Schiffe kommen, wird eine neue Regierung in Cadhras sitzen, und ihr werden eini ge Shil-Renegaten angehören, und sie werden das Shilgat-Abkommen kündigen. Und Sie glauben, das Commonwealth sieht zu?«
    Die Mütter hatten sich ebenfalls erhoben. Die Erzmutter sagte kalt: »Sie phantasieren, Emissär. Gehen Sie. Sofort.«
    »Ich phantasiere nicht. Ich weiß, daß ein Frachter namens Nadir über dem Meer Waffen abwirft, daß ein Schiff namens Varli Soleyn dem Agenten Diamanten von der Insel Kar’ayis bringt, daß die Mütter von Pasdan über Kanonen verfügen.« Er sagte diese Sätze schnell und hart, als sie bereits unter dem Portal angekommen waren. Nur Pechfackeln erhellten den Platz; Bondak mußte genug Zeit gehabt haben.
    Er wandte sich wieder an die drei Frauen. »Rufen Sie Ihre Flotten zurück. In ein paar Tagen komme ich wieder, und ich komme nicht allein. Pasdan wird unter die direkte Kontrolle des Gouvernements gestellt. Sie haben keine Bedenkzeit; ich erwarte Ihre

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